Herne. Laut Stationsbericht ist die Aufenthaltsqualität im Wanner Hauptbahnhof „nicht tolerierbar“. Auch der Herner Bahnhof ist „verbesserungswürdig“.

Die Aufenthaltsqualität im Wanne-Eickeler Hauptbahnhof ist „unzureichend“. Was viele Pendler bereits seit Jahren bemängeln, ist nun auch vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) bestätigt worden. Im aktuellen VRR-Stationsbericht bekommt der Hauptbahnhof die rote Karte in puncto Aufenthaltsqualität. Und auch in der Gesamtbewertung landet er mit einer gelben Karte im unteren Bereich der Bewertungen.

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Bereits zum 14. Mal dokumentiert der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in seinem Stationsbericht den Zustand der Bahnhöfe und Haltepunkte in seinem Verbundgebiet – allerdings mit einem neuen Bewertungssystem, das sich stärker als bislang am Bedarf der Nahverkehrskunden orientieren soll. Der Blick richtete sich nicht mehr auf Sauberkeit, Funktion und Graffiti. Betrachtet wurden nun die Aufenthaltsqualität, die Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit an den 294 Stationen im VRR. So schnitten die zwei Bahnhöfe in Wanne-Eickel und Herne und der Haltepunkt in Börnig diesmal ab:

Fahrgastinformationen und Barrierefreiheit in Herne sind „hervorragend“

In der Gesamtbewertung erreicht kein Bahnhof eine Top-Bewertung. Die besten Einstufungen bekommt die Station in Börnig. Sowohl die Fahrgastinformation als auch die Barrierefreiheit werden dort von den Profitestern als „hervorragend“ eingestuft – hier wird kein Handlungsbedarf gesehen. In der Aufenthaltsqualität und in der Gesamtbewertung liegt Börnig im verbesserungswürdigen Bereich.

Die gleiche Bewertung bekommt auch der Herner Bahnhof. Nur die Barrierefreiheit wird hier als „ordentlich“ eingestuft, die Tester sehen einen geringfügigen Handlungsbedarf. Dass Bedarf besteht, hat auch die Deutsche Bahn erkannt. Seit Anfang Februar laufen hier Modernisierungsarbeiten. Insgesamt 6,7 Millionen Euro geben das Land NRW und die Deutsche Bahn für die Sanierung der Bahnsteige aus. (Details s. u.).

Die schlechtesten Bewertungen bekommt der Hauptbahnhof in Wanne-Eickel. Während Barrierefreiheit und Fahrgastinformation auch hier als „hervorragend“ eingestuft werden, ist die Aufenthaltsqualität „nicht tolerierbar“. Diese Bewertung setzt sich unter anderem zusammen aus: herumliegendem Müll, Graffiti, Feuchtigkeit oder bauliche Mängel. Aber auch die Ausstattung – zum Beispiel Beleuchtung, Sitzgelegenheiten und Wetterschutz – wurde für die Bewertung der Aufenthaltsqualität betrachtet.

Nückel: „Die Bahn ist ein schlampiger Immobilienbesitzer“

„Gnädig“ findet Thomas Nückel, FDP-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Verkehrsausschusses, das Urteil der VRR-Tester. Die Situation an den drei Bahnhöfen sei eigentlich noch schlimmer. Auch wenn gerade am Bahnhof in Herne versucht werde, die Aufenthaltsqualität zu verbessern, sei das Innere des Bahnhofs eine „Tropfsteinhöhle“. Immer wenn es regnet, müsse Wasser mit Eimern aufgefangen werden. „Die Situation ist wirklich miserabel.“

Und auch die Bewertung für Börnig und Wanne-Eickel sei noch zu positiv ausgefallen, so Nückel. In Börnig sei der Bahnsteig oft zu verlassen, zudem würden Ausschilderungen zum Anschlussbus 311 fehlen. Doch es gibt auch Lob: „Die VRR-Fahrkartenautomaten im Wanner Hauptbahnhof zeigen an, welche Züge als nächstes kommen“, sagt Nückel. „Davon war ich selbst positiv überrascht.“ Trotzdem fällt er ein deutliches Urteil: „Die Bahn ist ein schlampiger Immobilienbesitzer.“

VRR hat Bewertung geändert

Ein Vergleich mit dem Stationsbericht für 2019 gestaltet sich aufgrund des neuen Bewertungssystems mit veränderten Kriterien etwas schwierig. Nach einer Analyse der bisherigen Bewertungen sowie aufgrund kritischer Rückmeldungen aus Politik und Öffentlichkeit, sei der VRR zu dem Entschluss gekommen, dass mit dem Stationsbericht 2020 eine komplett überarbeitete Systematik angewendet werden soll. Auch in Herne hatte es seitens der Politik und der Stadt immer wieder Kritik an den veröffentlichten Berichten und Bewertungen gegeben – Herne bekam in den vergangenen Jahren häufig Bestnoten.

>>>Bauarbeiten am Herner Bahnhof

Die Bauarbeiten am Herner Bahnhof haben Anfang Februar begonnen. Laut Bahn würden an den Bahnsteigen 1 und 2 die Bahnsteigkanten und der komplette Bahnsteigbelag erneuert. Die Entwässerung werde teilweise neu gebaut und erweitert, um das Regenwasser kontrolliert abfließen zu lassen. Auch die Bahnsteigausstattungen würden erweitert und auf den Bahnsteigen neu angeordnet. Auf dem Bahnsteig 2 werde zudem das Bahnsteigdach demontiert und durch Wetterschutzhäuser ersetzt.

Die Arbeiten sind für die folgenden Zeitfenster geplant: Bahnsteig 1 (Gleis 1 & 3): 5. Februar bis 9. April; Bahnsteig 2 (Gleis 6 & 7): 9. April bis 11. Juni. Um einen reibungslosen Bauablauf zu gewährleisten, werde der jeweilige Bahnsteig für den genannten Zeitraum gesperrt. Die Deutsche Bahn werde Reisende vor Ort informieren.