Herne. Eins der 55 Problemhäuser in Herne hat einen neuen Besitzer. Noch immer aber sorgen Ratten und Lärm für Ärger bei Nachbarn. Was die Stadt sagt.
Ratten, Ruhestörungen, Bauschutt: Die Liste der Beschwerden der Nachbarn des Hauses an der Kurhausstraße 104 in Herne ist lang. In einem anonymen Schreiben haben sie sich nun an die Politik gewandt. Schon seit Jahren ist das Haus als Problemimmobilie bekannt. In einer Sitzung der Bezirksvertretung Eickel wollte die SPD-Fraktion nun den aktuellen Stand von der Stadtverwaltung erfahren.
2017 wurde das Haus aufgrund eines Kakerlaken-Befalls von der Wohnungsaufsicht als unbewohnbar erklärt. Das Gebäude wurde damals als Problemimmobilie eingestuft. Nachdem die Stadt zunächst den Plan hatte, das Gebäude selbst zu erwerben, konnte ein neuer Eigentümer gefunden werden. Mit dem privaten Käufer sei eine Sanierungsvereinbarung getroffen worden, in der er für die Wiederherstellung verpflichtet worden sei, sagte Nils Hartmann vom Büro des Oberbürgermeisters in der Sitzung. Bis zum 31. Dezember 2021 habe der Eigentümer nun Zeit, das Gebäude herzurichten.
Nachbarn beschweren sich über Herner Schrottimmobilie: „Außen hui, innen pfui“
Im Dezember 2020 sei das Objekt von der Wohnungsaufsicht besichtigt worden, da laut Eigentümer die ersten Wohnungen zu beziehen gewesen seien. Dabei habe sich gezeigt, dass noch Restarbeiten erledigt werden müssten: „Auch die Flure wiesen zu diesem Zeitpunkt noch erhebliche Mängel auf.“
Der Eigentümer sei aufgefordert worden, diese Arbeiten vorzunehmen. Bei einer Kontrolle im Juli dieses Jahres habe sich an dem Zustand nur wenig geändert. Von der Straßenseite habe das Gebäude nun zwar einen verbesserten Eindruck gemacht, im Hof habe jedoch noch immer viel Bauschutt von den Modernisierungsarbeiten gelegen. Vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung sei der Eigentümer dann aufgefordert worden, den Schutt zu beseitigen, „dem ist er auch nachgekommen“, so Hartmann.
„Das Gebäude wurde zwar gestrichen, an einer professionellen Sanierung scheint jedoch kein Interesse zu bestehen“, schreiben die Nachbarn in ihrem Brief. Ganz nach dem Motto: „Außen hui, innen pfui.“
Trotz Polizei hat sich die Situation in Herne an der Kurhausstraße nicht verbessert
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Auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Immobilie scheinen Probleme zu bereiten. „Extrem laute Musik und Schreie“ seien teilweise bis zur Hauptstraße zu hören, beschreiben die Nachbarn, die aufgrund von Angst vor Repressionen ihre Namen nicht nennen wollen. Kleinkinder spielten auf dem Bürgersteig und liefen spontan auf die stark befahrene Kurhausstraße. Die Polizei sei bereits mehrfach am Haus gesichtet worden, „der Zustand hat sich jedoch leider nicht verbessert“.
Auch mit Ratten hätten die Nachbarn mittlerweile zu kämpfen. An den Häusern Nummer 104 bis 108 gebe es die Plage, berichtet ein Nachbarn in der Sitzung der Bezirksvertretung. „Im Garten sind sie mir schon durch die Beine gelaufen.“ Zwei Rattenfallen seien bereits aufgestellt worden, das habe nicht viel gebracht. „Da muss mehr passieren“, so der Anwohner.
Ordnungsamt kontrolliert das Haus in Herne täglich
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Der Stadt seien die Probleme bekannt, immer wieder kämen anonyme Hinweise, so Hartmann. Bei anlassbezogenen Kontrollen durch das Ordnungsamt seien jedoch keine Hinweise auf die Vorwürfe festgestellt worden. Das Objekt werde vom KOD mindestens einmal täglich kontrolliert. Diese Kontrolldichte bleibe auch weiterhin bestehen.
Jedoch könne die Verwaltung anonymen Hinweisen nur bedingt nachgehen, zudem sei sie weder für zivil- oder nachbarschaftliche Streitigkeiten zuständig. Auch eine Mediation seitens der Stadt könne nicht geleistet werden, „gerade wenn sich die Beschwerdeführer hinter der Anonymität verstecken und nicht direkt mit den Nachbarn kommunizieren.“ Sollte es zu ahnbaren Verstößen kommen, könnten diese zur Anzeige gebracht werden, sofern eine nachbarschaftliche Ansprache nicht erfolgreich sei, so Hartmann.
>>>2017 für unbewohnbar erklärt
Das Mehrfamilienhaus an der Kurhausstraße 104 wurde von Bulgaren bewohnt, als es 2016 und 2017 laut Stadt zunehmend zu Konflikten kam (Vermüllung, Ungezieferbefall etc.).
Kurz nachdem im Juli 2017 die Wasserversorgung aufgrund von Zahlungsrückständen eingestellt wurde, ließ die Stadt das Haus für unbewohnbar erklären und räumen.
Ende 2020 gab es nach Angaben der Stadt 55 so genannte Problemimmobilien in Herne. Vor fünf Jahren waren es mit 22 nicht mal halb so viele.