Herne. Aus Angst vor einem schnellen Lockdown drängen die Menschen am Samstag zum Weihnachtseinkauf in die Herner City. In Wanne hingegen herrscht Ruhe.

Schon auf den Parkplätzen rund um die Herner Innenstadt zeigt sich am Samstagmittag: Die Herner haben Sorge vor einem schnellen Lockdown. Während es in der Wanner Fußgängerzone eher beschaulich zugeht, bilden sich in Herne vor den Läden lange Warteschlangen, freie Parkplätze sind Mangelware.

Rund um den Kugelbrunnen auf der Bahnhofstraße ist es besonders voll. Kunden mit vielen Tüten in der Hand und Masken im Gesicht warten bei Nieselregen darauf, dass sie den Laden betreten dürfen. Denn in den Geschäften gilt seit einigen Wochen eine Personenobergrenzen. Erst wenn ein Kunde den Laden verlässt, darf der nächste hinein. Auch vor „Rituals“ hat sich eine lange Schlange gebildet. „Ich habe befürchtet, dass es heute voll wird“, sagt eine Kundin. „Aber ich hatte tatsächlich Angst, dass die Geschäfte ab Montag zu sind.“ Sie wolle nun alle Weihnachtsgeschenke für ihre Familie kaufen, um auf der sicheren Seite zu sein. „Das ist jetzt aber zum Glück mein letzter Laden“, sagt sie. „Ich bin froh, wenn ich endlich wieder nach Hause kann.“

Rabattaktionen in Herne sorgen für noch mehr Kunden

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Schräg gegenüber beim Schuhgeschäft Schlatholt stehen ebenfalls einige Kunden vor der Tür. Doch nicht nur die Sorge vor einem möglichen Lockdown scheint hier die Menschen anzutreiben. Auch eine Rabattaktion, wegen der viele Teile nur die Hälfte kosten, ziehe die Leute an, sagt eine Mitarbeiterin. Ein Zeichen dafür, dass die Filiale bald schließt, sei das jedoch nicht, betont sie. „Wir haben schon häufiger solche Aktionen gehabt.“ Dass es voller als an normalen Adventssamstagen ist, merke sie deutlich. „Die Leute haben einfach Angst, dass sie ab nächster Woche nichts mehr bekommen.“

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Auch vor der Mayerschen-Buchhandlung warten die Herner geduldig. Um die kalte und nasse Wartezeit etwas zu versüßen, verteilt ein Mitarbeiter Schokolade an die Kunden. „Wir haben uns schon darauf eingestellt, dass es heute voll wird“, sagt eine wartende Kundin. Torschlusspanik habe sie aber nicht getrieben, „wir hatten heute sowieso vor, in die Stadt zu gehen.“

Ein Stück weiter die Bahnhofstraße hinunter wirkt es nicht ganz so hektisch. Nele Reiter von Reiter Fashion erkenne keinen großen Unterschied zu anderen Adventssamstagen. „Es ist zwar viel los, aber es ist alles noch im Rahmen.“ Ihre Kunden verhielten sich sehr vorbildlich. Sobald es zu voll werde, warteten sie vor der Tür, andere gingen freiwillig etwas früher wieder raus, um für andere Platz zu machen. Dass ein harter Lockdown kommt, davon ist Reiter am Samstag überzeugt. Dabei seien vor allem die Tage vor Weihnachten und auch die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr wichtig für das Geschäft.

Herner Ordnungsamt kontrolliert Maskenpflicht

Um die Maskenpflicht und die Abstände zu kontrollieren, gehen auch an diesem Samstag Mitarbeiter des Ordnungsamts Streife durch die Herner Innenstadt. Es sei definitiv voller als sonst, sagt eine Ordnungsamt-Mitarbeiterin. Es hielten sich aber fast alle an die Maskenpflicht und die vorgeschriebenen Regeln.

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Ortswechsel: Verglichen mit dem trubeligen Herne ist es in der Wanner Innenstadt deutlich ruhiger. Von Schlangen vor den Läden ist nichts zu sehen. Selbst vor den großen Geschäften wie DM oder Pieper ist es ruhig.

In der Fußgängerzone in Wanne war es am Samstag deutlich ruhiger.
In der Fußgängerzone in Wanne war es am Samstag deutlich ruhiger. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Ganz anders hingegen ist die Situation vor dem Rewe-Markt an der Dorstener Straße. Auf den ersten Blick wirkt der Parkplatz recht leer, Hamsterkäufe scheinen noch nicht wieder loszugehen. Doch am Tannenbaum-Verkauf am Rande des Parkplatzes „ist heute die Hölle los“, sagt Mitarbeiter Max, während er einen Tannenbaum für einen Kunden in ein Netz packt. „Die Leute kaufen mir alles weg, ich komme gar nicht dazu, neue Bäume auszupacken.“ Es scheine so, als hätten alle Angst, ab Montag keinen Tannenbaum mehr zu bekommen, sagt Max. „Sowas wie heute habe ich bisher selten erlebt.“

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