Herne. Positive Pool-Tests an Grundschulen sorgen für Unmut: Viele Schüler müssen derzeit zu Hause bleiben, obwohl sie bereits negativ getestet wurden.

Zweimal wöchentliche Pool-Tests sollen in Grund- und Förderschulen für mehr Sicherheit im Präsenzunterricht sorgen. Doch schon in den ersten Tagen nach den Sommerferien bringen sie vor allem auch eines: Unsicherheit. Denn fehlende Testergebnisse nach positiven Pool-Tests treiben ganze Klassen in Quarantäne und Eltern in die Verzweiflung.

An der Kolibri-Schule zeigten beispielsweise am vergangenen Mittwoch gleich zwei Pool-Tests von vierten Klassen ein positives Ergebnis. Die Eltern wurden noch am selben Abend darüber informiert. Bis 8.30 Uhr am folgenden Morgen muss in solchen Fällen ein Einzeltest jedes Kindes bei der Schule abgegeben werden, der bereits im Vorfeld von den Schulen verteilt wird.

Herne: Schüler trotz negativem PCR-Test weiter in Quarantäne

„Am Donnerstagabend haben wir das Ergebnis bekommen, dass unser Sohn negativ ist“, sagt ein betroffener Vater. Doch kurz danach habe ihn die Schulleitung informiert, dass sein Sohn dennoch weiter in Quarantäne bleiben müsse, da nicht alle Testergebnisse vorlägen. „Er ist jetzt laut Gesundheitsamt offiziell in Isolation und wir hängen seit Donnerstag in der Luft“, ärgert sich der Vater. Sein neunjähriger Sohn sei ebenfalls gefrustet. Er spricht von einer Ungleichbehandlung auf Kosten der Kinder, wenn sich Urlauber aus Hochrisikogebieten freitesten könnten, Schüler aber nicht.

Glücklich scheint auch die Stadt mit dieser Lösung nicht zu sein und teilt auf Anfrage mit: „Es wäre im Interesse aller Beteiligten, dass von Seiten des Ministeriums Regelungen vorgegeben werden, wie bei längeren Wartezeiten bis zur Auflösung des Pools vorgegangen werden soll.“ Jede Regelung auf kommunaler Ebene berge das Problem, dass interkommunal ein Flickenteppich an Vorgehensweisen entstehe, welcher die Akzeptanz der Maßnahmen bei Betroffenen mindere, so Stadtsprecherin Nina Haupt.

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Auch für Schulleiterin Stephanie Lakomy keine einfache Situation, wie sie der WAZ erklärt. „So lange nicht alle Testergebnisse da sind und wir nicht wissen, welche Kinder tatsächlich positiv getestet werden, können wir die Sitznachbarn nicht bestimmen, die in Quarantäne müssen“, begründet sie das Vorgehen. Und so lange muss die ganze Klasse zu Hause bleiben, auch wenn bereits ein negatives Testergebnis vorliegt. „Die Eltern sind natürlich nicht gerade amüsiert“, weiß sie und zeigt dafür vollstes Verständnis.

7-Tage-Inzidenz bei Fünf- bis 15-Jährigen bei 341,6

Es seien „diverse Gründe“, warum bei beiden Klassen noch nicht alle Testergebnisse vorlägen. Genauer benennen möchte sie diese öffentlich aber nicht. Neben überlasteten Laboren gebe es bei den Pool-Nachtestungen häufig ein weiteres Problem, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini: „Manche Eltern, die kein deutsch sprechen, bekommen die Registrierung der PCR-Tests alleine nicht hin.“ Denn es ist vorgesehen, dass Eltern die Probe ihres Kindes mit Hilfe eines QR-Codes im Internet registrieren. Zum Teil würden die Schulen das bereits für die Eltern übernehmen, „sonst würde es gar keinen Unterricht mehr geben“.

Denn die Altersklasse der Fünf- bis 15-Jährigen steckt sich in Herne in der vierten Welle derzeit besonders stark an. In den vergangenen sieben Tagen wurden laut Stadt insgesamt 48 Fälle in dieser Altersklasse gemeldet. Das macht eine 7-Tages-Inzidenz von 341,6 - so hoch wie in keiner anderen Altersgruppe und deutlich über der stadtweiten Inzidenz, die am Dienstag bei 128,1 lag.

Schulamtsdirektorin für kürzere Quarantäne

Und jede Infektion bringt für direkte Sitznachbarn und Kontaktpersonen eine 14-tägige Quarantäne mit sich. Ein vorzeitiges Freitesten ist derzeit nicht möglich. In der Grundschule sei das Bestimmen von Kontaktpersonen besonders schwierig, da die Kinder nicht still am Platz sitzen blieben, so Christoph-Martini. Zudem hätten sich erste Schulleiter bei ihr gemeldet, die zu Bedenken geben, dass nach gemeinsamem Sportunterricht ohne Maske in der Turnhalle oder auch dem Schwimmunterricht mit zwei Klassen gleichzeitig, eigentlich sämtliche Schüler bei einem positiven Fall als Kontaktperson gewertet werden müssten. Das Schwimm- und Sportkonzept müsse vielleicht noch mal überdacht werden, so Christoph-Martini.

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Die Herner Schulamtsdirektorin würde eine kürzere Quarantänezeit für Kontaktpersonen in der Schule befürworten: „Die Kinder könnten doch aus der Quarantäne heraus nach einer Woche einen PCR-Test abgeben, den die Eltern zur Schule bringen und der mit den Pool-Tests der anderen Klassen ins Labor geschickt wird“, so ihr pragmatischer Vorschlag. Ist der negativ, könne das Kind am nächsten Tag wieder in die Schule zurück.