Herne. Der Arbeitsmarkt ist bislang halbwegs gut durch die Pandemiezeit gekommen. Doch der Ausbildungsmarkt leidet unter den Coronafolgen.

Der Arbeitsmarkt kommt - dank des Instruments der Kurzarbeit - nach wie vor halbwegs gut durch die Pandemiezeit. Doch beim Thema Ausbildung stellt sich die Lage aktuell eher wolkig als heiter dar, das offenbart der Blick auf die Herner Zahlen.

Die Agentur für Arbeit teilt mit, dass sich seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober vergangenen Jahres insgesamt 1081 Bewerber in Herne bei der Berufsberatung auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle gemeldet haben. Das seien 222 Jugendliche (oder 17 Prozent) weniger als im Vorjahreszeitraum gewesen. Im Vergleich zu Ausbildungsjahr 2018/2019 seien es sogar 332 weniger. Zugleich habe es 611 Meldungen für Berufsausbildungsstellen gegeben, das entspreche einem kleinen Plus von drei Stellen (oder 0,5 Prozent). Ende April seien 619 Bewerber noch unversorgt und 393 Ausbildungsstellen noch unbesetzt gewesen.

Bei der Arbeitsagentur sieht man folgende Ursachen für diese Entwicklung: Im zweiten Jahr der Pandemie habe sich die Ausbildungsstellenseite zwar gegenüber dem Vorjahr stabilisiert, allerdings auf einem niedrigen Niveau - und es fehlten nach wie vor betriebliche Ausbildungsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite zeige sich, dass junge Menschen vermutlich aktuell eher mit den Herausforderungen des Homeschoolings und der Abschlussprüfungen unter derzeitigen Rahmenbedingungen beschäftigt seien. Agentur-Chef Frank Neukirchen-Füsers: „Der Blick für die Zeit nach der Schule ist noch nicht frei.“

Agentur-Chef Frank Neukirchen-Füsers: „Die Berufsberatung setzt alle Hebel in Bewegung, um junge Menschen auf der Suche nach der richtigen beruflichen Entscheidung zu unterstützen.“
Agentur-Chef Frank Neukirchen-Füsers: „Die Berufsberatung setzt alle Hebel in Bewegung, um junge Menschen auf der Suche nach der richtigen beruflichen Entscheidung zu unterstützen.“ © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Dabei sei die berufliche Anschlussperspektive wichtig, und die Herausforderung bleibe auf beiden Seiten. Die Berufsberatung setze alle Hebel in Bewegung, um junge Menschen auf der Suche nach der richtigen beruflichen Entscheidung zu unterstützen. Zusätzlich zum bekannten Online-Angebot und zur Telefonie komme vielfach auch die Videoberatung ins Spiel - sowohl für Schulen, Schüler und auch Eltern.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Bis zum 27. April habe die IHK 107 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse für Herne registriert. Das sind sechs weniger als zum gleichen Zeitpunkt 2020 und entspreche einem Minus von 5,3 Prozent. Allerdings betont Kerstin Groß, Kompetenzfeldmanagerin Menschen bei der IHK, zwei Dinge: Einerseits handele es sich um eine Momentaufnahme, im vergangenen Jahr konnte die IHK zum Stichtag 30. September trotz Corona einen Anstieg der Zahl der Ausbildungsverträge melden. Andererseits sei der leichte Rückgang nicht darauf zurückzuführen liegt, dass die Unternehmen keine Ausbildungsstellen ausschreiben. Die Unternehmen seien sehr wohl auf der Suche nach Auszubildenden. Leider kämen kaum Bewerbungen rein.

„Wir tun alles, um den Leuten trotz Corona Informations- und Orientierungsmöglichkeiten zu geben. Aufgrund der Pandemie können wir zurzeit nicht in die Schulen. Dafür findet in diesem Jahr die zweite AzuBeYou statt, unsere virtuelle Ausbildungsmesse. Außerdem hoffen wir, mit unserer neuen Videoreihe ,Ausbildungen, die jeder kennt’ junge Menschen für das Thema Ausbildung zu begeistern“, so Groß. Beim Matching bringe die IHK Ausbildungsbetriebe und Auszubildende nicht zuletzt basierend auf deren Soft Skills zusammen. Die Ausbildungsunternehmen suchten händeringend nach Nachwuchs - und zwar das ganze Jahr über. Auch jetzt gehe noch ganz viel. Groß: „Wir bitten alle, die kurz vor dem Schulabschluss stehen oder einen beruflichen Neuanfang suchen, unser Informationsangebot zu nutzen.“

>> HIER GIBT ES INFORMATIONEN ZUM THEMA AUSBILDUNG

Für Jugendliche stehen Berufsberater der Arbeitsagentur unter 0800 4 5555 00 zur Verfügung. Kontakt per Mail: Herne.Berufsberatung@arbeitsagentur.de.

Betriebe können eine kurzfristige Bewerbersuche unter 0800 4 5555 20 oder über ihre/n persönliche/n Betreuer/in im Arbeitgeber-Service durchgeben oder per Mail unter Herne.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de

IHK: Interessierte finden das Matching-Angebot unter https://bit.ly/3gSGxQT oder auf netzn.de, Stichwort „Matching“.

■ Die Handwerkskammer Dortmund, zu der Herne zählt, hat bis zum 28. Mai eine Azubi-Speeddating-Plattform eingerichtet: https://valyn.de/azubi-speed-dating-hwk-dortmund/stellenangebote