Essen. Peter Weber zeigt seine Sammlung im Emschertalmuseum: Der 80-Jährige besitzt rund 3000 Modellautos und 50 Eisenbahnen – aber auch Puppenstuben.
Ein Modell der Titanic, ein Riesenrad, eine Blechrakete aus Ungarn, Kasperlefiguren und das gute alte „Fang den Hut“: Die Sammlung von Peter Weber lässt nicht nur Kinderaugen strahlen, sondern auch Historikerherzen höherschlagen. Britta Heidemann sprach mit dem 80-Jährigen über die Leidenschaft fürs Spielzeug.
Herr Weber, seit wann sammeln Sie Spielzeug?
Peter Weber: Als ich Kind war, wollte meine Mutter mein Spielzeug immer weggeben, sobald ich älter wurde. Ich hatte aber eine langfristige Strategie entwickelt und diese durchgesetzt: Alles behalten! Und ich hatte drei ältere Brüder, die haben ihr Spielzeug an mich verkauft, als sie in die Pubertät kamen und Geld brauchten, um Mädchen einzuladen. Da konnte ich zu Schnäppchenpreisen zuschlagen, musste aber zuweilen doch ein halbes Jahr abbezahlen. In späteren Jahren bekam ich dann viel als Leihgabe aus der Familie. Das Riesenrad etwa gehört meinem ältesten Bruder, der das auch gebaut hat.
Wieso sind Sie selbst nicht aus dem Spielzeugalter herausgewachsen?
Einfach, weil ich Spaß daran hatte. Die meisten Kinder lösten sich, wenn sie älter wurden – ich habe Konstanz bewiesen. Selbst gespielt habe ich allerdings auch nicht sehr lange. Irgendwann war ja alles vollgestellt mit meinen Sammelobjekten.
Was waren die allersten Stücke ihrer Sammlung?
Ich erinnere mich sehr gut an ein Auto, dass ich mir 1949 in Karlsruhe gekauft habe, als ich meine Großeltern besuchte. Da gab es bei einem Trödelhändler einen Märklin-Stromlinienbus, Baujahr 1938, für eine Mark und fünfzig Pfennige. Das war alles, was ich hatte, und damals sehr viel Geld! Aber: Heute wird ein Bus wie dieser bei Auktionen gehandelt für 1500 bis 2000 Euro. Das war in meinem Leben die beste Investition von der Rendite her, und das Ganze ohne Bankberatung! (lacht)
„Was passiert mit der Sammlung, wenn ich sie nicht mehr betreiben kann?“
Sie haben heute Stücke aus aller Welt, haben Sie die ersteigert?
Nein, obwohl ich die Auktionen durchaus verfolge. Ich habe nach dem Abitur in Gelsenkirchen und dem Jurastudium in Freiburg und Würzburg bei den Chemischen Werken Hüls in Marl angefangen, war zunächst für die Lizenzen zuständig und bin viel gereist. So konnte ich, wann immer Zeit war, meine Sammlung ausbauen.
Wie groß ist Ihre Sammlung heute?
So ganz grob sind es an die 3000 Modellautos und 50 Eisenbahnen, vielleicht zehn Ritterburgen, 30 Puppenstuben… aber auch Hand- und Kasperlepuppen gehören dazu, oder Brettspiele. Mein Problem ist, was passiert mit der Sammlung, wenn ich sie nicht mehr betreiben kann? Ich möchte sie gerne im Ruhrgebiet halten, wenn eine Institution geneigt wäre, das fortzuführen, dann wäre ich sehr aufgeschlossen.
Wie hat sich Spielzeug im Laufe der Zeit verändert?
Nehmen wir die Modelleisenbahnen: Sie sind heute so stark digitalisiert, dass ein Sechsjähriger damit gar nicht umgehen kann. Deshalb haben sich die Hersteller immer mehr auf ältere Kunden ausgerichtet. Wenn eine Lok 900 Euro kostet – das ist nichts mehr für Kinder! Was, wenn da Einer drauftritt! Deshalb versuchen die Modelleisenbahnhersteller nun, mit günstigen, weniger komplexen Systemen junge Kunden zu gewinnen.
„Spielzeugwelten“ im Emschertalmuseum Schloss Strünkede in Herne. Bis 9. Januar 2022. Di – Fr 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Sa 14 bis 17 Uhr, So 11 bis 17 Uhr. Eintritt Erwachsene 3,50 Euro, Kinder oder Jugendliche (6 bis 17 Jahre) 50 Cent. Infos: emschertal-museum@herne.de.