Herne. Die Sodinger Straße soll Radfahrstreifen und der Hauptbahnhof ein Radler-Parkhaus erhalten. Warum es in Herne trotzdem Kritik an der Stadt gibt.

Mit sechs konkreten Projekten will die Stadt das Herner Radverkehrsnetz in diesem und in den kommenden Jahren verbessern. So soll unter anderem die alte Forderung nach einem Radfahrstreifen auf der Sodinger Straße endlich erfüllt werden. Darüber hinaus plant die Verwaltung ein Parkhaus für Fahrräder am Wanner Hauptbahnhof. Dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) geht das alles nicht weit genug: Der Ortsverband übt harsche Kritik an der Stadt.

Die Sodinger Straße soll auf einem 2,5 Kilometer langen Abschnitt durchgängige Radfahrstreifen bekommen. Geplant wird das Projekt vom Landesbetrieb Straßen.NRW.
Die Sodinger Straße soll auf einem 2,5 Kilometer langen Abschnitt durchgängige Radfahrstreifen bekommen. Geplant wird das Projekt vom Landesbetrieb Straßen.NRW. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Das größte Projekt ist der radgerechte Umbau des Sodinger Straße zwischen Hölkeskampring und der östlichen Mont-Cenis-Straße - eine alte Forderung unter anderem aus der Bezirksvertretung Sodingen. Auf einer Länge von 2,5 Kilometern sollen hier durchgängige Radfahrstreifen entstehen; federführend und Hauptkostenträger ist aber nicht die Stadt, sondern der Landesbetrieb Straßen NRW.

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Grüne wollen mehr Informationen

Die Ankündigung dieser Maßnahme in der jüngsten Sitzung der Projektgruppe Radverkehr sei wenig konkret gewesen, berichtet Rolf Ahrens, Planungsexperte der Grünen. So sei beispielsweise ungeklärt, ob die Radfahrstreifen auf der Sodinger Straße als geschützter Radweg (Protected Bike Lane) angelegt werden könnten. Bereits für die nächste Sitzung des Bezirks Sodingen am 24. März wollen die Grünen das Thema auf die Tagesordnung heben.

Weitere geplante bzw. bereits begonnene Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrsnetzes:

Anpassung der Radverkehrsanlage Rathausstraße in Wanne durch Wiederherstellung des Radfahrstreifens und Einfärbungen auf Kreuzungen (Maßnahme bereits begonnen).

Der bisherige Schutzstreifen auf der Bochumer Straße wird zwischen Süd- und Gräffstraße durch einen Radfahrstreifen ersetzt, der Radlern mehr Sicherheit bietet (Umsetzung im Sommer/Herbst 2021).

Einrichtung von Schutzstreifen auf der Castroper Straße in Börnig zwischen Vinckestraße und Stadtgrenze Castrop-Rauxel (Maßnahme bereits begonnen).

Bau von zwei Brücken für Fuß- und Radverkehr über den Rhein-Herne-Kanal (bei Förderzusage Realisierung bis 2023).

Ganztägige Freigabe der Wanner Fußgängerzone für den Radverkehr (Abschlussuntersuchung bis August 2021).

Ebenfalls auf der städtischen Agenda steht die Qualitätsverbesserung/-sicherung aller benutzungspflichtigen Radwege durch regelmäßige Kontrollen – analog zur Praxis bei Fußwegen. Noch nicht in trockenen Tüchern ist die Errichtung eines Fahrradparkhauses („Radturm“) am Hauptbahnhof in Wanne-Eickel. 2021 will die Stadt einen Förderantrag stellen, realisiert werden soll das Projekt 2022/23.

Piraten fordern mehr Personal im Bereich Radverkehr

Die aktuelle Bestandsaufnahme geht auf einen Antrag der Piratenpartei zurück, die für die Sitzung des Hauptausschusses am vergangenen Dienstag einen Fragenkatalog vorgelegt hatte. Piraten-Ratsherr Lars Wind fragte dabei auch nach dem Rad-Programm „Klimaschutz“, bei dem arme Kommunen eine bis zu 100-prozentige Förderung erhielten. Dass die Verwaltung hier nach eigener Aussage noch keine Maßnahmen beantragt habe, führt Wind darauf zurück, dass Herne „definitiv zu wenig Personal“ in diesem Bereich habe.

Der ADFC teilt diese Kritik und verweist darauf, dass umliegende Städte wie Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Essen jeweils mehrere zusätzliche Stellen nur für Radverkehrsplanung geschaffen hätten. Während viele Kommunen den „Startschuss“ in Form der veröffentlichten Förderrichtlinien nur abwarten mussten, um zügig Anträge zu stellen, sehe sich die Stadt Herne derzeit nicht in der Lage, förderungswürdige Projekte anzumelden, weil diese nicht vorhanden seien.

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ADFC-Vorsitzender vermisst ein Konzept

Auch sonst lässt ADFC-Vorsitzender Michael Thomasen kein gutes Haar an der Stadt. Die aufgeführten Projekte und auch frühere geförderte Maßnahmen entsprächen in der Regel langjährigen Forderungen des Herner ADFC, sagt er. Auffällig sei, dass es primär Straßenbauprojekte seien und die Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur „nur“ im Zusammenhang mit unumgänglichen Fahrbahnsanierungen erfolge. Ein ganzheitliches Radverkehrskonzept der Stadt gebe es noch immer nicht.

Und auch das beklagt Thomasen: Auf Vorschläge des ADFC sowie auf das wiederholte Angebot der Zusammenarbeit reagiere die Verwaltung nicht.

Hier sieht der ADFC Handlungbedarf

Dem ADFC fallen noch viel mehr Straßen ein, auf denen Handlungsbedarf für einen Radverkehrsausbau besteht:.Zum Beispiel: für den Westring zwischen Hölkeskampring und Holsterhauser Straße sowie auf der Bahnhofstraße stadteinwärts zwischen Forellstraße und Einmündung Roonstraße. Für Wanne benennt der ADFC u.a. die Dorstener Straße von der Holsterhauser Straße bis zur Recklinghauser Straße.

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