Herne. Seit Freitag darf in Herne wieder indoor trainiert werden. Wie die Fitnessstudios sich auf die Wiedereröffnung vorbereitet haben.

Nachdem die Inzidenz sieben Tage lang unter 50 lag, durften am Freitag wieder die Fitnessstudios öffnen – nach sieben Monaten Schließung im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen.

Mehrfach die Woche Schulungen

Die Chance genutzt und direkt geöffnet hat unter anderem das Team des „Fitklusiv“-Studios: „Die monatelange Schließung war für uns alle eine harte Zeit“, sagt Studioleitung Raffael Wagner, „als absehbar war, dass wir öffnen können, haben wir uns tierisch gefreut!“ In den vergangenen Monaten seien die Mitarbeiter durchgängig mehrfach die Woche im Bereich Training und Ernährung geschult worden, „weil uns die individuelle Betreuung besonders wichtig ist.“ Außerdem sei der Saunaboden erneuert und der Sichtschutz zum Frauenbereich erweitert worden.

Der Mitgliederschwund in dem Studio auf der Dorstener Straße sei überschaubar. „Ich glaube, dass uns durch die enge Beziehung zu den Mitgliedern vergleichsweise wenige Kündigungen erreichten – für die Unterstützung sind wir natürlich sehr dankbar.“

Kündigungen und keine neuen Mitglieder

Kompensation und Neukundenangebote der Fitnessstudios

Fitklusiv: Als Entschädigung für die Bestandskunden gibt es kostenlose Personal Trainings, Produkte und Monatskarten, die entweder an ein Abo gehängt oder verschenkt werden können. Für Neukunden gibt es nun auch monatlich kündbare Abos.

Impuls Fitness und Gesundheitszentrum: Bestandskunden konnten die Mitgliedschaft aussetzen, ansonsten können die ungenutzten Monate ans Ende der Mitgliedschaft gehängt oder verschenkt werden.

Feminin Fitness: Individuelle Kompensations- und Treuegespräche für Bestandskunden, beispielsweise bekommen die Mitglieder den doppelten Wert der Monatsbeiträge, die nicht genutzt werden konnten, als VIP-Mitglied gutgeschrieben, dies kann für den Beautybereich genutzt werden. Ab 15. Juni Figur-Challenge für Neukunden: Fünf Wochen-Ticket ohne Vertragsbindung für 69,90 Euro.

Gold`s Gym: Vorverkaufsangebot: monatlich 25 Euro statt 45 Euro, monatlich kündbar. Mit der Zahl der bereits abgeschlossenen Mitgliedschaften sei die Leitung sehr zufrieden.

„Seit dem 29. Mai war unser Outdoor-Bereich für Kurse geöffnet, seit Freitag endlich auch der Innenbereich“, freut sich Malte Wandt, stellvertretender Geschäftsführer des „Impuls Fitness und Gesundheitszentrums“. Die lange Schließung sei bedrückend gewesen, ergänzt der 27-Jährige, „nicht alle unsere Bereiche waren durchgängig geschlossen, deshalb war es schwierig mit den Hilfspaketen der Regierung – um so dankbarer sind wir unseren solidarischen Mitgliedern.“

Wiedereröffnet wurde mit genauso viel Personal und gleich langen Öffnungszeiten wie vor der Pandemie, betont er. Jedoch mit weniger Mitgliedern, so wie aktuell in praktisch allen Studios. „Auch uns erreichten durch die Verunsicherung der Leute, wie es mit Corona weitergeht, mehr Kündigungen als normalerweise und in den wichtigen Wintermonaten konnten wir keine neuen Mitglieder gewinnen, die fehlen jetzt natürlich.“ Dafür gehe es aber auffallend gut los – innen gut geschützt mit neuen Plexiglas-Trennwänden und einem modernisierten Gerätebereich. „Man merkt, die Leute haben gewartet, dass wir endlich öffnen, es ist, innerhalb der Möglichkeiten, voll bei uns!“

Terminkalender schon vor der Wiedereröffnung voll

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Auch bei „Feminin Fitness“ stehen die Telefone nicht still, der Terminkalender sei voll, berichtet Inhaberin Bettina Hausner. Geöffnet wird das Frauenstudio mit Beautybereich auf der Bochumer Straße jedoch erst am Montag, „mit etwas weniger Personal aber genauso langen Öffnungszeiten wie vor der Pandemie.“ Während der Schließung habe sie durchgängig Onlinekurse angeboten und sogar EMS-Geräte – Trainingsgeräte mit Strom – angeschafft und an die Mitglieder verliehen. „Das war ein richtiger Hype bei uns.“ Trotzdem gab es einige Kündigungen und es fehlten neue Mitglieder, so Hausner.

