Herne. Heiraten ist wegen des Coronavirus nur zu zweit erlaubt – seit wenigen Tagen mit vier Gästen. Viele Herner Paare kommen trotzdem zum Standesamt.

Heiraten in Corona-Zeiten: Das ist noch immer möglich – nur ganz anders, als es sich die meisten Paare vor Corona vorgestellt hatten. Bis vor wenigen Tagen durften sie sich nur zu zweit unter Beisein des Standesbeamten das Ja-Wort geben – ohne Freunde, Familie und Traugesellschaft. In Herne hat das jedoch die meisten Paare nicht von dem großen Schritt abgehalten.

„Insgesamt haben bisher 26 Paare ihre Hochzeit in der Corona-Zeit bei uns abgesagt“, sagt Standesbeamtin Angelika Greling. Viel sei das nicht. Immerhin hätten sich trotzdem 38 Paare im März getraut. 29 waren es im April, im Mai schon wieder 45. Zum Vergleich: Im Mai 2019 haben 56 Paare „Ja“ gesagt. „Das ist kein großer Unterschied“, sagt Greling.

Standesbeamten bekommen neue Aufgaben

Trotzdem habe sich für die Teamleiterin des Standesamtes und ihre Kollegen seit Ausbruch der Pandemie einiges in ihrem Arbeitsalltag geändert. „Die Aufgaben sind vielfältiger geworden.“ So müsse sie neben der eigentlichen Trauung nun auch dafür sorgen, dass das Paar fotografiert und gefilmt wird. Auch, dass der Livestream für die Freunde, die nicht dabei sein dürfen, funktioniert, sei nun ihre Aufgabe. „Ich fühle mich mit dieser Art der Trauung den Paaren jedoch noch viel verbundener.“

Auch diese hätten die Situation häufig intensiver wahrgenommen und sich mehr auf die eigentliche Eheschließung konzentriert. Schließlich würden sie nicht von Fotografen oder durch „die Gesellschaft im Rücken“ abgelenkt, so Greling. Für andere hingegen sei eine solch reduzierte Trauung zu wenig gewesen. „Da gab es wirklich die ganze Bandbreite an Meinungen.“ Kein Paar habe jedoch bedauert, die Hochzeit nicht abgesagt zu haben.

Seit einigen Tagen dürfen nun vier weitere Gäste mit ins Trauzimmer, „in jeder Ecke steht ein Stuhl“. Mehr sei auch nicht möglich, weiß Greling. Schließlich müsse man immer die räumlichen Gegebenheiten berücksichtigen. „Unser Trauzimmer liegt in einer Sackgasse“, so Greling. „Alle Paare müssen den selben Weg rein- und rausgehen.“

Absagen wenige Tage vor dem Termin

Heiraten vor Corona: Angelika Greling (rechts) traut ein Paar im Parkhotel.
Heiraten vor Corona: Angelika Greling (rechts) traut ein Paar im Parkhotel. © FUNKE Foto Services | Franz Naskrent

Die meisten von ihnen seien emotional an den Tag der Eheschließung gebunden, weiß die Expertin. Deswegen seien die meisten Absagen sehr kurzfristig gekommen, „manchmal nur wenige Tage vor dem Termin“. Die, die sich nicht von den besonderen Umständen haben abschrecken lassen, hätten trotzdem versucht, aus dem Tag das Beste zu machen.

Einige hätten sich dazu entschieden, den Tag nur zu zweit zu begehen, „andere sind mit dem Auto bei ihren Freunden und der Familie vorbeigefahren und haben ihnen Kuchen gebracht“, berichtet Greling.

Auch die Gäste, die bei der Trauung nicht dabei sein durften, hätten sich bisweilen kreative Ideen ausgedacht, um das Brautpaar nach der Zeremonie zu überraschen. So habe sich eine Gesellschaft an einem Markttag unter die Marktbesucher gemischt und das Brautpaar ganz plötzlich überrascht und gratuliert.

Weniger Termine als sonst

Acht Standesbeamten kümmern sich in Herne um die Eheschließungen, die Anzahl der Mitarbeiter sei durch Corona ein wenig reduziert worden, erklärt Greling. „Damit nicht plötzlich alle ausfallen, wenn ein Corona-Fall bei uns auftaucht.“ Auch die Termine wurden reduziert. So finden Trauungen nicht wie gewohnt im halbstündigen Takt statt, sondern nur jede Stunde. „Dadurch wird verhindert, dass die Paare sich begegnen.“

Seit 25 Jahren arbeitet Angelika Greling nun schon als Standesbeamtin. Eine solche Situation habe sie bisher noch nie erlebt. Dennoch halte sie die Maßnahmen für angemessen. Und wenn sie in der heutigen Zeit heiraten wollen würde, „dann würde ich die Hochzeit nicht absagen.“

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