Bochum/Herne. Ein rätselhafter Raubüberfall auf ein Rentner-Ehepaar in Herne Börnig beschäftigt seit Mittwoch das Bochumer Landgericht.

Eine Rentnerpaar aus Börnig wird in den eigenen vier Wänden überfallen. Ein Verdächtiger wird Minuten später festgenommen. Der 24-Jährige will damit aber nichts zu tun haben.

Ein rätselhafter Raubüberfall auf ein Rentner-Ehepaar in Börnig beschäftigt seit Mittwoch das Bochumer Landgericht. Angeklagt ist ein Straßenbauer aus Bottrop. Der 24-Jährige war am 15. Oktober 2020 in Tatortnähe festgenommen worden, will aber mit dem Überfall nichts zu tun haben. Oder doch? „Vollständig ausschließen und beweisen kann ich das natürlich nicht“, relativierte der Angeklagte beim Prozessauftakt.

Der Täter verletzte das Rentner-Ehepaar und flüchtete ohne Geld

Es war 22.10 Uhr, als es bei dem Ehepaar in Börnig an der Haustür geklingelt hatte. „Ich dachte, das ist bestimmt meine Tochter, bin vom Sofa aufgesprungen und habe die Tür aufgedrückt“, erinnerte sich die 79-jährige Hernerin als Zeugin. Wider Erwarten habe aber ein ihr unbekannter Mann vor der Wohnungstür gestanden. Nach einem kurzen Dialog habe dieser sie dann urplötzlich zurückgestoßen und angebrüllt: „Geld her! Wo ist Geld?“

Auf die Hilferufe der Zeugin sei dann ihr Ehemann hinzugestoßen. „Diesen stieß der Angeklagte zu Boden und schlug ihm ins Gesicht“, heißt es in der Anklage. Als sich der Täter danach über den bäuchlings auf dem Boden liegenden Rentner gebeugt habe, holte sich die 79-Jährige aus der Küche ein Wetzeisen und schlug dem Täter „damit einen auf den Rücken“. Daraufhin habe dieser die alte Dame gegen eine Türzarge geschubst und sei ohne Beute geflüchtet.

Angeklagter will keine Erinnerung an den Abend haben

Die 79-Jährige litt nach eigenen Angaben unter Todesangst. „Ich habe wirklich gedacht, jetzt ist es gleich aus mit Dir“, sagte sie den Richtern der 13. Strafkammer. Laut Anklage erlitt die Hernerin eine Rippenprellung, ihr Ehemann ein blaues Auge und Nasenbluten.

Der Angeklagte will am fraglichen Abend zwar in Herne gewesen sein, mehr gebe seine Erinnerung aber nicht her. „Ich hatte mich ins Auto gesetzt und bin ohne Navi einfach ziellos losgefahren“, behauptete der 24-Jährige. In Herne angekommen („Eigentlich dachte ich, ich bin in Oberhausen“), habe er sich mit „fünf bis sieben Bier“ und dazu Wodka sturzbetrunken und sei dann spazieren gegangen. Dann sei er plötzlich von der Polizei festgenommen worden. Rückgerechnet auf den Tatzeitraum hatte der 24-Jährige eine Blutalkoholkonzentration von rund 2,3 Promille Alkohol.

Die Anklage lautet auf Raub, Körperverletzung und Sachbeschädigung. Urteil: voraussichtlich 23. Juni.