Herne. Ein psychisch kranker Mann versetzt Spaziergänger im Herner Gysenberg-Park in Angst und Schrecken. Später erzählt er, Gott habe ihm das befohlen.

Ein psychisch kranker Mann versetzt Spaziergänger im Herner Gysenberg-Park in Angst und Schrecken. Später erzählt er, Gott habe ihm das befohlen.

Vor sechs Monaten erlebten drei Spaziergänger im Gysenberg unheimliche Augenblicke. Ein offenbar von inneren Stimmen gelenkter, psychisch kranker Mann bedrängte und attackierte erst ein Paar, später noch eine andere Frau. Seit Donnerstag prüft die 9. Strafkammer am Bochumer Landgericht, ob der verwirrte Angreifer zum Schutz der Allgemeinheit in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden muss.

Es war der 21. Oktober 2020, als der 54-jährige Beschuldigte von seiner Wohnung in Bochum-Gerthe in Richtung Gysenberg aufgebrochen war, um frische Luft zu schnappen. Als sich der Beschuldigte einem Paar nährte, nahm dieses die Situation sofort als bedrohlich wahr. Laut Staatsanwaltschaft attackierte der Beschuldigte erst den Mann, trat ihm mit seinem Turnschuh ins Gesicht und gegen Brust und Rippen. Danach soll auch die Frau einen Tritt gegen das Schienbein verpasst bekommen haben.

Angeklagter hatte ohne Rücksprache anti-psychotische Medikamente abgesetzt

Kurze Zeit später soll sich der Angreifer neben eine auf einer Mauer pausierende Frau gesetzt und diese nach einer Zigarette gefragt haben. Als die Zeugin sich als Nichtraucherin zu erkennen gegeben habe, soll der Beschuldigte auch sie angegriffen und gekratzt haben.

Nach eigenen Angaben hatte der Beschuldigte wenige Tage vor dem Ausflug in den Gysenberg-Park ohne Rücksprache mit seiner Psychologin beschlossen, seine zuvor jahrelang eingenommenen (antipsychotischen) Medikamente abzusetzen. Schnell hatten sich beim 54-Jährigen danach wieder psychotische Erlebnisse bemerkbar gemacht. Aus dem Fernseher will der Mann plötzlich ominöse Botschaften (Wenn sie das und das möchten, drücken sie den und den Knopf“) empfangen haben. Aus Wut darüber habe er danach bei sich zu Hause den Strom abgestellt.

Vor Gericht geht es allein um eine mögliche Zwangseinweisung

Im Park angekommen, habe er schließlich spontan einen Hinweis von Gott bekommen, zwei Personen hinterher zu gehen. Getreten habe er aber nur „aus einem Reflex heraus“. Der Beschuldigte ist seit dem 22. Oktober vorläufig in der LWL-Klinik in Lippstadt untergebracht. Weil die Staatsanwaltschaft von vorneherein davon ausgeht, dass der 54-Jährige bei den Attacken krankheitsbedingt schuldunfähig gewesen ist, geht es vor Gericht allein um eine mögliche Zwangseinweisung. Urteil: voraussichtlich am 8. Juni.