Herne. Zahlen zeigen: Kinder infizieren sich in Herne nun häufiger, Senioren seltener mit Corona. Welche Altersgruppe am stärksten betroffen ist.

Die Zahl der Schüler in Herne, die sich mit Corona infizieren, steigt im Vergleich zum Vorjahr stark an. Das zeigen neue Daten der Stadt. Die Zahl der infizierten Hochbetagten sinkt dagegen. Am häufigsten infizieren sich aktuell Menschen zwischen 35 und 59 Jahren mit dem Virus.

Vor einem Jahr, zum Beginn der Corona-Pandemie im März und April, waren nicht mal vier Prozent der Infizierten unter 15 Jahren alt. Im März dieses Jahres sind es schon über 12 Prozent. Das ist seit dem Sommer 2020 ein neuer Höchststand. Auffällig: Ältere Menschen infizieren sich immer weniger mit dem Virus: Im Mai 2020 lag die Quote bei den über 80-Jährigen noch bei knapp 17 Prozent, nun liegt sie nur noch bei vier Prozent. Auch bei den 60- bis 79-Jährigen sank sie zuletzt wieder. Der Anteil der 15- bis 34-Jährigen liegt seit Dezember relativ konstant bei rund 30 Prozent. Und: Die Zahl der infizierten 35- bis 59-Jährigen, die Hauptgruppe, ist zuletzt wieder auf 38 Prozent gestiegen.

Stadt Herne: Kinder werden jetzt häufiger getestet als zu Beginn der Pandemie

„Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr beim gemeinsamen Aufenthalt in geschlossenen Räumen über längere Zeit“: der Mediziner Dr. Christian Giesa, Oberarzt  am Evangelischen Krankenhaus (EvK) in Herne.
„Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr beim gemeinsamen Aufenthalt in geschlossenen Räumen über längere Zeit“: der Mediziner Dr. Christian Giesa, Oberarzt am Evangelischen Krankenhaus (EvK) in Herne. © Ralph Bodemer

„Die steigenden Infektionszahlen in den jungen Altersgruppen könnten damit zusammenhängen, dass Kinder inzwischen häufiger getestet werden als zu Beginn der Pandemie“, sagt Stadtsprecher Michael Paternoga. Auch die leichter übertragbare und damit ansteckendere britische Virus-Mutation B.1.1.7 könnte ein Grund dafür sein, dass sich jetzt mehr junge Menschen infizieren. Dass die Werte der Hochbetagten sinken, liege offenbar an den Impfungen, die in dieser Altersgruppe gestartet wurden: „Der Impffortschritt scheint sich positiv auf die Altersgruppe 80 Jahre und älter auszuwirken.“

Die Kliniken können den Trend bestätigen. „Wir sehen weniger über 80-jährige Patienten“, sagt Dr. Christian Giesa, Oberarzt der Klinik für Infektiologie und Pneumologie am Evangelischen Krankenhaus (EvK) in Herne. Die meisten Patienten seien jetzt zwischen 40 und 70 Jahren alt.

Ähnlich sieht es bei der St. Elisabeth-Gruppe aus, die unter anderem das St. Anna-Hospital in Wanne und das Marien Hospital in Herne-Süd betreibt. „Die Patienten, die bei uns in den Krankenhäusern behandelt werden, sind auf der Normalstation im Durchschnitt jünger als im letzten Jahr“, sagt Geschäftsführer Theo Freitag. Aufgrund der Impfungen sei die Zahl der über 80-Jährigen stark gesunken. Der Altersdurchschnitt auf den Intensivstationen sei dagegen weitgehend gleich geblieben.

Generell gelte: Es steckten sich vermehrt die Leute an, die oft andere Menschen treffen, sagt Dr. Christian Giesa vom EvK. „Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr beim gemeinsamen Aufenthalt in geschlossenen Räumen über längere Zeit“, so der Oberarzt. Dabei seien „dann auch Masken nicht unbedingt ein sicherer Schutz“.

Keine Kinder und Jugendlichen mit Covid-19 im Krankenhaus

Auch wenn sich nun mehr Schüler infizieren: Schwere Verläufe gibt es – zumindest in Herne selbst – zurzeit offenbar keine. Infizierte Kinder und Jugendliche würden in Kinderkliniken betreut, so die Krankenhaus-Betreiber. In Herne gibt es keine mehr seit dem Aus für die Kinderklinik in Börnig vor rund zwei Jahren, die Herner St. Elisabeth-Gruppe betreibt aber eine Kinderklinik in Witten. Dort, wie auch in den anderen Häusern der Gruppe, würden derzeit keine Kinder und Jugendlichen wegen Covid-19 behandelt, heißt es. Auch nicht im EvK, das zumindest junge Erwachsene behandele, heißt es von dort.

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In der Regel, sagt Dr. Christian Giesa, Oberarzt am EvK, sollten Kinder Covid-19-Erkrankungen ohne Krankenhausaufenthalt überstehen.

Binnen Tagen bis Wochen sollte es bei ihnen zu einer kompletten Erholung kommen: „Selten werden Symptome beschrieben, die auch über mehrere Monate anhalten, zum Beispiel Geruchsstörungen, schlechtere Belastbarkeit, Erschöpfung.“