Herne. Seit Montagmorgen können Herner über 80 einen Termin für die Corona-Impfung vereinbaren. Doch die hohe Nachfrage sorgt für Probleme.

Eigentlich wollte Silvia Wittkowski am Montagmorgen (25. Januar) nur einen Impftermin für ihre 80-jährige Mutter ausmachen. Pünktlich um acht Uhr nahm sie den Hörer in die Hand, wählte die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und landete, wie viele andere Menschen in Herne, in der Warteschleife. Doch die 60-Jährige hat zunächst Glück: Nach nur einer Viertelstunde meldet sich eine Mitarbeiterin am Telefon. Statt einen Termin zu bekommen, wird Silvia Wittkowski jedoch vertröstet. Die Mitarbeiterin teilt ihr mit, dass eine Terminvergabe derzeit nicht möglich ist. Silvia Wittkowski soll am Nachmittag oder – noch besser – im Laufe der Woche erneut anrufen.

"Ich habe so einen Hals", sagt Silvia Wittkowski. Ob die Terminvergabe am frühen Morgen noch nicht funktioniert hat? Oder ob die Termine wegen des begrenzten Impfstoffs nicht mehr vergeben werden? Die 60-Jährige kennt den Grund für das schnelle Ende des Telefonats nicht. Doch sie ist nicht die einzige, die sich am Montag ärgert: "Ich habe es nach vier Stunden aufgeben", schreibt die Hernerin Gaby Przybyl unter einem Facebook-Beitrag der WAZ. Und auch die Nutzerinnen Helga Kohlmeier und Désirée Anders hatten noch kein Glück: "Es ist kein Durchkommen möglich" und "Katastrophe! War zu erwarten" schreiben sie bei Facebook.

Online-Terminbuchung: Hohe Zugriffszahlen sorgen für Verzögerungen

Doch nicht nur die Anrufer müssen teilweise stundenlang in der Warteschleife ausharren. Die extrem hohen Zugriffszahlen auf die Internetseite zur Buchung einer Corona-Impfung sorgen ebenfalls für Verzögerungen. Statt einem Termin erhalten viele Menschen die Meldung "Onlinebuchung derzeit nicht möglich" oder "Zurzeit sind alle Termine ausgebucht". Auch die Terminbestätigungen per E-Mail lassen in einigen Fällen auf sich warten.

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Die Kassenärztliche Vereinigung bittet währenddessen um Geduld: "Es wird unter Hochdruck an der Beseitigung der Engpässe gearbeitet", heißt es in einer Pressemitteilung. "Alle, die die Möglichkeit haben, einen Termin zu einem späteren Zeitpunkt zu buchen, sollten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen." So umfasse die Gruppe der Impfberechtigten in Nordrhein-Westfalen fast eine Million Menschen.

1200 Mitarbeiter der Kassenärztlichen Vereinigung nehmen Anrufe in NRW entgegen

Rund 1200 Mitarbeiter der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe nehmen die Anrufe täglich von 8 bis 22 Uhr entgegen – zu wenig, findet Silvia Wittkowski. "Ich habe schon mindestens hundertmal angerufen. Immer ist das Telefon besetzt", sagt die 60-Jährige, die laut eigenen Angaben mit der Webseite der KVWL nicht zurechtkommt. "Ich bin nur so sauer, weil ich eigentlich schon eine Mitarbeiterin am Hörer hatte."

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hatte bereits im Vorfeld mit Problemen bei der Terminvergabe gerechnet. So stehe der Impfstoff nur begrenzt zur Verfügung – und damit auch nur eine begrenzte Zahl von Terminen. Niemand müsse sich allerdings Sorgen um seine Impfung machen. "Jeder, der geimpft werden möchte, wird drankommen, aber eben nicht sofort", sagt Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL. Bis dahin sei Geduld gefragt – zumindest so lange, bis mehr Impfstoff vorhanden ist.

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