Herne. Schwimmen im Rhein-Herne-Kanal ist lebensgefährlich. Wo in Herne die Gefahren lauern, sagt DLRG-Wachleiter Heiko Dieter Nieswandt.

Schwimmen in Gewässern kann tödlich sein – das zeigte zuletzt der Badeunfall am Rhein, wo drei Mädchen ertranken. Wo lauern Gefahren in Herne? Darüber sprach die WAZ mit Heiko Dieter Nieswandt (36), leitender Wachführer der DLRG in Herne.

Wo lauern – jenseits der Freibäder – Gefahren an Herner Gewässern?

Gerade bei sommerlichen Temperaturen besuchen die Bürger den Rhein-Herne-Kanal im Bereich Wanne-Eickel und am Herner Meer. Seichtes Wasser, Berufsschifffahrt und Steinpackungen stellen die Wassersportler vor große Herausforderungen. Scharfe und spitze Metall- oder Kunststoffgegenstände sind oft nicht erkennbar und sorgen für schwerwiegende Verletzungen.

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Im Vergleich zum Rhein wirkt der Rhein-Herne-Kanal harmlos. Täuscht das?

Definitiv. Auch den Kanal sollte der Wassersportler nicht unterschätzen. Buhnen, im Wasser befindliche Unebenheiten, Steinpackungen und Hindernisse verändern die Strömung beziehungsweise Unterwasserströmung, woraus erhebliche Gefahren für den Schwimmer resultieren. Nicht zu vergessen ist die Sog-Wirkung beziehungsweise der Wellenschlag von Schiffen und Booten auf den Binnenschifffahrtsstraßen. Verlorene Ausrüstungsgegenstände von Booten, etwa Holzbalken, Seile und Leinen, sollten ebenfalls als gefährlich eingestuft werden.

Mit dem Boot unterwegs zwischen der Stadtgrenze Gelsenkirchen im Westen und der Grenze Castrop-Rauxel im Osten: DLRG-Wachleiter Heiko Nieswandt.
Mit dem Boot unterwegs zwischen der Stadtgrenze Gelsenkirchen im Westen und der Grenze Castrop-Rauxel im Osten: DLRG-Wachleiter Heiko Nieswandt. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Wir hatten zuletzt herrliche Sommertage und nach mehr als einem Jahr Corona-Lockdown drängt es die Leute ans Wasser – eigentlich normal, oder?

Ja. Aufgrund der anhaltenden pandemischen Lage suchen die Leute Ausweichmöglichkeiten. Die Bürger wollen für eine kurze Zeit etwas Normalität. Öffentliche Gewässer bieten daher eine optimale und kostengünstige Alternative. Corona hat auch uns Retter vor enorme Herausforderung gestellt. Teilweise wurde die Zufahrt zur Wasserrettungswache durch die Badegäste unüberlegter Weise blockiert.

Wo ist das Baden am Kanal aktuell erlaubt?

Das Baden ist dort erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Verboten ist es definitiv 100 Meter ober- und unterhalb im Bereich von Brücken, Schleusen, Hafeneinfahrten, Liege- und Anlegestellen, in gekennzeichneten Bereichen und dort, wo die Schifffahrt behindert wird. Brückenspringen ist grundsätzlich verboten.

Apropos Brückenspringen: Häufig zu beobachten sind junge Leute, die im Übermut in voller Montur ins Wasser springen. Warum kann das riskant sein?

Dieses unüberlegte Verhalten birgt viele Gefahren. Kleidung saugt sich voll Wasser und zieht den Schwimmer noch schneller nach unten in die Tiefe. Außerdem kann man mit Kleidung schneller an spitzen Gegenständen, die sich unter Wasser befinden, hängen bleiben. Eine korrekte Badebekleidung ist hier das Nonplusultra. Denn weniger ist manchmal mehr.

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Wann und wo patrouilliert die DLRG in Herne?

Die DLRG des Bezirks Herne/Wanne-Eickel ist ehrenamtlich aufgestellt und auf ihre motivierten Mitglieder und Spenden angewiesen. Wir sind von circa Mai bis September an den Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr im Rahmen der öffentlichen Gefahrenabwehr vor Ort. Unser Einsatzgebiet erstreckt sich von der Stadtgrenze Gelsenkirchen im Westen bis zur Grenze Castrop-Rauxel im Osten. Unser Einsatzbereich umfasst somit 10,2 Kilometer. Bei sommerlichen Temperaturen achten wir aber nicht auf die Uhr und sind auch, je nach Besucherandrang, länger vor Ort, um den Bürger ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Hat die DLRG in diesem Jahr schon Leute aus dem Wasser holen müssen?

Nur zu Übungszwecken. Wir pflegen ein sehr kollegiales und freundschaftliches Verhältnis zur hiesigen Berufsfeuerwehr und üben regelmäßig gemeinsam den Ernstfall. Wir sind auch Anlaufstelle für medizinische Notfälle und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Ein Wachdienst ohne Einsätze ist ein guter Tag – denn dann geht es dem Bürger gut.

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>> WEITERE INFORMATIONEN: ZUR PERSON

Heiko Dieter Nieswandt (36) ist ehrenamtlich bei der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Bezirk Herne/Wanne-Eickel tätig.

Er ist ausgebildeter Wasserretter, Rettungsschwimmer und Ausbilder und bei der DLRG in der Wache an der Belgorodstraße leitender Wachführer. Hauptberuflich ist er Notfallsanitäter und Ausbilder im Rettungsdienst in Essen.

Nieswandt ist verheiratet, in seiner Freizeit angelt und kegelt er.