Herne. Nach zwei ausgefallenen Spielzeiten befindet sich der Theaterverein finanziell in einer misslichen Situation. Die Kosten laufen weiter.

„Und ewig rauschen die Gelder“: Der Titel des Stücks klingt unter den aktuellen Umständen wie blanke Ironie. Denn von einer berauschenden Finanzlage kann bei dem Wanne-Eickeler Amateurtheater Fidele Horst nicht die Rede sein - trotz umsichtigen Wirtschaftens.

Schon im April 2020 hätte die Komödie mit dem oben genannten Titel ihre Premiere im Mondpalast feiern sollen, doch Corona machte Fidele Horst einen Monat vorher einen Strich durch die Rechnung.

Spielleiter Olaf Weichert bei einer Probe des Theaters Fidele Horst im März 2019.
Spielleiter Olaf Weichert bei einer Probe des Theaters Fidele Horst im März 2019. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Die Fans, die zumeist längst eine Karte hatten, hatten die Wahl, berichtet Olaf Weichert, der langjährige Spielleiter des inzwischen 102 Jahre alten Amateurtheaters: Entweder das Eintrittsgeld zurück oder das Ticket als Gutschein für eine der folgenden Inszenierungen. Nur jeder Fünfte habe sein Eintrittsgeld zurückverlangt. Der Vorstand beschloss, das bis dato eingenommene Geld auf ein Sonderkonto zu überweisen und es nicht in die Vereinskasse zur Deckung der laufenden Kosten einfließen zu lassen. Niemand sollte „einen finanziellen Schaden durch die Absage erleiden- außer wir selbst“, so Weichert. Gleichzeitig bedeutete dies aber, „dass wir im Jahr 2020, abgesehen vom üblichen städtischen Zuschuss und den Mitgliedsbeiträgen, keinerlei weitere Einnahmen generieren konnten.“

Fixe Kosten laufen weiter

Als die Aufführungsreihe 2021 abermals abgesagt wurde, verschärfte sich die finanzielle Situation deutlich. Zwar hatte der Verein für 2020 und 2021 keine inszenierungsabhängigen finanziellen Kosten - z.B. für Tantiemen, Saalmiete, Kostüme oder Bühnenbau - doch liefen die Fixkosten weiter. Insgesamt falle eine vierstellige Summe pro Monat an, erklärt Weichert, für die Miete der Vereinsräume an der Königstraße, für Energie und Versicherung, Unterbringung der Bühnenausstattung und einiges mehr.

So stellte der Verein einen Antrag auf „Überbrückungshilfe II NRW“, „da wir steuerrechtlich betrachtet als Betrieb gelten, aufgrund unserer Verpflichtung zur Abführung von Körperschaft- und Gewerbesteuer.“ Doch der Antrag wurde abgelehnt.“ Begründung: „Der Antragsteller ist nicht antragsberechtigt, da er zum Stichtag 29. Februar 2020 keinen Beschäftigten hatte. Ehrenamtliche Mitarbeiter werden bei der Ermittlung der Anzahl der Beschäftigten nicht berücksichtigt.“

Hoffnung auf Überbrückungshilfe III

Tobias Weichert führt Regie beim aktuellen Stück „Und ewig rauschen die Gelder“. 
Tobias Weichert führt Regie beim aktuellen Stück „Und ewig rauschen die Gelder“.  © Fidele Horst

Nachdem eine „restriktive Ausgabenpolitik“ es Fidele Horst ermöglicht habe, das Kalenderjahr 2020 trotz nur geringer Einnahmen zu überstehen, hoffe man jetzt auf Zahlung der Überbrückungshilfe III. Weichert sieht dafür größere Chancen, da die einschränkende Vorschrift zum Ehrenamt, die zur Ablehnung des ersten Antrages geführt habe, in dieser Form nicht mehr existiere. Gemeinnützige Unternehmen könnten Ehrenamtliche berücksichtigen, heiße es nun in den Vorschriften.

„Sollten wir beim Zweitantrag erneut nicht berücksichtigt werden, wird es sehr eng“, prophezeit Weichert, zumal niemand absehen könne, „was uns in Zukunft pandemiebedingt erwartet“. Die Kontaktaufnahme zur Kulturverwaltung und einigen Kommunal- und Landespolitikern sei bisher „ohne zählbaren Erfolg“ geblieben. „Der Wille zum Helfen ist zwar unverkennbar gegeben, offenbar mangelt es bisher jedoch an den Möglichkeiten.“

Den Zuschauerinnen und Zuschauern gibt Tobias Weichert als Vorsitzender mit, dass Fidele Horst die feste Absicht habe, das Stück nun 2022 nach Ostern zur Aufführung zu bringen.

Leicht werde das nicht: „Wir müssen mit der Probenarbeit bei Null anfangen.“

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