Herne. Im Corona-Jahr sind rund 800 Minijobs in Herne weggefallen. Die IG BAU fordert nun, 450-Euro-Stellen sozialversicherungspflichtig zu machen.

In Herne sind im vergangenen Jahr rund 800 geringfügig entlohnte Arbeitsverhältnisse weggefallen. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit. Innerhalb von zwölf Monaten sei ihre Zahl um acht Prozent auf zuletzt 9700 gesunken.

Die IG BAU beruft sich hierbei auf neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. „Der Rückgang zeigt, dass Minijobs alles andere als krisenfest sind. In unsicheren Zeiten kürzen Firmen zuerst bei den 450-Euro-Kräften, die allerdings weder Anspruch auf das Kurzarbeiter- noch auf das Arbeitslosengeld haben“, kritisiert Gabriele Henter. Die Bezirksvorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund fordert, Lehren aus der Pandemie zu ziehen und Betroffene besser zu schützen. Minijobs müssten ab dem ersten Euro sozialversicherungspflichtig werden.

350 Beschäftigte in Herner Reinigungsfirmen haben einen Minijob

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In der Gebäudereinigung seien prekäre Arbeitsverhältnisse besonders stark verbreitet und würden insbesondere für Frauen zum Karriere- und Armutsrisiko. Laut Arbeitsagentur zählten die Reinigungsfirmen in Herne Ende vergangenen Jahres rund 350 Beschäftigte, die einen Minijob als alleiniges Einkommen haben. Das sind 26 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Branche. Die IG BAU rät Beschäftigten, die während der Pandemie ihren Minijob verloren haben oder um dessen Verlust fürchten, Hilfe bei der Gewerkschaft zu suchen.

„Die Politik setzt mit den abgabenfreien Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize“, so Henter. Nur wenn für die Beschäftigten künftig Beiträge zur Arbeitslosen-, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung gezahlt würden, könnten sie wirksam geschützt werden. Die nächste Bundesregierung müsse das Thema dringend anpacken. Die von der Union geforderte Anhebung der Verdienstgrenze auf 550 Euro sei hingegen der falsche Weg und würde die prekäre Beschäftigung ausbauen, statt sie einzudämmen, warnt die IG BAU. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sind im Zuge der Corona-Pandemie bundesweit 870.000 Minijobs verloren gegangen.