Herne. Die A 43 ist jetzt für Lkw ab dem Kreuz Herne gesperrt. Daran halten sich längst nicht alle Fahrer. Nun wird eine Schrankenanlage geplant.

Die beste Nachricht am Tag eins der Sperrung der Emschertalbrücke für Lkw kam von den Vermessungsingenieuren: Die marode A 43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, die mittlerweile bis zu 20 Zentimeter durchhängt, hat am Montag nicht weiter nachgegeben. Ansonsten gab es schon die ersten Staus, das befürchtete Verkehrschaos blieb aber (noch) aus.

Seit diesem Montag um 5 Uhr dürfen Lkw ab 3,5 Tonnen auf der A 43 nicht mehr den Autobahnabschnitt zwischen Kreuz Herne und Kreuz Recklinghausen benutzen. Grund: Die Stahlträger der Emschertalbrücke über den Rhein-Herne-Kanal hängen durch, das Tragwerk droht zu versagen. Erst am Donnerstag hatte der Betreiber Autobahn GmbH die Sperrung verkündet, nachdem Ingenieure bei einer Prüfung des Brückentragswerks Alarm geschlagen hatten. Bis zu 100.000 Fahrzeuge nutzten die Brücke täglich, drunter 11.000 Lkw.

Herne: Polizei winkte bis zum Mittag 15 Lkw-Fahrer raus

Schrankenanlagen wie hier an der Zufahrt auf die A1-Rheinbrücke in Leverkusen sollen auch auf der A 43 errichtet werden, damit Lkw nicht über die Emschertalbrücke fahren können.
Schrankenanlagen wie hier an der Zufahrt auf die A1-Rheinbrücke in Leverkusen sollen auch auf der A 43 errichtet werden, damit Lkw nicht über die Emschertalbrücke fahren können. © Funke Fotoservice | Lars Heidrich

Zwar weisen schon viele Autobahn-Schilder auf die Sperrung und die Umleitung über A 40 und A 45 hin, die aber wurden von vielen Fahrern noch geflissentlich ignoriert. Viele Dutzend Lkw fuhren weiterhin über die Brücke, als sich die WAZ im morgendlichen Berufsverkehr vor Ort umschaute. Carola Ziebs, Leiterin der Projektgruppe für „Die neue A 43“, drückt das Ganze aber positiv aus. Vor allem schwere 40-Tonner habe sie kaum gesehen, als sie sich am Morgen die Bilder einer Verkehrskamera angeschaut habe, sagt sie zur WAZ. Und auch die Autobahnpolizei zieht eine positive Bilanz: Im Großen und Ganzen hielten sich die Lkw-Fahrer an die Sperrung, so Sprecherin Vanessa Arlt. Die Polizei kontrolliere das Durchfahrtsverbot ab sofort regelmäßig. Bis zum Mittag hätten die Kollegen am Montag 15 Fahrer rausgewunken, die es ignoriert hätten.

Die Überfahrt unterbinden können ohnehin nur Schrankenanlagen, wie sie etwa auf der A 1 vor der ebenfalls maroden Leverkusener Brücke über den Rhein aufgebaut wurden. Fahrzeuge rollen dort über eine Wage. Wiegt ein Lastwagen mehr als 3,5 Tonnen, schaltet eine Ampel auf Rot, zusätzlich fährt eine Schranke herunter. Der Falschfahrer wird dann von der Brücke abgeleitet und muss eine Strafe von 150 Euro zahlen. Auch vier Jahren nach Inbetriebnahme der Schranken wurden täglich noch 100 Lkw auf diese Weise gestoppt – allen Verkehrsschildern zum Trotz.

A 43 wird für Brücken-Belastungstest voll gesperrt

Zwei Schrankenanlagen – eine in jede Richtung – sollen nun auch auf der A 43 gebaut werden. Bis sie fertig seien, sagt Projektgruppenchefin Ziebs, könnten aber Wochen, ja Monate vergehen. Wegen der maroden Brücke werde nun in allen Richtungen geplant. Als nächstes auf dem Plan stehe der große Belastungstest der Emschertalbrücke, der in den kommenden Wochen stattfinden soll. Dafür müsse die A 43 komplett gesperrt werden, einen Termin gebe es noch nicht.

Die A 43-Brücke wird nun täglich am Morgen von Vermessern kontrolliert, ob sie weiter nachgibt. Im Bild: Ellen Grunau und Peter Kowatsch von der Autobahn GmbH.
Die A 43-Brücke wird nun täglich am Morgen von Vermessern kontrolliert, ob sie weiter nachgibt. Im Bild: Ellen Grunau und Peter Kowatsch von der Autobahn GmbH. © WAZ | Michael Muscheid

Bei dem Belastungstest soll geprüft werden, ob eine Sperrung nur für Lkw ausreicht. Mehrere schwere Lastzüge sollen dazu an verschiedenen Stellen der Brücke platziert werden, Gutachter untersuchten dann die Auswirkungen auf das Tragwerk, sagt Ziebs. Sei eine Sicherheit nicht gegeben, soll die Brücke sogar für alle Fahrzeuge dicht gemacht werden, bis in den kommenden Jahren eine neue Brücke gebaut oder zwischenzeitlich eine Ersatzbrücke eingesetzt werden kann. Ohnehin werde die Brücke nun täglich von unten vermessen, ob sie weiter nachgebe.

Größere Staus auf der A 43 habe es zum Start der Lkw-Sperrung nicht gegeben, sagt die Sprecherin der Autobahnpolizei. Nur in Richtung Norden habe es stockenden Verkehr gegeben. Den gab es auch auf der A 42 vor und hinter dem Herner Kreuz, weil die Verbindungen zur A 43 ebenfalls seit diesem Montag für alle Fahrzeuge gesperrt sind, um die marode Brücke zusätzlich zu entlasten.

Auch in Herne gab es bislang kaum bis keine Auswirkungen. Die Sperrungen konzentrierten sich ja auch grundsätzlich erst einmal auf die Autobahnen und nicht auf den innerstädtischen Verkehr, sagt Stadtsprecher Michael Paternoga. Die Stadt Herne appelliert an die Lkw-Fahrer, die ausgeschilderten Umleitungen zu nutzen und nicht auf den innerstädtischen Verkehr auszuweichen.