Herne. Die Herner Schulen haben mit dem Wechselunterricht für die Sekundarstufe I begonnen. Die angekündigten Selbsttests sehen Schulleiter skeptisch.

Der Wechselunterricht hat am Montag auch für die Schüler ab Klasse 5 begonnen. Zumindest die erste Hälfte der Schüler, die seit Mitte Dezember ausschließlich zu Hause gelernt hat, durfte wieder in die Schulen zurück, weitere folgen in den kommenden Tagen. Doch bei einer 7-Tage-Inzidenz in Herne von mehr als 170 wären wohl einige lieber zu Hause geblieben. Selbsttests für die Schüler sollen für mehr Sicherheit sorgen, waren zumindest am Montag aber noch nicht bei den Schulen angekommen.

„Wir sind alle voller Bedenken“, fasst Dennis Robertz, Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums, die Situation zum Schulstart zusammen. „Wir wissen um die soziale Bedeutung der Schule, aber bei einem so hohen Inzidenzwert und der unklaren Mutation hätte ich es vorgezogen, die Kinder vor den Ferien nicht wieder in die Schule zurückzuholen.“ Zumal die Rückmeldungen zum Distanzunterricht durchweg positiv seien.

Herne: Grüne fordern Entbindung der Schulpräsenzpflicht

Die Schulen in Herne mussten trotz der hohen Inzidenz öffnen. Bereits in der vergangenen Woche erklärte Schulamtsleiter Andreas Merkendorf, dass ihm, den Schulen und der Stadt die Hände gebunden seien. „Das Schulministerium hat uns die Möglichkeit genommen, die Schulen komplett zu zu lassen.“ Er vermutet, dass es so in den zwei Wochen bis zu den Osterferien „ein Fahrgefühl“ für die Situation bekommen wolle.

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Die Grüne Fraktion im Rat der Stadt Herne kritisiert die Öffnungen scharf: „Wir müssen hier selbst aktiv werden dürfen“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Tina Jelveh. „Wir brauchen dringend zumindest eine Entbindung der Schulpräsenzpflicht, dass die Eltern in eigener Verantwortung entscheiden können“, fordert sie. Und der schulpolitische Sprecher, Fabian May, fügt hinzu: „Wir sollten von der Landesregierung doch zumindest erwarten können, dass sie sich an die Ergebnisse des Bund-Länder-Gipfels und der Ministerpräsidentenkonferenz hält, indem zum Beispiel die Notbremseninzidenz von 100 auch tatsächlich umgesetzt wird.“

Schulen warten noch auf die Selbsttests vom Land

Für mehr Sicherheit zum Schulstart sollen Selbsttests der Schüler sorgen, die vom Land direkt an die Schulen verschickt werden sollen, wie NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ankündigte. Am Montag waren an den Schulen in Herne noch keine Tests angekommen. „Wir haben weder Tests noch eine Handlungsanleitung und ohne die werden wir hier nichts machen“, betont Sylke Reimann-Pérez, Schulleiterin der Gesamtschule Mont-Cenis, am Montagvormittag. Am Montagmittag folgte eine Schulmail aus Düsseldorf.

Dennis Robertz steht den Selbsttests etwas skeptisch gegenüber. „Diese Tests geben aus meiner Sicht keine erhebliche Sicherheit.“ Schließlich bekomme man durch den Test nur einen Eindruck, der ein paar Stunden gilt. Außerdem geht er davon aus, dass sich nicht alle Schüler testen lassen werden. „Ich weiß nicht, wie groß der Zeitaufwand ist - wir würden natürlich lieber unterrichten.“ Außerdem gibt Robertz zu Bedenken: „Besonders spannend ist es auch, wenn positive Tests auftreten. Wie ist die Reaktion von Zwölf- oder 13-Jährigen und des Umfeldes?“