Herne. Bereits zum Beginn des Schuljahrs vermelden Schulen in Herne einige Corona-Fälle. Etliche Kinder sind nach wenigen Schultagen wieder zu Hause.

Kaum sind die Sommerferien vorüber, sitzen auch schon wieder einige Schülerinnen und Schüler zu Hause in Quarantäne. Allein in den ersten vier Schultagen wurden an den Schulen in Herne 27 Kinder und Jugendliche positiv getestet (Stand Dienstagnachmittag). Das teilt die Stadt auf WAZ-Anfrage mit. Lehrkräfte seien derzeit keine erkrankt.

Betroffen sind aber nicht nur die positiv getesteten Kinder, sondern auch jene, die zur Sicherheit mit in Quarantäne geschickt werden. Meist seien es drei bis sechs Kinder, die als Sitznachbarn und enge Kontaktpersonen mit in Quarantäne müssten, so Andrea Christoph-Martini. An einer Schule wurden zur Sicherheit gleich die gesamten 26 Kinder nach Hause geschickt. Insgesamt seien in Herne über alle Schulformen verteilt 147 Kinder in Quarantäne, teilt Stadtsprecher Patrick Mammen am Dienstagnachmittag mit.

Herne: Mehr als 100 Kinder ins Distanzlernen geschickt

Für sie alle und ihre Familien hat sich die Hoffnung auf mehr Normalität im Schulalltag bereits nach den ersten Schultagen in Luft aufgelöst. Besonders bitter: Der erste Pool-Schnelltest für einige Erstklässler am Montag fiel in zwei Klassen positiv aus. Für sie hieß es am vierten Schultag ihres Lebens direkt wieder: ab nach Hause.

Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini hatte auf mehr Normalität zum Beginn des neuen Schuljahres gehofft.
Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini hatte auf mehr Normalität zum Beginn des neuen Schuljahres gehofft. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Eigentlich soll das Ergebnis der Einzel-Nachtestungen nach einem Tag vorliegen und Klarheit darüber herrschen, ob es wirklich einen positiven Corona-Fall in der Klasse gibt, welches Kind betroffen ist und welche Mitschüler das Gesundheitsamt ebenfalls in Quarantäne schickt. Doch die Eltern einer Grundschulklasse in Herne warten am Dienstag bereits seit fünf Tagen auf das Ergebnis des Labors, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini. Vier Einzelergebnisse fehlten, und deshalb müsse die gesamte Klasse weiter zu Hause bleiben. Das sorge bei einigen Eltern für Unmut.

Mehr Fälle als vor den Sommerferien

Auch die Realschule an der Burg hatte am Montag bei den regelmäßigen Selbsttests in der Schule bereits zwei positive Proben. „Es scheint gehäufter zu sein als vor den Ferien“, sagt Schulleiter Stefan Lindemann. „Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.“ Derzeit warteten sie noch auf die Ergebnisse der offiziellen Tests, so lange befänden sich die betroffenen Schüler und in einem Fall zur Sicherheit auch bereits die Sitznachbarn im Distanzlernen. Für die Lehrerkollegen bedeute das eine zusätzliche Belastung, wenn parallel der normale Präsenzunterricht stattfindet und die Schüler zu Hause ebenfalls mit Aufgaben versorgt werden müssten.

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Während aber manche Tablet-Klasse an der weiterführenden Schule ihre Schüler einfach zum Präsenzunterricht dazu schalten kann, müssen Grundschüler in Quarantäne wieder alleine ihre Arbeitsblätter bearbeiten. „Wir haben nicht mehr die Struktur für das Distanzlernen bereitstehen“, bedauert Christoph-Martini. „Ich hätte gehofft, dass wir das Infektionsgeschehen länger noch einigermaßen im Griff behalten, so die Schulamtsdirektorin. „Vor den Sommerferien war das Infektionsgeschehen deutlich geringer, höchstens die Hälfte.“ Dennoch sei die absolute Zahl, bezogen auf die Gesamtschülerzahl, besonders im Grundschulbereich noch überschaubar.

Elternvertreter: Situation ist alternativlos

Für Elternvertreter Henrich Kleyboldt von der Schillerschule ist die Situation sowieso alternativlos: „ Es ist besser, wenn die Kinder in die Schule gehen und auch mal in Quarantäne müssen, als wenn sie wieder komplett zu Hause wären“, sagt der Schulpflegschaftsvorsitzende und fünffache Vater. Der Präsenzunterricht sei enorm wichtig und die drohenden psychischen Schäden bei Kindern in Dauerisolation viel zu groß. Außerdem seien Kinder nur äußerst selten schwerer erkrankt.

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Die Schulamtsdirektorin beobachtet die Entwicklung der Inzidenz mit Sorge: „Vor gut einer Woche waren wir in Herne bei 50, jetzt liegen wir über 100. Das ist ein exponentielles Wachstum. Wenn das so weitergeht, sind wir zu den Herbstferien bei 400.“ Stefan Lindemann hofft, dass sich die Lage wieder entspannt: „Die Reiserückkehrer müssten nun erstmal erfasst sein“, sagt er. Und er hat eine Hoffnung: „Vielleicht ist es im Vergleich zum letzten Jahr umgekehrt und die Lage beruhigt sich zum Herbst hin - auch durch die bessere Impfquote.“

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Impfungen bei Lehrern

Wie viele Lehrerinnen und Lehrer geimpft sind, kann Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini nicht sagen: „Das dürfen wir wegen des Datenschutzes nicht erheben.“ Bei den Lehrern scheine in Herne aber eine gute Impfmoral zu herrschen.

Christoph-Martini betont die Bedeutung einer Impfung besonders bei dieser Berufsgruppe noch einmal, denn im Grundschulbereich gebe es keine feste Sitzordnung und die Kinder liefen auch herum. „Es wäre notwendig, dass alle geimpft sind, so wären sowohl die Kollegen als auch die Kinder auf der sicheren Seite.“ Schließlich gebe es in Deutschland eine Schulpflicht und vor allem junge Kinder, die sich selbst nicht impfen lassen können, würden so geschützt werden.