Herne. Die Preise für Immobilien sind im vergangenen Jahr in Herne enorm gestiegen. Wie tief man derzeit laut LBS-Studie in die Tasche greifen muss.

Die Immobilienpreise sind in Herne im vergangenen Jahr noch einmal enorm gestiegen. Das geht aus der bundesweiten Studie „Markt für Wohnimmobilien“ hervor, die jährlich von der Landesbausparkasse (LBS) veröffentlicht wird. Wer in Herne ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung erwerben möchte, muss nun deutlich tiefer in die Tasche greifen.

„Die Situation auf dem Immobilienmarkt hat sich durch Corona noch mal verschärft“, erläutert Björn Eckey, Immobilienexperte der Herner Sparkasse. Das Angebot sei weiter gesunken, die Nachfrage aber gestiegen – das führe zu der deutlichen Preisentwicklung nach oben. Seine Vermutung: „Viele waren durch Corona in ihren Wohnungen gefangen.“ In der Pandemie besinne sich so mancher stärker auf die eigenen vier Wände und der Wunsch nach einem eigenen Garten wachse.

Herne: Preise für Immobilien teilweise „erschreckend“

Ein Rechenbeispiel: Auf dem Neubaumarkt kostet laut LBS eine 100 Quadratmeter große Eigentumswohnung in Herne im Schnitt 310.000 Euro. Ein Jahr zuvor waren noch 250.000 Euro angesetzt. Das ist ein Preisanstieg von 24 Prozent. Ein gebrauchtes Eigenheim mit 120 Quadratmeter Wohnfläche, kostet wegen der hohen Nachfrage laut LBS-Studie im Schnitt 360.000 Euro. Laut der Studie von 2020 hätte es noch 300.000 Euro gekostet.

Björn Eckey ist Immobilienmakler im Immobiliencenter der Herner Sparkasse.
Björn Eckey ist Immobilienmakler im Immobiliencenter der Herner Sparkasse. © Herner Sparkasse

Die derzeitigen Preise seien teilweise „erschreckend“, sagt auch Immobilienprofi Eckey. Zum Teil würden Preise aufgerufen, die hätte er sich vor drei Jahren nicht zu nennen gewagt. Doch wegen der hohen Nachfrage ist es heute anders: „Wer eine Immobilie haben möchte, muss sich schnell entscheiden“, sagt er. „Es ist kaum noch möglich, den Preis nachzuverhandeln.“ Natürlich sei die Nachfrage von Zustand und Lage des Objektes abhängig, aber im guten Zustand dürfe man auch viel verlangen.

Corona hat Markt noch verschärft

Die angespannte Angebotslage habe sich durch Corona noch mal verschärft. Und der eine oder andere könne durch die Pandemie mehr Eigenkapital vorweisen, da es während des Lockdowns weniger Möglichkeiten gab, sein Geld auszugeben und vielerorts gespart wurde. Gleichzeitig habe sich der Lockdown nicht negativ auf die Besichtigungstermine ausgewirkt, die unter Einhaltung der Hygienerichtlinien größtenteils stattfinden konnten.

„Das Preisniveau ist in Herne im Vergleich zu den Nachbarstädten noch moderat“, betont Eckey. Deshalb würden auch Menschen aus dem ganzen Ruhrgebiet in Herne ein Zuhause suchen. Vor allem im angrenzenden Bochum liegt der Durchschnittspreis laut LBS für beispielsweise eine 100 Quadratmeter große Eigentumswohnung auf dem Neubaumarkt mit 390.000 Euro noch mal 80.000 Euro über dem in Herne. Das Preisniveau in Gelsenkirchen (290.000 Euro für 100 qm) und Castrop-Rauxel (250.000 Euro) liegt, folgt man der LBS-Veröffentlichung, im Schnitt aber hinter dem in Herne.

Experte: Preise werden wohl weiter steigen

Vor allem bei Häusern, idealerweise noch mit Garten, sei die Nachfrage in Herne groß, aber auch Wohnungen seien zunehmend gefragt – sowie Mehrfamilienhäuser als Geldanlage. Als Stadtteile seien weiterhin Eickel und Herne-Süd besonders beliebt. Da Herne aber nicht so groß sei, komme es hier mehr auf das Objekt als den Stadtteil an.

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Trotz hoher Nachfrage und steigender Preise warnt der Immobilienfachmann aber vor übereilten Käufen: „Man sollte jetzt nicht auf Biegen und Brechen irgendwas kaufen.“ Dabei scheint für Eckey bei der Entwicklung auf dem Immobilienmarkt kein Ende in Sicht: „Ich fürchte, solange das Zinsniveau so bleibt, werden die Preise bei steigender Nachfrage weiter so anziehen.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Niedrige Hypothekenzinsen

Die Zinsen für Hypotheken sind auch zu Beginn des Jahres 2021 noch einmal gesunken. So liegt ein Wohnungsbaukredit mit einer Zinsbindung über fünf bis zehn Jahre laut Deutscher Bundesbank bei einem Jahreszins von 1,03 Prozent. 2012 lag er noch bei 3,05.

• Wie lange diese ungewöhnliche Situation noch anhält, ist laut LBS nicht vorhersehbar. Allerdings gehen sinkende Zinsen einher mit teilweise stark steigenden Immobilienpreisen. Bauherren und Käufer kämen deshalb nicht umhin, ausreichend Eigenkapital einzubringen.

• Alle aktuellen Immobilienpreise und Veränderungen von über 900 Orten in Deutschland sind unter lbs-mfw.de abrufbar.