Herne. Der Herner DJ Mausio hat einen neuen Song rausgebracht: „Spread Love“. Im Interview verrät er, wie es zu dem Plattenvertrag mit Warner Music kam.
Mit 16 Jahren begann der DJ und Musikproduzent Claudio Mikulski unter dem Namen Mausio eigene Musik zu produzieren und ins Netz zu stellen. Dort erlangte der heute 26-jährige Herner ungeahnte Aufmerksamkeit, die schließlich zu einem Plattenvertrag mit Warner Music führte.
Wie kam es zu dem Deal mit Warner Music?
Das kam total überraschend. Wir haben damals Songs von mir an Indie-Labels geschickt, und die wollten jedes Mal meinen Sound irgendwie verändern, was dann gar nicht mehr nach mir geklungen hätte und das wollte ich nicht. Dann haben wir da einen Break gemacht, ein eigenes Label gegründet und die Sachen selber rausgebracht. Das hat super gut funktioniert. Wir haben den ganzen Demo-Prozess, also dass man die eigenen Songs verschickt und auf eine Antwort hofft, dann letztlich aufgegeben. Dann kam tatsächlich aus dem Nichts eine Mail an meinen Manager Jannik Fiedler, beziehungsweise ein Anruf von Warner Music, die sich mal über Mausio unterhalten wollten und gefragt haben, ob wir nicht mal vorbei kommen wollen. Für mich war das krass, dass ein Major-Label einfach mal so auf uns zukommt. Dann sind wir nach Hamburg geflogen, haben das Team kennengelernt und waren am selben Abend noch in einer Bar. Da war eigentlich so ziemlich klar, dass die Chemie stimmt, und dann ist es zu dem Deal gekommen.
Wie hat es sich angefühlt, mit einem Major-Deal in eine Pandemie zu starten?
Wir haben uns 2019 im Juli getroffen, der Deal war dann durch im Oktober. Wir hatten einige Monate verhandelt, weil es dann doch um mehrere Jahre ging, und da war natürlich noch nicht absehbar, dass eine Pandemie kommt. Das war dann ärgerlich. Die Sache ist, dass mir das Livegeschäft extrem fehlt, denn ich liebe meinen Job, ich liebe das, was ich tue und mir fehlt die Resonanz von den Fans gerade extrem. Ich finde es so traurig, dass wir jetzt die Power eines Major-Labels haben, aber die Live-Gigs nicht dazu spielen können. Das heißt, für mich ist es natürlich auch sehr schwierig geworden, da ich Songs, die ich gerade im Studio produziere, nicht mehr auf der Bühne austesten kann. So produziert man quasi einfach drauf los und hofft, dass sie gut ankommen. Über die sozialen Medien bekommt man zumindest etwas von den Fans zurück. Mein Problem ist aber, dass ich nur Zahlen sehe, und ich bin absolut kein Zahlenmensch. Für mich heißt das nichts, wenn der Song in den ersten 24 Stunden 50.000 Streams hat. Klar hat man immer wieder Referenzen, ob es gut ankommt oder eben nicht, aber für mich ist die emotionale Erfahrung eben nicht da. Dadurch, dass das Live-Geschäft fehlt und der Bezug zur Clubmusik nicht mehr so da ist, ist der Input auch eben ein anderer. Bei dem Song „You & Me“ habe ich zum Beispiel gemerkt, dass er nicht so gut ankam, wie ich gedacht habe. Ich habe eigentlich nie negatives Feedback bekommen, aber da haben sich ein paar Leute beschwert, warum das jetzt kein harter Sound ist.
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Hat der Lockdown also auch Einfluss auf deine Musik?
Auf jeden Fall. Das ist so der Hauptfaktor, dass ich auch selber den Bezug zum Feiern verliere und sich dann natürlich auch bei mir persönlich etwas verändert.
Wie geht ein guter Song beziehungsweise was ist deine eigene Formel?
Ich habe keine Ahnung, ich mache einfach drauf los. Meine persönliche Geheimformel ist, wenn ich den Song oder die Songidee in den ersten Sekunden extrem abfeiere und tanzend durch die Wohnung laufe, dann weiß ich, es ist ein guter Song. Wenn ich ihn dann nach ein paar Wochen wieder anhöre und immer noch cool finde, glaube ich, dass er auch von den Fans gut angenommen wird.
Wie geht es dir denn als Mensch derzeit mit der ganzen Situation?
Es ist so ein Auf und Ab. Ganz am Anfang war es schwieriger, die Situation zu akzeptieren, mittlerweile bin ich nur noch müde und habe gar keine Kraft mehr, mich darüber aufzuregen, dass die Politik in vielen Dingen einfach versagt hat, weil man sich als Künstler im Stich gelassen fühlt. Ich klammere mich deshalb sehr an die Musik. Aber ich habe in diesem einen Jahr so extrem viel gelernt – über mich selbst, aber auch über die Musik. Das war für mich wie ein fünfjähriger Crashkurs, den ich im Musikmachen gemacht habe.
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Verändert sich durch dieses neue Know-how also auch deine Musik?
Voll. Am Freitag kam zum Beispiel eine neue Single von mir raus, ein Song mit 80s-Vibes. Wenn man sich so vorstellt, dass ich meinen Internet-Klassiker „Krustenf!cker“ vor sechs Jahren in meinem Kinderzimmer produziert habe, da wusste ich ja auch noch gar nicht, wohin mit mir. Ich hatte kein richtiges Studio, und es war auch nie das Ziel, dass dieser Song so groß rauskommt. Und das war auch kein Zeitpunkt, wo ich sagen würde, ich hatte mich gefunden und das ist das, was ich die nächsten 20 Jahre machen möchte. Ich will mich ja immer neu erfinden.
WEITERE INFORMATIONEN
Am 12. März erschien Mausios neue Single „Spread Love“, eine Zusammenarbeit mit der Sängerin Bibiane Z, in dessen dazugehörigem Video das Thema Internet-Trolling und Hasskommentare aufgegriffen und verarbeitet wird. Das Drehbuch zum Musikvideo schrieb Mausio selbst.
Auch für seine energiegeladenen Live-Auftritte gefeiert, spielte Mausio bereits auf großen Festivals, etwa dem Parookaville, Airbeat One, Ikarus Festival oder New Horizons.