Herne. Für die Kinder der Wohngruppe Villa Dorn in Herne ist Heiligabend ein Highlight. Und das, obwohl sie das Fest ohne ihre Eltern feiern.

Im Flur liegen Adventskalender-Geschenke, auf den Regalen liegt Tanne und an den Fenstern kleben Schneeflocken: In der Villa Dorn ist die Weihnachtsstimmung schon lange angekommen. Und auch die zehn Kinder, die derzeit in der Wohngruppe leben, fiebern dem großen Fest entgegen.

"Für sie ist das immer ein Highlight", sagt Mitarbeiterin Agnes Neumann. "Am Morgen wird erst ausgiebig gefrühstückt, im Laufe des Tages machen sich alle ganz schick und laufen aufgeregt durchs Haus." Alle durften einen Wunschzettel ans Christkind schreiben mit ihren Wünschen. Neumann habe dann einen "Termin" mit dem Christkind gehabt, um ihm die Wünsche mitzuteilen.

Auch in der Villa Dorn hat die Corona-Pandemie einigen Programmpunkten an Heiligabend einen Strich durch die Rechnung gemacht. Normalerweise seien alle gemeinsam zum Krippenspiel gegangen. Da nicht nur Christen in der Villa wohnen, gehe es dabei nicht nur darum, zusammen zu beten, sagt Neumann. "Sondern viel mehr sollen die Kinder lernen, warum überhaupt Weihnachten gefeiert wird."

Den ersten und zweiten Feiertag verbringen die Kinder bei ihren Eltern

Am Abend gibt es dann ein klassisches Weihnachtsessen: Putenoberkeule, Klöße und Rotkohl. Danach folgt die Bescherung. "Wir achten darauf, dass auf dem Wunschzettel viele Wünsche stehen, damit es für die Kinder auch noch eine Überraschung bleibt." Durch Geld vom Jugendamt sei es den Mitarbeitern möglich, die Geschenke für die Kinder zu kaufen.

In diesem Jahr seien nur zwei Kinder in der Villa, die bereits im letzten Jahr das Weihnachtsfest in der Wohngruppe miterlebt hätten. Die acht anderen seien zum ersten Mal dabei. Häufig tauschten die Kinder sich darüber aus, wie sie bei ihren Familien Weihnachten gefeiert haben, was sie schön fanden und was sie auch mal in der Villa machen wollten, sagt Neumann.

Am ersten und zweiten Feiertag besuchen die Kinder dann ihre Eltern - dabei gibt es unterschiedliche Regelungen: Manche blieben nur ein paar Stunden, andere übernachteten dort und wieder andere hätten einen begleiteten Besuch, erklärt Neumann. Elternarbeit sei sehr wichtig, "denn auch wenn die Kinder jetzt hier sind und das ihr Lebensmittelpunkt ist, bleibt die Familie das Wichtigste - und sollte auch so behandelt werden."

Kinder mussten wegen Corona in Quarantäne

An den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr hätten die Kinder gemeinsam mit den Mitarbeitern in den vergangenen Jahren Ausflüge gemacht, wegen Corona falle das nun aus. "Deswegen werden wir die Zeit mit basteln, kochen und backen verbringen", sagt sie. Zudem könne der Spielplatz vom Kindergarten nebenan genutzt werden. Der sei auch schon im ersten Lockdown oft zum Austoben genutzt worden.

Einen Corona-Fall habe es in der Wohngruppe bisher nicht gegeben. Allerdings seien die Kontakte zu den Eltern begrenzt gewesen, was für viele Kinder schwierig gewesen sei, erklärt Neumann. Aber trotz aller Einschränkungen gebe es einen großen Vorteil in der Villa: "Die Kinder sind nie alleine." Zweimal hätten die Kindern in Quarantäne gemusst. "Dabei durften sie sich dann aber zum Glück frei im Haus bewegen, da es ja ein Haushalt ist", sagt sie. "Die haben das wirklich sehr vorbildlich gemacht."

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>>>Die Kinderwohngruppe Villa Dorn
Die Kinderwohngruppe Villa Dorn ist ein Teil der interkulturellen Kinder- und Jugendhilfe Plan B. Zurzeit leben zehn Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren in dem Haus an der Dornstraße. Manche Kinder leben ein paar Monate in der Villa, andere für mehrere Jahre.

Die Kinder können aus unterschiedlichen Gründen wie Gewalt oder psychischen Problemen nicht bei den Eltern leben – ein Elfjähriger kam unbegleitet als Flüchtling nach Deutschland. Auftraggeber sind die Jugendämter der Städte Herne, Bochum, Dortmund und Essen. Ziel ist immer die Rückführung in die Familien.

In allen Bereichen ist PlanB auf Spenden angewiesen. Die Villa Dorn beispielsweise
könnte mit Hilfe von Spenden Gruppenspiele und Spielzeug anschaffen oder ihren Entspannungsraum weiter ausgestalten. Weitere Infos unter: t1p.de/planb-spenden