Herne. Die Fitnessstudios dürfen zwar seit Montag wieder öffnen – aber nur unter Einhaltung strenger Hygieneregeln. Die Betreiber bangen um die Zukunft.

Schilder oder Flatterbänder hängen an Sportgeräten, um anzuzeigen, dass sie nicht benutzt werden dürfen. Die Fitnessstudios dürfen zwar seit Montag wieder öffnen – aber nur unter Einhaltung strenger Hygieneregeln. Die Betreiber sind froh, dass die Studios wieder öffnen dürfen, bangen aber um die weitere Entwicklung.

Neuanmeldungen sind seit Beginn der Krise komplett ausgeblieben

„Die Einbußen durch den Lockdown sind wirtschaftlich deutlich spürbar“, erklärt Stefan Pollmann, Leiter von Freestyle Fitness an der Hauptstraße in Wanne-Mitte. Zahlreiche Kunden haben eine Rückzahlung ihrer Beiträge verlangt, Verträge wurden gekündigt. „Kündigungen haben wir immer, deshalb kann man nicht sagen, warum wer jetzt seine Mitgliedschaft beendet hat.“ Normalerweise gebe es aber zeitgleich Neuanmeldungen - die jetzt komplett weggefallen sind. Zwar habe Pollmann für sich und sein Team – insgesamt sind sie 18 – die NRW-Soforthilfe und Kurzarbeit beantragt, aber „bei einem 2500 Quadratmeter großen Studio mit Miete, Versicherung und Co ist das ganz nett, aber kein Ausgleich für Ausfälle und Rückbuchungen.“ Entscheidend sei, wie viele Menschen sich in den nächsten Monaten neu anmelden. „Ich fürchte aber, dass es noch mehr Kündigungen geben wird. Auch wegen der Einschränkungen.“

Die Hälfte der 190 Kraftstationen bei Freestyle-Fitness darf nicht genutzt werden.
Die Hälfte der 190 Kraftstationen bei Freestyle-Fitness darf nicht genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Ähnlich verhalte es sich bei Fitklusiv an der Dorstener Straße in Eickel: „Wir freuen uns über alle Mitglieder, die ihren Beitrag nicht zurückgebucht haben“, sagt Clubmanager Marco Tilgner. Auch hier konnten Soforthilfe und Kurzarbeitergeld die Einbußen nicht auffangen. „Die Krise hat uns hart getroffen.“ Um die Leute wieder zum Sport zu bringen, bietet das Studio für Neukunden monatlich kündbare und flexible Laufzeiten an.

Die Hälfte der 190 Kraftstationen bei Freestyle Fitness kann nicht genutzt werden

Wer nun trainieren möchte, muss in Sportkleidung ins Studio kommen. „Ich musste heute leider schon eine Kundin wegschicken, weil sie sich hier umziehen wollte“, sagt Tilgner. „Sie hat es aber positiv aufgefasst.“ Nach Betreten des Studios müssen die Hände desinfiziert werden. Die Umkleiden sind nur zum schnellen Schuhwechsel und zum Wegschließen der Wertgegenstände zu betreten; Dusche, Sauna, Solarium sind dicht. Die Getränkezapfstation darf ebenfalls nicht genutzt werden, sodass Sportler etwas mitbringen müssen. Außerhalb der Trainingsfläche gilt Maskenpflicht. „Beim Trainieren halte ich das nicht für sinnvoll, weil es die Atmung erschwert.“

Die Mitarbeiter tragen ständig Maske – außer hinter der Theke, da dort ein Spuckschutz installiert wurde. Die Regelungen für den Abstand umzusetzen, sei sportlich gewesen: „Zunächst hieß es 1,50 Meter Abstand, dann kam der Bewegungsradius von 1,50 Meter dazu“, erklärt Stefan Pollmann. Marco Tilgner ergänzt: „Die Infos kommen so scheibchenweise.“ Gut die Hälfte der 190 Kraftstationen bei Freestyle Fitness sind aktuell nicht nutzbar. Die Hygieneregeln sehen neben dem Abstand eine regelmäßige Desinfektion der Geräte vor. „Mal eben zu vernünftigen Preisen an Desinfektionsmittel zu kommen, war nicht so einfach“, sagt Pollmann, der Stationen mit Desinfektionsmittel aufgebaut hat.

Kurse dürfen stattfinden, die Teilnehmer müssen aber Matten selbst mitbringen

Kurse dürfen ebenfalls unter Auflagen wieder stattfinden: So müssen die Teilnehmer zwei Meter in alle Richtungen Abstand halten. „Wir haben zum Glück einen großen Kursraum mit 400 Quadratmetern.“ Problematischer sei, dass ein Großteil des Kursequipments nicht zur Verfügung gestellt werden darf. Alles was schwer zu desinfizieren ist, wie Matten, Bälle oder Terabänder, darf nicht genutzt werden. „Unser Sportler müssen ihre Matten leider selbst mitbringen.“ Der Kursleiter muss zudem die Namen aller Teilnehmer aufschreiben und nach dem Kurs die Flächendesinfektion von Geräten protokollieren. Bei Fitklusiv sollen die Kurse ab nächster Woche wieder starten.

Am Montagmorgen ist der Zulauf bei Freestyle Fitness noch verhalten: „Ich denke, dass viele unsicher sind“, sagt Stefan Pollmann. Dabei sei Sport genau das richtige, um sich fit und gesund zu halten. „Wir hatten leider nicht viel Vorlaufzeit, um die neuen Regeln zu kommunizieren.“

Brüder freuen sich, dass sie wieder trainieren dürfen

Jürgen Berger (l.) und Werner Zappe sind froh, dass sie wieder trainieren dürfen.
Jürgen Berger (l.) und Werner Zappe sind froh, dass sie wieder trainieren dürfen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Werner Zappe (67) und sein Bruder Jürgen Berger (59) sind unter den ersten, die zum Training kommen. Sie haben schon darauf gewartet: „Bauch und Co kamen schon zum Vorschein“, sagt Jürgen Berger, der aufgrund zweier Lungenembolien Frührentner ist. Er habe die Wochen zuhause verbracht und nicht trainiert. „Wegen meiner Vorbelastung war und bin ich sehr vorsichtig. Aber die Zeit war schwer. Der Sport und die Freunde hier fehlen.“ Sein Bruder Werner Zappe sieht es ebenso. Er war bis 1986 Profi-Bodybuilder und hat nach Bandscheiben-Problemen als Rentner wieder mit dem Training angefangen: „Ich mache mir keine Sorgen, wenn alle sich an die Regeln halten, wird es schon gut gehen.“

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Bei Fitklusiv ist der Andrang auch eher verhalten. „Es dürfen 90 Leute gleichzeitig trainieren, aber davon sind wir weit entfernt“, sagt Clubmanager Marco Tilgner. Das zehnköpfige Team hat nach den Anordnungen der Bundesregierung das Studio vorbereitet – zusätzlich zum Mundschutz gilt es hier außerhalb der Trainingsfläche Handschuhe zu tragen und nicht länger als eine Stunde zu trainieren.