Herne. Strom wird im Blockheizkraftwerk am Herner Zechenring schon erzeugt, ab 2023 soll auch die Abwärme genutzt werden. Ein Besuch auf der Baustelle.

Unter dem Motto „Grüne Wärme für Horsthausen“ haben die Herner Stadtwerke im Umfeld des Blockheizkraftwerks am Zechenring mit dem Ausbau eines klimafreundlichen Fernwärmenetzes begonnen. Bereits seit 2005 wird dort aus dem Grubengas der ehemaligen Zeche „Friedrich der Große“ Strom erzeugt, nun soll auch die Abwärme genutzt werden. Bis Ende 2022 soll das Netz fertig sein.

Über vier Millionen Euro kostet der Ausbau

Beim Baustellenbesuch: OB Frank Dudda (li.), Bürgermeister Mathias Grunert und Stadtwerke-Vorstand Ulrich Koch (v.r. mit Projektbeteiligten in Horsthausen. Dort können sich Haushalte ans Fernwärmenetz anschließen lassen.
Beim Baustellenbesuch: OB Frank Dudda (li.), Bürgermeister Mathias Grunert und Stadtwerke-Vorstand Ulrich Koch (v.r. mit Projektbeteiligten in Horsthausen. Dort können sich Haushalte ans Fernwärmenetz anschließen lassen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

3,5 Kilometer lang soll das Wärmenetz werden, für das die Stadtwerke „4 bis 4,5 Millionen Euro in zwei Jahren“ investieren wollen, wie Stadtwerke-Vorstand Ulrich Koch am Mittwoch beim Baustellenbesuch mit Oberbürgermeister Frank Dudda erklärte. An der Von-Waldthausen-Straße und am Zechenring haben Anfang April bereits die Arbeiten begonnen, es folgen die Langforthstraße und ein Abschnitt der Gneisenaustraße.

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Auch wenn den Anwohnern während der Bauzeit einiges zugemutet werde, lohne sich das Projekt von der Klimabilanz, sagte Koch: 800 Tonnen CO2 könnten im Jahr eingespart werden, wenn die Fernwärme Öl oder Gas abgelöst habe. Und: Bis zu 3000 Tonnen umweltschädliches Grubengas entwichen künftig nicht mehr, sondern würden genutzt.

Anschluss auch später noch möglich

https://dcx.funkemedien.de/dcx/documents#/doc/doc7fjx1x0w7wk1cvmn7pytDie Anwohner hätten jetzt, aber auch später noch die Gelegenheit, sich an das Wärmenetz anschließen zu lassen. Koch wies auf das aktuelle Angebot der Stadtwerke hin, die momentan für günstige 3500 Euro Komplettpreis einen Anschluss inklusive Übergabestation ermöglichten. Wer sich dafür entscheide, brauche keine Heizungsanlage mehr, kein Gas, kein Öl und keinen Schornsteinfeger. Das sei sehr komfortabel, und der Wärmepreis sei vergleichbar mit dem anderer Energien. „Wir sprechen die Anwohner an, und es gibt erste Interessensbekundungen.“ Auch eine große Wohnungsbaugesellschaft mit etwa 50 Mehrfamilienhäusern im Viertel habe man schon dafür gewinnen können, den gesamten Liegenschaftsbereich auf Fernwärmebezug umzustellen.

Kampagne mit Friedrich

Die Stadtwerke setzen beim Ausbau des Wärmenetzes in Horsthausen auf eine gute Kommunikation mit den Anwohnerinnen und Anwohnern des Viertels.

Als Maskottchen spricht sie „Friedrich der Grüne“ direkt an. In lockerem Ton zeigt die Comicfigur Verständnis für Ärger über Einschränkungen und informiert über die Baumaßnahme. Er ist auch per Mail zu erreichen: friedrich-der-gruene@stadtwerke-herne.de

Auf der Internetseite der Stadtwerke führt Friedrich seit dem 12. April auch ein „Bautagebuch“.

Oberbürgermeister Frank Dudda wertete die Baumaßnahme als einen großen Beitrag zum Klimaschutz, der auch den Stadtteil aufwerte. Er bezeichnete den Stadtbezirk als einen der grünsten von Herne „mit unglaublicher Entwicklungsperspektive“. Die Bürger hätten in der Bauphase zwar einiges zu erdulden, „werden aber belohnt durch die Aufwertung des Quartiers und der Immobilien“, so Dudda.

Bezirksbürgermeister berichtet von einzelnen Beschwerden

Von einzelnen Beschwerden von Bürgern berichtete Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. „Das ist schon ein massiver Eingriff“, zeigte er Verständnis für die Anwohner. Besonders an der Langforthstraße sei die Verkehrssituation schwierig. „Aber hinterher wird es für alle besser.“