Herne. Am Donnerstag hat die Herner Filmwelt wieder ihre Leinwände angeschaltet. Die WAZ war vor Ort und hat mit Gästen und Betreiber gesprochen.

Gut gelaunt stehen sie auf dem roten Teppich, umringt von Luftballons, aus den Lautsprechern dringt die Titelmelodie des „Dschungelbuchs“. Die Stimmung ist gut. Während die vier Freundinnen begeistert über den Film sprechen, den sie grade gesehen haben, lassen die nächsten Paare und Grüppchen ihre Tickets für die 20.15-Uhr-Vorstellung entwerten. Der Restart der Filmwelt Herne wurde von vielen sehnsüchtig erwartet.

„Wir sind vor Corona eigentlich alle zwei Wochen ins Kino gegangen“, erzählen Chantal Maxheimer (22) und Noah Amann (22). Gerne seien sie auch zu den Sneak Previews in die Filmwelt gekommen. Das verlobte Paar aus Wanne hat das Kino sehr vermisst: „Zuhause ist es einfach nicht dasselbe, auch wenn man versucht, es nachzuahmen“, sagt Noah. Und Chantal ergänzt: „Zuhause ist man irgendwie auch mehr abgelenkt vom Handy. Im Kino herrscht einfach eine andere Atmosphäre.“

Am Eröffnungsabend schauen die beiden den Anime „Demon Slayer“. Dazu tragen sie den passenden Mundschutz. „Wir haben uns sehr auf den Film gefreut, lange war ja nicht klar, ob er noch im Kino laufen wird“, sagt Noah. „Raya und der letzte Drache“ haben die beiden Zuhause geschaut und ärgern sich jetzt ein bisschen darüber: „Aber vor zwei Wochen war noch nicht absehbar, dass es wieder los geht.“ Umso glücklicher sind sie darüber und wissen auch schon, welcher Film als nächstes dran ist – „Cruella.“

Natascha und Johanna arbeiten im Service. Das Team ist trotz der langen Pause der Filmwelt weitgehend treu geblieben.
Natascha und Johanna arbeiten im Service. Das Team ist trotz der langen Pause der Filmwelt weitgehend treu geblieben. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Auch die Freundinnen Vivien Barra (18) und Lisa-Marie Nettbohl (20) sind glücklich, dass sie endlich wieder etwas Alltag spüren können. Sie schauen sich „Freaky“ an. „Wir haben schon lange darauf gewartet, dass man endlich wieder ins Kino kann“, sagen die beiden Castroperinnen. Die Onlinebuchung der Tickets sei komplett unkompliziert gelaufen. „Wenn es heute nicht so voll ist, ist es nicht schlimm“, findet Vivien. „So haben wir am ersten Tag das Kino ein bisschen für uns.“

Zuschauer sitzen im Schachbrettmuster, Lüftung führt stetig Frischluft zu

Mit einem allzu großen Ansturm hat Markus Köther, Chef der Filmwelt, ohnehin nicht gerechnet. „Letztes Jahr ist es nach dem Lockdown auch langsam angelaufen, das wird dieses Mal ähnlich sein.“ Positiv sei, dass dieses Mal viele gute Filme von den Verleihern bereitstünden, auch das Hygienekonzept habe sich schon eingespielt. So sitzen die Zuschauer im Schachbrettmuster, um Abstände zu gewährleisten, das Lüftungssystem führt stetig Frischluft zu. Einige Hürden gab es vor dem Neustart allerdings zu überwinden: „Unser System ist nicht auf Stillstand ausgelegt. Da gab es das eine oder andere Wehwehchen, das wir ausmerzen mussten. Wir müssen uns erstmal wieder eingrooven.“

Zum Restart sind aber alle sechs Säle spielbereit, das Popcorn ist da und das Team steht wieder bereit. „Wir haben unsere Aushilfen über die Zeit nicht vergessen, sodass sie uns zum Glück treu geblieben sind.“ So wie Natascha. Die 27-Jährige studiert Biologie in Bochum und jobbt nebenbei in der Filmwelt. Heute steht sie an der Theke und schöpft Popcorn in die Tüten. „Ich hatte das Glück, dass ich über die Zeit bei der Lebenshilfe arbeiten konnte“, erklärt sie. „Ich bin aber froh, dass es hier wieder los geht. Das Team ist nett und es macht Spaß.“

Hannelore Maraun, Kerstin Berdysz, Martina Albrecht und Evi Guhl freuen sich, dass die Filmwelt Herne wieder geöffnet hat.
Hannelore Maraun, Kerstin Berdysz, Martina Albrecht und Evi Guhl freuen sich, dass die Filmwelt Herne wieder geöffnet hat. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Für Kristine ist der Job in der Filmwelt ebenfalls Nebenverdienst neben dem Studium. „Ich habe die Zeit genutzt, um mich mehr aufs Studium zu konzentrieren“, verrät sie, während sie Kinogäste einlässt. Kristine registriert die E-Tickets und prüft, ob die Gäste online alle nötigen Kontaktdaten hinterlassen haben. Ist dies nicht der Fall, müssen sie ein kleines Formular ausfüllen – das tut dem Ablauf aber keinen großen Abbruch. „Meist fehlen nur Kleinigkeiten.“ Die meisten Gäste reichen ihr schon den Zettel entgegen, um Popcorn, Nachos und Getränke schnell auf den Kinosessel zu bringen.

„Wir sind kein Chipsmitbringer“, betont Evi Guhl (54) und lacht. Sie steht gut gelaunt mit ihren Freundinnen Hannelore Maraun (71), Kerstin Berdysz (51) und Martina Albrecht (52) auf dem roten Teppich. „Hier gibt es doch frisches Popcorn, und das ist sehr lecker.“ Die Frauen gehen normalerweise regelmäßig ins Kino. „Eigentlich wollten wir Catweazle sehen“, sagt Hannelore Maraun. „Aber da der erst nächste Woche startet, haben wir uns für Cruella entschieden.“ Der Film war „unerwartet toll“ und nach so vielen Monaten der Abstinenz war der Kinobesuch das reinste Vergnügen. „Wir hoffen, dass bald die Frauenabende wieder starten – da sind wir sofort dabei.“

>>> KINOBETREIBER IST MIT DEM START ZUFRIEDEN

■ Markus Köther ist mit dem Start zufrieden: „Es war nicht übermäßig, aber wir sind keine Veranstaltung, die nur einmal stattfindet.“ Die Zahlen würden sich einpendeln. Viele lang erwartete Filme wie „Quiet Place 2“, „Catweazle“ oder „Godzilla vs. Kong“ würden in den nächsten Wochen anlaufen.

■ Kinotickets werden am besten online gebucht. Dort können auch direkt die Kontaktdaten hinterlassen werden. Im Kino braucht man dann nur noch den QR-Code vorzeigen. Wer vor Ort ein Ticket kaufen möchte, installiert am besten im Vorfeld die Chekko-App. Weitere Infos unter www.filmwelt-herne.de