Herne. In den vergangenen 30 Jahren ist die Zahl der Eheschließungen in Herne deutlich gesunken. Eine Standesbeamtin erzählt, was sich verändert hat.

Immer weniger Herner trauen sich: Die Zahl der Eheschließungen ist seit 1990 deutlich zurückgegangen. Waren es vor 30 Jahren noch 1083 standesamtliche Hochzeiten, wurden im vergangenen Jahr nur noch 559 Menschen getraut. Aber auch in den Jahren davor – ohne Pandemie – lag die Zahl deutlich unter der 1000er-Marke.

„Der Charakter von Trauungen hat sich verändert“, sagt Angelika Greling. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Standesbeamtin. Früher hätten die Trauungen einen rein rechtlichen Charakter gehabt, bei denen nur wenige Leute dabei gewesen seien. Heutzutage sei das anders: Die Eheschließungen würden in einer bunteren Gesellschaft zelebriert mit deutlich mehr Gästen, weiß Greling. Auch gleichgeschlechtliche Paare ließen sich in Herne trauen. Der Anteil habe sich jedoch kaum verändert, nur seien es früher Lebenspartnerschaften gewesen und nun Ehen.

Eheschließungen in Herne haben sich stark durch die Pandemie verändert

Standesamtlich geheiratet werden kann in den Rathäusern in Herne und Wanne-Eickel, im Schloss Strünkede und im Parkhotel. Doch während vor der Corona-Pandemie beispielsweise im Schloss über 30 Gäste anwesend sein konnten, durften in der Zeit des Lockdowns und der harten Corona-Beschränkungen nur die Trauzeugen dabei sein.

„Vor der Pandemie konnten wir auf die individuellen Wünsche des Paares eingehen“, sagt die Standesbeamtin. Wenn ein Paar zum Beispiel eine Sängerin während der Eheschließung dabei haben wollte, sei das kein Problem gewesen. „Das alles war in der Pandemie nicht möglich.“ Trotzdem habe sie als Standesbeamtin versucht, den besonderen Moment so angenehm wir möglich für das Paar zu gestalten. So habe es Liveübertragungen nach draußen gegeben, und sie selbst sei auch mal als Fotografin eingesprungen. „Wir haben gelernt, multitaskingfähig zu sein.“

Herner Paare werden in der Corona-Krise kreativ

Standesbeamtin Angelika Greling, Andreas Riedel, Leiter des Standes- und Versicherungsamts, und Stadtrat Frank Burbulla präsentierten 2019 die Broschüre
Standesbeamtin Angelika Greling, Andreas Riedel, Leiter des Standes- und Versicherungsamts, und Stadtrat Frank Burbulla präsentierten 2019 die Broschüre "Heiraten in Herne". © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

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Aufgrund der Einschränkungen hätten einige Paare ihre Hochzeit verschoben, andere wiederum hätten sich davon nicht abschrecken lassen. „Die Paare haben schließlich sehr lange auf den Tag gewartet.“ Auch vor der Pandemie habe es Menschen gegeben, die ganz alleine ohne Gäste ins Standesamt gekommen seien, sagt Greling. „In einem so kleinen Rahmen kann das auch sehr schön sein, das Paar ist dann ganz auf sich fokussiert und lässt sich von niemandem ablenken.“

Schade findet sie es jedoch, dass die Paare nicht so feiern konnten, wie sie es sich gewünscht hatten. Doch die Gesellschaften seien zum Teil sehr kreativ geworden: sei es ein Autokorso oder das Liefern von Kuchen mit dem Auto zu den Hochzeitsgästen nach Hause – „Es gab viele schöne Ideen.“ Ob alle Paare nach der Eheschließung glücklich zusammen bleiben, weiß Greling nicht. Nach der Trauung ende der Kontakt zu dem Paar.

Sieben Standesbeamte gibt es in Herne, Trauungen finden immer dienstags bis freitags und zwei Mal im Monat samstags statt. Durch die sinkenden Inzidenzen dürfen wieder mehr Gäste an den Trauungen teilnehmen. Wie viele jeweils teilnehmen können, ist abhängig von der Größe des Raumes.

>>>BEI ALLER LIEBE

Für die Serie „Bei aller Liebe“ in der WAZ Herne suchen wir noch Paare aus Herne, die uns ihre ganz besondere Liebesgeschichte erzählen wollen.

Das können Männer und Frauen sein, die sich vor kurzem erst verliebt haben – oder schon ewig zusammen sind. Pärchen, die bald heiraten wollen oder (überzeugte) Singles. Partner, die trotz Altersunterschied oder anderer Nationalität zueinander gefunden haben. Oder auch Menschen, die davon erzählen, wie schwer es sein kann, in Corona-Zeiten jemanden kennenzulernen.

Schreiben Sie uns unter lea.wittor@funkemedien.de oder als Brief an die WAZ-Redaktion Herne, Bahnhofstraße 64, 44623 Herne.