Herne. Ein spezieller Schrebergarten soll Palliativpatienten in Herne aus ihren Krankenzimmern holen. Der Verein „Basis e.V.“ gründete diesen Ort.

Ein Schrebergarten wie jeder andere: Sonnenblumen, Kürbisse und Radieschen, Kohlrabi, Sitzgelegenheiten und ein Hochbeet mit Erdbeeren - auf den ersten Blick zumindest. Denn die Schrebergartenparzelle an der Holper Heide soll alles andere als gewöhnlich genutzt werden: Sie ist der Palliativgarten des Vereins „Basis e.V.“.

Vereinsgründer Benjamin Vogel erklärt, was dahinter steckt: „Wir wollen Menschen, die nur noch palliativ behandelt werden, ermöglichen, etwas anderes zu sehen als nur noch ein Pflegeheim oder Krankenzimmer.“ Der Garten soll all jenen und ihren Angehörigen zur Verfügung stehen. Wer palliativ behandelt wird, erhält nur noch schmerzlindernde Medikamente, nicht aber mehr solche, die die Ursachen einer Krankheit bekämpfen.

Herner Palliativgarten für vielfältige Nutzung

„Palliativ behandelt zu werden, heißt aber nicht, dass man nichts mehr unternehmen kann“, betont Roberto Gentilini, der Vereinsmitglied bei „Basis e.V.“ ist. Der Palliativgarten soll deshalb Abwechslung bieten und könne vielfältig genutzt werden: zum Entspannen, Lesen, Gärtnern, Kuchen essen, Gitarrenspielen oder für nette Gespräche beispielsweise.

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Wie wichtig solche Abwechslung ist, hat Vogel im persönlichen Nahbereich erfahren: „Mein Vater ist an Corona verstorben und lag zuvor isoliert alleine auf einer Station“, erzählt er. Alleine zu sterben, sei für ihn eine grausame Vorstellung und auch als Angehöriger schwer auszuhalten. „Ich habe gesagt: Ich lasse meinen Vater nicht alleine sterben - entweder komme ich rein oder er raus“, erinnert sich Vogel.

Garten privat gekauft und dem Verein geschenkt

Er fand Mittel und Wege und kam schließlich auf die Idee eines Palliativgartens. „Mein Vater war immer ein Gartenfreund, ein geschützter Rahmen wie dieser hätte ihm gefallen“, ist sich Vogel sicher. Die Parzelle hat er privat gekauft und dem Verein geschenkt. Durch Spenden ist der weitere Umbau des Schrebergartens möglich geworden.

„Zuvor gehörte der Schrebergarten einem Taubenzüchter, hier sah es aus wie Kraut und Rüben“, sagt Vogel. Ehrenamtlich hat der etwa 15-köpfige Verein den Vorgartenbereich und die Innensanierung schon fast vollständig gestemmt.

Tiere ziehen ein

„Die Firma Leickel aus Herne hat uns ein Bad spendiert, weil sie die Idee so toll findet“, freut sich Vogel. Neben einem Grillplatz sollen künftig auch Tiere einziehen: „Wir wollen Kaninchen und Zwergseidenhühner anschaffen“, sagt Gentilini.

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Das solle Menschen, die vielleicht alleine in den Palliativgarten kämen, körperliche Kontakte ermöglichen. Abgeschlossen sein soll der komplette Umbau noch im Oktober, auch eine Eröffnungsfeier ist dann geplant.

Prominenter Schirmherr

„Mit dem Schauspieler Jürgen Vogel haben wir auch einen prominenten Schirmherren“, freut sich Gentilini. Auch für Fortbildungen will der Verein, der hauptsächlich Palliativberatung anbietet, den Garten nutzen.

Am wichtigsten aber ist den Mitgliedern die Nutzung durch die Palliativpatienten: Sie sollen Leben in den Garten bringen - auch, wenn sie am Ende ihres eigenen stehen.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Begleitung in der letzten Lebensphase

Der Verein „Basis e.V“ wurde von Benjamin Vogel gegründet. Ziel des Vereins ist es, Schwerkranke in der letzten Lebensphase zu begleiten und beispielsweise Hilfestellung bei Anträgen und Hilfsmitteln zu leisten.

• Der Verein leistet außerdem Aufklärungsarbeit in Schulen, berät zum Thema Patientenverfügung und vermittelt Palliativärzte. „Basis e.V.“ ist per Mail erreichbar unter palliativberatung-basis@gmx.de.