Herne. Beim Umbau des alten Karstadt-Hauses in Herne ist Halbzeit. Die Entkernungsarbeiten sind nun beendet. Dabei gab es eine böse Überraschung.

Vor einem Jahr haben die Entkernungsarbeiten im ehemaligen Karstadt-Gebäude begonnen, in einem Jahr sollen die ersten Mieter einziehen. Man merkt: Es ist Halbzeit beim Umbau des ehemaligen Warenhauses zu den „Neuen Höfen Herne“.

Obwohl: So ganz richtig ist das nicht, sagt Gabriella Rücker, Projektleiterin beim Bauunternehmen Freundlieb. Noch bis 2021 werde das Unternehmen im ehemaligen Warenhaus im Einsatz sein; zu tun gebe es genug. Das ist nicht zu übersehen: Am Robert-Brauner-Platz steht ein Rohbau. An die Karstadt- oder Hertie-Zeiten erinnert mittlerweile kaum noch etwas. Die charakteristischen Kacheln und Lamellen auf den Fassaden sind verschwunden, im Innern ist nackter Beton. Das zentrale Treppenhaus, über das die Kunden mit Rolltreppen die Etagen wechselten, ist verschwunden, und gerade werden die beiden Lichthöfe in das denkmalgeschützte Gebäude geschlagen.

Umbau des Ex-Hertie Hauses in der Werner City

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    Im ersten Untergeschoss türmt sich der Schutt

    Hier soll spätestens im übernächsten Jahr McFit einziehen: ein Blick ins erste Untergeschoss des ehemaligen Warenhauses.
    Hier soll spätestens im übernächsten Jahr McFit einziehen: ein Blick ins erste Untergeschoss des ehemaligen Warenhauses. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

    Und ganz oben, da fehlt das Dach. Zu leicht sei es gewesen, sagt die Projektleiterin, nun erhält die fünfte Etage einen neuen Boden. Wüst sieht es noch im Keller aus. Im ersten Untergeschoss, in das spätestens im übernächsten Jahr die Fitnessstudio-Kette McFit einziehen soll, türmt sich der Schutt. Dort, im Bereich des ehemaligen Supermarkts, seien die Böden erhöht gewesen, die müssten nun alle raus. Und noch eine Etage darunter, im „Sorgenkeller“, steht das Wasser zum Teil knöchelhoch. Im Ausschlussverfahren, sagt Projektleiterin Gabriella Rücker, sei Freundlieb dabei, im zweiten Untergeschoss der Quelle für den Wassereinbruch, der freilich seit langem bekannt war, auf die Spur zu kommen. Später soll dort, wie auch im fünften Obergeschoss, die Haustechnik eingebaut werden.

    Man sieht: Die „Neuen Höfe Herne“ ganz neu zu bauen, wäre einfacher gewesen, doch dem machte der Denkmalschutz einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem: Man sei auf Kurs, sagt auch die andere Projektleiterin, Nadine Krotschek vom Aachener Unternehmen Landmarken, das das Gebäude von der Stadt gekauft und die einzelnen Einheiten ab Sommer 2020 vermieten will. Den Plan durcheinandergebracht habe auch nicht die böse Überraschung, die sich den Bauarbeitern bot, als sie im vergangenen Winter die Deckenverkleidungen abnahmen: Die Decken waren zum Teil löchrig und müssen nun aufwändig und kostenintensiv saniert werden. Immerhin: „Das kann parallel gemacht werden“ , sagt Krotschek.

    Das sind die Mieter

    In die „Neuen Höfe Herne“ ziehen im kommenden Jahr die Herner Fläkt-Group und das Unternehmen Regus ein. Der Klimaanlagen-Hersteller Fläkt bezieht die dritte und vierte Etage sowie Teile des ersten Obergeschosses. Regus, nach eigenen Angaben der weltgrößte Anbieter von flexiblen Bürolösungen, zieht in die zweite Etage.

    Das zweite Untergeschoss und die fünfte Etage sind für die Technik vorgesehen, ins erste Untergeschoss zieht bis 2021 die Fitnessstudio-Kette McFit ein. Noch nicht vermietet sind etwa Zweidrittel der Büroflächen in der ersten Etage, außerdem das Erdgeschoss. Dort sollen eine Gastronomie und Geschäfte öffnen.

    Gebäude wird nun „winterfest“ gemacht

    Ins Gebäude werden nun Lichthöfe eingebaut, damit es im Innern heller wird.
    Ins Gebäude werden nun Lichthöfe eingebaut, damit es im Innern heller wird. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

    Als nächstes soll das Haus „winterfest“ gemacht werden, sagen die Projektleiterinnen. Noch im August sollen die ersten Fenster eingebaut werden, später soll das neue Dach kommen und die Fassade gedämmt werden. Und dann schließlich werde die markante Fassade wieder (fast) so hergestellt wie früher, mit Kacheln und Lamellen – so, wie es der Denkmalschutz fordere. Dabei habe man Glück gehabt, sagt Projektleiterin Gabriella Rücker. Den Hersteller, der seinerzeit die Kacheln für das Karstadt-Haus geliefert habe, gebe es noch immer. Er produziere die Kacheln noch einmal.

    Fehlt noch eine Antwort auf die Frage, wer ins Erdgeschoss zieht. Der Rest des Gebäudes ist so gut wie vermietet. Geplant ist im Erdgeschoss ein Café, außerdem Geschäfte. Spruchreif sei noch nichts, heißt es beim Gebäude-Besitzer Landmarken: „Wir sind in Gesprächen“, so Landmarken-Sprecher Kolja Linden. Eins stehe aber fest: Ein Supermarkt soll dort nicht mehr einziehen.

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