Zwischenzeitlich habe auch sie ins Studio investiert, Räumlichkeiten „aufgehübscht“ und neue Geräte angeschafft – beispielsweise ein Magnetwellen-Gerät. „Das konnte unser Team nun ausgiebig testen, zwei Frauen haben in fünf Wochen acht und zwölf Zentimeter Umfang abgenommen, unterstützt mit Lymphdrainage und Ernährungsprogramm.“

Verspätung durch Probleme am Suez-Kanal

Bei den Ketten sieht es unterschiedlich aus: „McFit“ auf der Dorstener Straße öffnete direkt am Freitag. „Gold`s Gym“, das neue Fitnessstudio in der City, wird hingegen erst in der kommenden Woche öffnen. „Es fehlt noch etwas an Equipment durch die Problematik am Suez-Kanal“, verrät ein Mitarbeiter des Studios. „Deshalb können wir den genauen Öffnungstag noch nicht nennen, werden aber alle Mitglieder rechtzeitig informieren und es auf der Webseite und auf Instagram posten“, sagt Gold’s Gym-Sprecher Pierre Geisensetter.

Seit April sei die Zeit genutzt worden, um größere Spiegel und LED-Bildschirme anzubringen und den Bootymizer, ein „eher selteneres Po-Trainingsgerät“, anzuschaffen. „Wir haben außerdem zwischenzeitlich mit 140 Live-Kursen die Woche das perspektivisch größte Kursangebot in Herne konzipiert.“

Nicht nur bei den Betreibern, sondern auch bei den Kundinnen und Kunden der Fitnessstudios haben wir uns umgehört und sie gefragt: Wie haben Sie in den vergangenen Monaten trainiert?

Thomas Jakubiak, Frührentner, 54

Thomas Jakubiak hat zuhause die Motivation gefehlt.
Thomas Jakubiak hat zuhause die Motivation gefehlt. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

„Ich habe mir extra Fitnessgeräte im Internet bestellt, aber ich hatte nicht genug Motivation, um zuhause zu trainieren. Raus habe ich mich nicht getraut, da ich COPD habe und damit Risikopatient bin, ich hatte Angst mich anzustecken. Vor dem Lockdown habe ich mein Lungenvolumen mit Training von 28 auf 37 Prozent erhöht, nun ist es bei 26 Prozent! Mir haben besonders die Trainer zur Motivation gefehlt.“

Dilara Isci, Gymnasiastin, 17

Dilara Isci hat die Zeit mit Workouts zu Videos und Joggen überbrückt.
Dilara Isci hat die Zeit mit Workouts zu Videos und Joggen überbrückt. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

„Als der Lockdown kam, war ich erst drei Monate Mitglied. Ich habe dann zuhause Workouts mit Bändern nach Youtube-Videos gemacht und bin joggen gegangen. Mir haben die Leute hier gefehlt, zuhause muss man sich zum Training aufraffen, hier kann man direkt loslegen. Auch das Equipment wie Hanteln und Beinpresse und die Kurse haben mir gefehlt. Ich hab gemerkt, dass ich nicht mehr so fit wie früher bin.“

Yusuf Kavak, Zahntechniker, 25

Yusuf Kavak hat zuhause auf dem Laufband trainiert.
Yusuf Kavak hat zuhause auf dem Laufband trainiert. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

„Von meiner Familie habe ich ein Kardiogerät bekommen, quasi ein Laufband, auf dem man auch die Arme bewegt. Viele haben ja zugenommen während der Zeit zuhause, ich habe zehn Kilo abgenommen. Ich war extra bei einer Ernährungsberaterin und bin jeden Tag 10.000 Schritte auf dem Gerät gelaufen. Mir hat trotzdem die Stimmung hier und die Motivation durch die Trainer gefehlt. Ich trainiere ungern alleine.“

Sabine König, Altenpflegerin, 51

Sabine König haben vor allem die Geräte gefehlt.
Sabine König haben vor allem die Geräte gefehlt. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

„Ich habe versucht, mich zuhause zum Training zu motivieren, aber ich habe nur angefangen, nicht durchgezogen. Ich war auch zwei, dreimal joggen, aber auch da bin ich letztendlich gescheitert. Ich habe dann auch wieder Nacken- und Rückenschmerzen bekommen, die Muskulatur hat abgebaut. Ich merke einen großen Unterschied zu vorher! Mir haben vor allem die Geräte gefehlt: Stepper, Beinpresse, Abduktoren.“