Herne. Die Quarantäne-Regeln an Schulen seien ein Lockdown durch die Hintertür, sagt die Sprecherin der Herner Kinderärzte und kritisiert sie scharf.

Das Schuljahr hat kaum begonnen und schon sitzen Hunderte Schülerinnen und Schüler wieder zu Hause in Quarantäne. „Das ist eine Vollkatastrophe, was sich da anbahnt“, kritisiert die Sprecherin der Herner Kinderärzte, Dr. Anja Schulenburg, die Praxis der 14-tägigen Quarantäne. „Wir machen die Clubs auf, aber die Schulen durch die Hintertür zu.“ Schließlich drohten regelmäßige Quarantänezeiten für die Kinder.

Deshalb stellt sie die Frage: „Wer soll das leisten?“ Die Eltern hätten ihre Kinderkrankentage schnell aufgebraucht, das Kind werde in der derzeitigen Situation nicht einmal digital beschult. Sie gibt zu bedenken: „Wir werden nicht mehr ganz sicher sein. Wenn wir die unter 12-Jährigen nicht impfen können, müssen wir mit der Durchseuchung anfangen.“ Dabei sei sie weiter für regelmäßige Tests, um infizierte Kinder zu isolieren.

Herner Kinderärztin: Freitesten sollte nach fünf Tagen möglich sein

Aber: „Symptomfreie Kinder 14 Tage zu Hause zu lassen, nur weil der Sitznachbar positiv ist, ist der falsche Weg“, sagt Schulenburg. Dafür sei das Infektionsgeschehen an den Schulen zu gering. „Das ist ein Schullockdown durch die Hintertür“, ärgert sie sich und fordert dringende Nachbesserung bei den Quarantäne-Regeln. Somit sollten sich Sitznachbarn ihrer Meinung nach spätestens fünf Tage nach dem positiven Test der Kontaktperson per PCR-Test freitesten lassen können.

Dr. Anja Schulenburg, Sprecherin der Herner Kinderärzte, kritisiert die 14-tägige Quarantäne von symptomfreien Kindern scharf.
Dr. Anja Schulenburg, Sprecherin der Herner Kinderärzte, kritisiert die 14-tägige Quarantäne von symptomfreien Kindern scharf. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Die sozialen Folgen sind sonst katastrophal“, warnt die Kinderärztin. Auch die Eltern befänden sich am Limit. „Die Familien werden im Moment zu wenig gehört, die Fußballvereine schon, so hat man den Eindruck.“ Da bestehe „dringender Nachbesserungsbedarf.“ Gleiches gelte im Übrigen für Kita-Kinder, bei denen zum Teil eine ganze Kita-Gruppe wegen eines positiven Falls in Quarantäne muss.

Wenn der gesellschaftliche Weg hin zu Öffnungen gehe, müsse ein Restrisiko generell in Kauf genommen werden. Die Testungen sollten mit Sinn und Verstand stattfinden. „Die Quarantänezeiten sollten wir deutlich reduzieren. Das ist sonst eine große Gefahr für die Kinder, Eltern und Familien.“

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