Herne. Auch wenn Handwerker die Neuen Höfe noch für den Innenausbau „belagern“. Der Umbau ist abgeschlossen. Die WAZ sprach mit den Projektleiterinnen.

Noch „belagern“ Transporter von Handwerksfirmen die Neuen Höfe – ein sicheres Zeichen dafür, dass der Innenausbau auf Hochtouren läuft. Doch das Baubüro in der Stadt-Galerie ist seit einigen Tagen leergeräumt – ein Hinweis darauf, dass der Umbau dieser prägenden Innenstadt-Immobilie offiziell abgeschlossen ist. Die WAZ hat mit den beiden Projektleiterinnen gesprochen.

Projektleiterin Gabriella Rücker (Freundlieb) fand die Umbau-Aufgabe sofort spannend.
Projektleiterin Gabriella Rücker (Freundlieb) fand die Umbau-Aufgabe sofort spannend. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Wenn Nadine Krotscheck von der Besitzer Landmarken AG und Gabriella Rücker vom Bauunternehmen Freundlieb heute vom Gebäude sprechen, dann merkt man ihnen die Zufriedenheit an. Das Ergebnis sei nicht nur sehr gut, man habe, so Rücker „die Perle poliert“. Jetzt glänzt sie – und das mit den beiden Lichthöfen auch nach innen. Doch bevor der erste Presslufthammer einen Brocken Beton aus dem mächtigen Gebäude knacken konnte, wirkte das Gebäude eher wie eine dunkle und abweisende Trutzburg.

Nadine Krotscheck gibt zu, dass der erste Eindruck „erschreckend“ gewesen sei. Im Keller stand das Wasser mehr als knöchelhoch, tote Tauben lagen herum. Wobei Krotscheck für den ersten Eindruck die Taschenlampe ihres Smartphones anschalten musste, Licht gab es nicht. Da habe schon die Frage im Raum gestanden: „Trauen wir uns das zu?“

Projektleiterin Nadine Krotscheck (Landmarken) spricht davon, dass es im Laufe der Renovierung und Vermarktung „Höhen und Tiefen“ gegeben habe.
Projektleiterin Nadine Krotscheck (Landmarken) spricht davon, dass es im Laufe der Renovierung und Vermarktung „Höhen und Tiefen“ gegeben habe. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Für Rücker hat sich diese Frage nie gestellt. Als sie zum ersten Mal im Gebäude stand, sei sie nicht geschockt gewesen, die Ingenieurin sah vielmehr die Möglichkeiten des Gebäudes. „Das ist spannend“, habe sie spontan gedacht, „ich habe die Aufgabe lieben gelernt, im Ergebnis steckt viel Herzblut“, sagt sie. Man müsse offen für so eine Aufgabe sein, sonst könne man sie nicht zum Erfolg führen.

Zu Beginn mussten alle Beteiligten erst einmal das riesige ehemalige Warenhaus kennenlernen. „Wir haben schon etwas gebraucht, um das Gebäude zu verstehen“, so Krotscheck. Denn das, was die Pläne an einigen Stellen gezeigt hätten, hätten sie so nicht in der Realität vorgefunden. Da tauchten Trennwände auf, die nirgends verzeichnet gewesen seien.

Aber die eigentlichen Herausforderungen lagen ganz woanders. Bauen im Bestand – das ist quasi die Königsdisziplin, da können hinter jeder Wand und über jeder Decke unangenehme Überraschungen lauern. Bei der Entkernung musste eine alte Freitreppe weichen, der Abtransport gestaltete sich aufwendig. Dann die Lichthöfe: Erst wurden sie auf den Plänen hin- und hergeschoben, die Größe des Lochs in der Realität habe den Kraftakt erst bewusst gemacht. Doch nur so eröffnete sich die Chance, das Gebäude für Büros zu nutzen. Vorgesehen waren die zu Beginn des Projekts nicht unbedingt. Als die IHK Ende März 2017 ein Wirtschaftsforum im Erdgeschoss veranstaltete, stand auch eine Hotelnutzung zur Diskussion. Es habe im Laufe des Umbaus und der Vermarktung durchaus Höhen und Tiefen gegeben, so Krotscheck.

Die weißen und grünen Fliesen wurden vom Originalhersteller extra neu gebrannt, um Denkmalschutzvorgaben einzuhalten.
Die weißen und grünen Fliesen wurden vom Originalhersteller extra neu gebrannt, um Denkmalschutzvorgaben einzuhalten. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Eine andere Hürde, die überwunden werden musste: der Denkmalschutz. Da habe es durchaus harte Diskussionen gegeben. Unter anderem waren Fliesen und Lamellen geschützt. Bei den Lamellen willigten die Denkmalschützer ein, dass sie statt 90 Zentimeter nur noch 45 Zentimeter tief sein müssen, um mehr Licht in die Büros zu bringen. Die Fliesen werden längst nicht mehr hergestellt, doch das Unternehmen, das sie zur Zeit der Entstehung des Gebäudes produzierte, existiert noch: Gail Ceramics im hessischen Pohlheim. Und das brannte – nach diversen Mustersichtungen – die weißen und die grünen Fassadenfliesen neu. Selbst die Fugenfarbe wurde denkmalgerecht ausgesucht.

Das Ergebnis sei „wunderschön“, sagen Krotscheck und Rücker. Ihr tue die Übergabe an den Eigentümer etwas weh. „Das ist wie ein Baby, das man abgibt“.

>> SO WIRD DAS GEBÄUDE GENUTZT

■ Die Vermarktung des Gebäudes ist weit fortgeschritten. Bereits im Herbst vergangenen Jahres ist die global agierende Fläkt Group in die oberen zwei Etagen eingezogen. Zurzeit läuft der Innenausbau für das Wirtshaus im Erdgeschoss und Gold’s Gym im Untergeschoss.

■ Bei der Vermarktung der verbliebenen Büroflächen und der Handelsflächen im Erdgeschoss stehe man in konkreten Mietverhandlungen, teilte Landmarken vor wenigen Tagen mit.