Herne. Der Planungsausschuss hat den umstrittenen Bau einer Kita im Röhlinghauser Park beschlossen. Der Anwohner-Widerstand dürfte andauern.

Der Planungsausschuss hat den Bau einer Kindertagesstätte im Röhlinghauser Park beschlossen. Anwohner hatten im Vorfeld die Planungen heftig kritisiert - und es könnte sein, dass der Widerstand trotz der Entscheidung nicht beendet ist.

Es gibt Entscheidungen, die am Ende niemanden glücklich machen. Das Votum für den Bau der Kita - einstimmig bei zwei Enthaltungen - gehört dazu. Der Hintergrund: Die Stadt Herne ist seit mehreren Jahre auf der Suche nach einem Areal für eine neue Kindertagesstätte. Die Kita an der Hofstraße ist arg in die Jahre gekommen, auf Grund baulicher Mängel musste die Gruppenzahl schon reduziert werden, so die Stadt. Im Oktober glaubte die Stadt, endlich fündig geworden zu sein - am Spielplatzgelände an der Barbarastraße. Doch die Bezirksvertretung Eickel war nicht begeistert angesichts der Zahl der zu fällenden Bäume. Deshalb sucht die Verwaltung eine Alternative und fand sie gegenüber - auf der Grünfläche im Kreuzungsbereich Barbarastraße/Am Alten Hof (in unmittelbarer Nähe zum Volkshaus Röhlinghausen). Dort müssten weniger Bäume gefällt werden.

Angst vor Schaffung von neuem Bauland

Doch dagegen regte sich schnell heftiger Widerstand von Anwohnern. Sie fühlten sich überrumpelt und wehren sich gegen die Bebauung der Grünfläche, die von vielen Menschen zu Naherholung genutzt würde. Sie sind sich sicher, dass es Alternativen gibt. Ihr Sprecher Reiner Gesk erhielt in der Sitzung des Planungsausschusses noch einmal die Gelegenheit, den Standpunkt der Anwohner deutlich zu machen. Und das tat er in deutlichen Worten.

Gesk betonte, dass niemand der Anwohner gegen den Bau einer Kita sei, doch die Zerstörung von Grün durch ein zweigeschossiges Gebäude sei ein Tabubruch. Trotz des Kontaktbeschränkungen durch Corona seien schon 250 Unterschriften gegen dieses Vorhaben zusammengekommen. Gesk fragte, warum bei den Neubauprojekten an der Reichsstraße oder beim Albert-Schweitzer-Carré keine Kita geplant worden sei. Dass an diesen Stellen Bauland geschaffen werde, schüre die Angst, dass nach einem Abriss der alten Kita an der Hofstraße dort auch Bauland geschaffen werde. Er forderte die Verwaltung auf, einen alternativen Standort zu prüfen.

Jugendamtsleiterin Stephanie Jordan hatte zuvor noch einmal die prekäre Lage geschildert, in der die Stadt bei der Versorgung mit Kindergartenplätzen stecke. 2018 habe man für das Jahr 2021 einen Bedarf von 950 Plätzen errechnet, die fehlen, um den Rechtsanspruch für die über dreijährigen Kinder zu erfüllen. Und obwohl in der Zwischenzeit mehrere neue Kitas in Betrieb gegangen seien, fehlten nun 1279 Plätze. Bei den unter Dreijährigen liege die Versorgungsquote bei 29,4 Prozent.

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Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs verwies darauf, dass es keineswegs geplant sei, die alte Kita an der Hofstraße zugunsten von Bauland abzureißen. Und angesichts des Bedarfs an Kitaplätzen würde sie noch viele Jahre lang benötigt. Und Ulrich Klonki, Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie, ergänzte, dass man tatsächlich über einen anderen Standort nachdenken müsse - aber nicht als Alternative zur jetzigen Planung, sondern "wir müssen nachdenken, wo wir noch eine weitere Kita bauen", so Klonki.

SPD, CDU und auch Grüne betonten noch einmal, dass sie sich die Entscheidung nicht leicht machen würden und um jedes Fleckchen Grün kämpfen würden. Ergebnis der Abstimmung: siehe oben. Gesk kündigte an, dass er alle Möglichkeiten nutzen werde, um gegen den Beschluss anzugehen. Und noch im Treppenhaus des Rathauses diskutierte er mit Klonki und Jordan über die Entscheidung.

>> VERWALTUNG: STATT 13 MÜSSEN AM NEUEN STANDORT NUR 5 BÄUME GEFÄLLT WERDEN

- Die Verwaltung hatte sich für den neuen Standort entschieden, weil dort weniger Bäume für das Vorhaben gefällt werden müssen - 5 statt 13.

- Auch das spreche für die neue Variante: Die nun zu fällenden Bäume - zwei Eschen, eine Lärche, ein Tulpenbaum, ein Spitzahorn - seien aus unterschiedlichen Gründen nicht vital.