Herne. Selbsttests für Schüler werden in Herne kontrovers diskutiert. Bringen sie mehr oder eine falsche Sicherheit? Schulen fühlen sich allein gelassen.

Gerade haben die weiterführenden Schulen mit dem Wechselunterricht für alle Jahrgänge begonnen, da werden sie schon vor neue Herausforderungen gestellt: Bis zu den Osterferien sollen sie jedem Schüler das Angebot eines kostenlosen Selbsttests machen. Bringt dieser Test mehr oder eine falsche Sicherheit in die Schulen? Das wird bei Schülern, Eltern und Schulleitern sehr kontrovers diskutiert.

„Schulen sollten keine Testzentren sein, in denen Lehrer die Testungen begleiten und kontrollieren“, sagt Nicole Nowak, Schulleiterin am Haranni-Gymnasium und Sprecherin aller Herner Gymnasien, etwas verärgert. Zwar befürwortet sie generell regelmäßige Tests, aber bei der Art der Durchführung fühle sie sich allein gelassen. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir Unterstützung vom DRK oder von der Bundeswehr bekommen, dass vielleicht ein Testzelt auf dem Schulhof aufgestellt wird“, sagt sie.

Herne: Können Schüler die Tests richtig durchführen?

Doch von alledem nichts. Die Schüler sollen sich selbst mit einem Stäbchen tief in die Nase gehen und so den Test durchführen, erläutert Nowak die Anweisung des NRW-Schulministeriums. „Ich bezweifele, dass das alle Schüler richtig machen und die Kollegen es mit Abstand richtig anleiten können“, gibt Nowak zu bedenken. Und falsch durchgeführte Tests führten auch zu falschen Testergebnissen.

„Es ist richtig, dass Schüler getestet werden, aber nicht in der Schule“, sagt auch Katharina Rodermund, Schulleiterin der Gesamtschule Wanne-Eickel. „Was sollen die Schüler in der Schule, wenn sie dann wirklich positiv sind?“ Sie fürchtet auch die Reaktion unter den Schülern auf einen positiven Test. Zudem sei der zeitliche Aufwand bei derzeit sowieso sehr begrenzter Präsenzzeit immens: „Ein bis zwei Stunden werden da pro Schulklasse auf jeden Fall drauf gehen“, schätzt sie.

Eltern sehen Selbsttest als Alibi für den Präsenzunterricht

„Ich bin nicht glücklich darüber, dass die Schüler die Tests selbst durchführen sollen“, sagt auch Rahman İşçi, Schulpflegschaftsvorsitzender des Gymnasiums Eickel. „Sie sind doch nur ein Alibi, um die Schüler trotz hoher Inzidenz in den Unterricht zurückzuholen“, findet er. Dieser eine Test bis zu den Osterferien gebe eine falsche Sicherheit, findet der Vater. Er ist nicht glücklich darüber, dass seine beiden Kinder nun wieder in den Wechselunterricht gehen. „Der Distanzunterricht lief eigentlich ganz gut“, findet er.

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Er fürchtet, dass die Tests, die ja im Gruppenverband im Klassenzimmer durchgeführt werden sollen, die Gerüchteküche unter den Eltern anfacht und für zusätzliche Verunsicherung sorgt. Schließlich sage ein positiver Selbsttests nicht endgültig etwas über eine Erkrankung aus. Und wie ist es für den Schüler, wenn er vor seinen Mitschülern plötzlich einen positiven Test in Händen hält?

Schülersprecher: „Freue mich über das Angebot“

„Mich persönlich würde es überhaupt nicht stören, wenn die anderen das mitbekommen“, sagt hingegen Noah Feuerbeil, Schülersprecher am Pestalozzi. Ganz so entspannt werden es aber sicherlich nicht alle Mitschüler sehen. Der Schüler der Jahrgangsstufe EF freut sich über die Möglichkeit der Schnelltests. „Irgendwo muss man ja ansetzen, damit man sich wieder sicher fühlt“, sagt er. Die Schüler seien so froh, endlich wieder in die Schule zu dürfen und wenn Tests dabei helfen würden, nehme er das Angebot gerne an. Denn schon jetzt fürchtet er, dass die Schulen nach den Osterferien wegen einer zu hohen Inzidenz schon wieder geschlossen werden könnten.

Die Realschule an der Burg hat die Testungen für Montag und Dienstag kommender Woche angesetzt. Alle Eltern seien informiert und hätten bis Ende der Woche Zeit, eine Widerspruchserklärung abzugeben, sagt Schulleiter Stefan Lindemann. Wer keine abgibt, der wird getestet. „Ich finde die Testungen sind schon ein Instrument, das sinnvoll ist.“ Einmalig sei es allerdings nur ein Strohfeuer. Er und das Kollegium seien schon ein bisschen aufgeregt, wie alles funktioniere. Die Schüler müssten dabei in jedem Fall gut pädagogisch begleitet werden.

Doch zunächst müssten erstmal die Testsets rechtzeitig an den Schulen ankommen. Denn zumindest bei der Realschule an der Burg und dem Haranni-Gymnasium waren sie am Mittwoch, sieben Schultage vor den Ferien, noch nicht eingetroffen.

>>> WAS BEI EINEM POSITIVEN TEST GESCHIEHT

■ Fällt ein Selbsttest positiv aus, muss die Schule das Kind umgehend isolieren und die Eltern informieren. Es muss dann von der Schule abgeholt werden oder selbstständig nach Hause gehen, darf dabei aber keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Die anderen Kinder, die vor Ort waren, dürfen zunächst in der Schule bleiben.

■ Die Schule soll den Schüler laut NRW-Schulministerium nicht dem Gesundheitsamt melden, sondern die Eltern auffordern, einen PCR-Test machen zu lassen. Erst wenn dieser auch positiv ausfällt, greift das Gesundheitsamt ein. Die Schulen müssen nachhalten, dass dieser weitere Test auch durchgeführt wird. Bis dahin darf das Kind nicht mehr am Unterricht teilnehmen.