Herne. Die Verbrennungsanlage Suez in Herne schließt. Nun will der Bodenaufbereiter Ecosoil das Grundstück kaufen. Das soll die Stadt verhindern.
Nach dem Aus für die Herner Verbrennungsanlage Suez könnten auf dem Grundstück an der Südstraße auch künftig Abfälle behandelt werden: Das Unternehmen Ecosoil will das Areal kaufen und dort Boden und Bauschutt lagern, mechanisch aufbereiten und sortieren.
Seit einem Monat ist klar: Die Firma Suez wird ihren Standort an der Südstraße mit der thermischen Boden- und Abfallaufbereitungsanlagezum 31. Dezember aufgeben. Die Bürgerinitiative „Dicke Luft“ jubelte über das Aus, sie hatte jahrelang für den Stopp einer Verbrennung von gefährlichen Stoffen gekämpft. Immer wieder beschwerten sich Nachbarn auch über Gerüche, die Feuerwehr rückte mehrfach zu Großeinsätzen an.
Suezchef Theo Bonkhofer bestätigt gegenüber der WAZ, dass Suez den Standort verlässt. Die Anlage sei bereits abgestellt, aktuell liefen die Reinigungsarbeiten, dann folge die Demontage. Zu Verkaufsverhandlungen wolle er nichts sagen. Nur so viel: Es gebe mehrere Interessenten.
Den Hut in den Ring geworfen hat das Unternehmen Ecosoil, das in mehreren Bundesländern mechanische Bodenbehandlungsanlagen und Lagerhöfe betreibt, darunter in Bochum direkt hinter der Stadtgrenze zu Herne im interkommunalen Gewerbegebiet HER-BO-43. Von dort, so teilt Ecosoil mit, wolle das Unternehmen auf das Suez-Gelände ziehen. Über den Verkauf des Grundstücks gebe es mit Suez bereits Einvernehmen, so eine Sprecherin zur WAZ. Sie sei „zuversichtlich, dass wir mit dem Verkäufer eine Einigung finden werden“.
Ecosoil plant „rein mechanische Aufbereitung unbedenklicher Böden“
Ecosoil will an der Südstraße nach eigenen Angaben ungefährliche Materialien nutzen: „Wo früher schwer belastete und gefährliche Stoffe entsorgt wurden, soll künftig die rein mechanische Aufbereitung unbedenklicher Böden aus dem Umland stattfinden“, heißt es in einer Mitteilung.
Die Bürgerinitiative „Dicke Luft“ und die Grünen sind nicht amüsiert. In dem Gewerbegebiet, fordert BI-Sprecher Gerd Kalus, soll nach dem Suez-Aus keine Abfallbehandlung mehr stattfinden. Es sei geprägt unter anderem von Kleingewerbe und Lebensmittelhändlern; daran sollte sich die Nachnutzung orientieren. Ähnlich sehen das die Grünen: Eine weitere Abfallanlage würden die Menschen im Gewerbegebiet und den angrenzenden Häusern auch weiterhin beeinträchtigen, sagte Pascal Krüger am Dienstag im Rat. Außerdem betonte er, dass auch eine mechanische Bodenaufbereitung problematisch sei.
Die Grünen stellten im Rat Antrag, dass die Stadt das Suez-Grundstück kauft. Anschließend, so die Grünen, könnte die Fläche weiterverkauft werden, und die Stadt könnte dabei festlegen, an wen und was dort erlaubt sei. Stadtdirektor Hans Werner Klee sagte, dass dies grundsätzlich möglich sei. Allein: Die Stadt könne nur marktübliche Preise zahlen.
Der Rat stimmte Einstimmig bei zwei Enthaltungen für den Vorschlag der Grünen. Die Stadt nimmt nun Gespräche mit Suez auf. Das Ziel: eine städtische Tochter übernimmt das Grundstück.