Herne. Im Rahmen der Strünkeder Sommerstunden machten am Wochenende die „Wallfahrer“ anm Schloss Station und boten eine skurrile Mitmach-Show.

Als reisende Händler sind die Wallfahrer mit ihrem alten Karren an so manch abgeschiedenem Ort gewesen, um ihren nicht unbedingt vertrauenserweckenden Plunder an ihre Opfer - pardon - Kunden zu bringen. Am vergangenen Samstag öffnete das magische Künstlerduo im Hof des Schloß Strünkede seinen rustikalen Verkaufsstand und verblüffte mit etwas mehr als plumpen Taschenspielertricks, die sich eine überschaubare Zahl an Besuchern unter blauem Himmel nicht entgehen lassen wollte.

Auch, wenn das ungleiche Duo von Damon und Torx auf einem regulären Wochenmarkt mit seinem kuriosen und mitunter leicht entflammbaren Krempel wohl eher ein Räumungskommando, als klingelnde Kassen heraufbeschwören würde, zeigten sich ihre Zuhörer äußerst angetan und bereit, auch mal genauer hinzuschauen und sich buchstäblich für die interaktive Vorführung auf die Folter spannen zu lassen.

Auch die Zuschauer wurden einbezogen - wie hier Franziska Künne aus Kaufbeuren im Allgäu.
Auch die Zuschauer wurden einbezogen - wie hier Franziska Künne aus Kaufbeuren im Allgäu. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Liebevoll gestaltet Kulisse aus rostigen Kanonen und vergessenen Truhen

An die Hand wurden sie dafür jedoch nur im übertragenen Sinn genommen, denn damit auch die letzten unliebsamen Lebewesen von den Händen weggetötet werden, ist vorher eine Lösung aus einem seltsam vertraut anmutendem Apparat im Used Look von Nöten. Unheilvolles Wabern stößt die detaillierte und liebevoll gestaltete Kulisse aus rostigen Kanonen, vergessenen Truhen und schiefen, in rissige Balken geschlagene Nägel aus. Auch die handgeschneiderten Kostüme, irgendwo zwischen Zombieapokalypse und Mad Max, tragen wunderbar zur Glaubwürdigkeit zweier skurriler und völlig aus der Welt gefallener Charaktere bei, die auch nicht lockerließen, als anfängliche Zurückhaltung vielleicht vernünftige Skepsis ausdrückte.

Doch da bewirkte ein von sich ablenkender Blick in die Handtasche sein Gegenteil - und ehe sich die Dame aus dem Publikum versah, wurde ihr ein Transplantationsapparat um den Kopf geschnallt, der jedoch glücklicherweise nicht ganz passen wollte. Getreu dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“ half da die ebenso glücklicherweise bereitstehende Guillotine. Alles natürlich nur Spaß, der Kopf blieb dran und Applaus begleitete die mehr oder weniger Freiwillige zurück auf ihren Platz.

Technische Probleme hemmten den Spielfluss

Die teils etwas langatmige Erklärungen bremsten jedoch hier und da den Spielfluss der beiden Akteure etwas aus, auch sorgten technische Probleme im Laufe der Show für Zwangspausen, die eher bemüht überspielt werden. Alles halb so wild, denn die sommerlichen Temperaturen sorgten eben auch bei der Technik für erhitze Gemüter, was für eine Premiere zu verkraften ist und irgendwie auch zum guten Ton einer solchen gehört.

Angst vor Spritzen waren da das viel größere Problem einer jungen Frau, die sich doch mutig ihrem Schicksal hingab und nur durch ihr verabreichtes Glücksserum den Nagel nicht auf den Kopf traf. Dieser nämlich versteckte sich unter einem der drei Hüte und sorgte für einen Hauch von Nervenkitzel, der mit einem beherzten Schlag ins Ungewisse geschürt wurde. Ein Gesichtsschutz schirmt dabei vor etwaigen Blutspritzern, ein zusammengeflickter Handschuh vor einer Fehlentscheidung, die jedoch von Damon am Krankenhausaufenthalt vorbeidirigiert wurde. Nach einer Stunde mit ein paar lodernden Flammen, Explosionen und viel Schweiß endete die Vorstellung mit erlösendem und freudigem Applaus und der Erkenntnis, beim nächsten Impulskauf vielleicht doch noch einmal über die Konsequenzen nachzudenken.

>>> STRÜNKEDER SOMMERSTUNDEN WERDEN FORTGESETZT

Die Darsteller Norman Hesse aus Bochum und der Wittener Jens Esser sind hauptberuflich Heilpädagoge und Sozialarbeiter und lernten sich während ihrer Tätigkeit als Hobbydarsteller im Movie Park kennen. In dieser Zeit entwickelten sie die beiden Charaktere, Kostüme und Requisiten in Eigenregie im Sinne des Do-it-Yourself-Gedanken, bis sie als Wallfahrer bei der Extraschicht 2018 Premiere feierten.

Weitere Termine der Strünkeder Sommerstunden: 25. Juli: Doug Adkins Trio (Konzert); 31. Juli und 1. August: Boardwalk-Theater (Theater-Comedy-Akrobatik); 7. August: Exit Casablanca (Theater); 8. August: Ta Ta Ta Taa (Theater). Infos: www.herne.de/PDF/Kultur/Veranstaltungen/Str%C3%BCnkeder-Sommerstunden_Flyer_web.pdf