Herne. Herner Schüler mit schlechten Noten müssen damit rechnen, am Ende des Schuljahrs sitzen zu bleiben. Ist das gerecht? Ein Kommentar.
Vor ziemlich genau einem Jahr schlossen in Deutschland wegen der Corona-Pandemie sämtliche Schulen. Pläne für ein Mindestmaß an Unterricht gab es keine. Viele Schulen sind erst im zweiten Lockdown auf digitale Formate umgestiegen; Arbeitsblätter, die ausgedruckt oder abgeholt werden mussten, waren lange die Regel.
Während der Staat die Lufthansa mit neun Milliarden Euro vor der Pleite rettete, müssen sich die Schulen mit einem Sofortausstattungsprogramm in Höhe von 500 Millionen Euro zufriedengeben. Für Herne bedeutet das: 3460 Herner Kinder erhalten einen Laptop oder ein Tablet. Gemeinsam mit den aus städtischem Haushalt finanzierten Geräten sind gerade einmal rund 60 Prozent des Bedarfs abgedeckt.
Vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien, Kinder, die keine Unterstützung von ihren Eltern erhalten, werden im Distanzunterricht oft allein gelassen. Nicht wenige Schüler müssen sich einen Laptop mit ihren Geschwistern teilen, in manchen Familien wird im Alltag kein Deutsch gesprochen. Die Leistungen dieser Kinder genauso zu bewerten wie die Leistungen derer, die bei der Bearbeitung ihrer Aufgaben Hilfe bekommen, ist schlichtweg unfair.
Dass die Schülerinnen und Schüler nun zum Wechselunterricht übergehen, ist daher ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nun muss eine zügige Impfung der Lehrkräfte erfolgen, damit regulärer Unterricht wieder möglich ist. Österreich setzt auf Schnelltests für Schüler und Lehrerinnen, um den Präsenzunterricht zu ermöglichen. Doch davon kommen in Deutschland viel zu wenige in den Schulen an.
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