Herne. Für Obdachlose ist die Corona-Zeit besonders schwer. Abstandsregeln und geschlossene Begegnungsstätten erschweren ihnen in Herne den Alltag.
Während der Corona-Pandemie sollen die Menschen möglichst zu Hause bleiben. Doch wie soll das gehen, wenn man kein Zuhause hat?
In Herne ist das Haus an der Buschkampstraße seit vielen Jahren eine Anlauf- und Wohnstelle für wohnungslose Menschen. Etwa 100 Personen leben zurzeit in dem Haus. Platz gebe es für etwa 180 Personen, erklärt Fabian Helsper vom Fachbereich Soziales, der sich um die Organisation in dem Haus kümmert. Seit Beginn der Corona-Krise gebe es für die Bewohner Besuchsverbote, und es müssten Masken getragen werden. „Sonst hat sich zum Glück im Haus nicht allzu viel verändert für die Bewohner“, so Helsper. Einen Infektions- oder Quarantänefall habe es seit Beginn der Pandemie noch nicht gegeben. Sollte es doch noch dazu kommen, sei es gut möglich, die Abstände im Haus einzuhalten. Zudem gebe es genügend Zimmer, in denen sich die Wohnungslosen isolieren könnten.
Fachbereich Soziales geht nicht mehr in die Innenstädte
Eine Sache habe sich aber doch geändert: So gehe der Fachbereich Soziales nicht mehr präventiv durch die Fußgängerzonen, um sich um Obdachlose zu kümmern und ihnen Hilfen anzubieten. „Wenn jemand anruft und uns einen Hinweis gibt, dann fahren wir natürlich raus“, so Helsper.
Ausgabe von Frühstückstüten
In Wanne-Eickel in der St. Mariengemeinde findet zurzeit eine Ausgabe von Frühstückstüten statt. Diese Idee habe sich in Kooperation der Caritas-Konferenz mit der Vinzenz-Konferenz St. Marien entwickelt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaufen Lebensmittel für die Tüten ein, packen und geben sie vor dem Gemeindezentrum St. Marien aus. Die beiden Angebote an dem Arbeitslosenzentrum in Herne und der Caritas-Konferenz-St. Marien in Wanne-Eickel sollen bis zum Frühjahr 2021 beibehalten werden. Dabei werden die Fördermittel des Paderborner Erzbischofs für den Kauf von Lebensmitteln eingesetzt. Aber auch bei der Herner Tafel kam es aufgrund von Engpässen zu Schwierigkeiten bei der Lebensmittelausgabe. Hier konnte der Caritasverband Herne e. V. die Tafel mit zusätzlichen Lebensmitteln unterstützen.
Auch die Begegnungsstätte im Haus an der Buschkampstraße sei derzeit geschlossen. Das sei ein Problem, weiß eine Mitarbeiterin der Suppenküche. Der Verein verteilt warme Mahlzeiten an die Bewohner des Hauses und andere Obdachlose. Denn so könnten sich gerade jetzt in der kalten Jahreszeit die Obdachlosen nicht aufwärmen oder mal die Toilette benutzen. Das Essen werde nur an der Tür herausgegeben. Begegnungen untereinander fänden nicht mehr statt.
Das sei vermutlich auch der Grund dafür, dass sich bisher noch keine Obdachlosen in diesem Winter eine warme Mahlzeit abgeholt hätten, sagt die Mitarbeiterin, „sondern nur die Bewohner des Hauses.“ Das sei in den Jahren zuvor ganz anders gewesen. „Da hat sich die Situation im Winter normalerweise immer verschärft.“
„In Herne muss keiner auf der Straße leben“
Streitigkeiten oder Ärger gebe es im Haus an der Buschkampstraße nicht. Die Situation unter den Bewohnern sei derzeit relativ entspannt, sagt Fabian Helsper. „Sie machen sich nicht allzu große Sorgen.“ Helsper betont, dass in Herne niemand auf der Straße leben müsse. Im Extremfall könne auch die Kapazität der 180 Plätzen erweitert werden.
Ein weiteres Problem in der Corona-Krise sei es, dass wohnungslose Menschen Schwierigkeiten dabei hätten, die Behörden zu kontaktieren, weiß Wolfgang Nee, Geschäftsführer vom SKM Katholischer Verein für soziale Dienste in Herne e.V.. „Das Jobcenter beispielsweise ist momentan geschlossen, man kann nur online oder telefonisch Kontakt aufnehmen.“ Das sei für diese Personen oftmals schwierig. „Die Menschen am Rande unserer Gesellschaft fühlen sich damit oft überfordert. Es fehlen einfach die technischen Mittel.“ Die Suppenküche des SKM sei momentan auch geschlossen, da sie an die Vorschriften für die Gastronomie gekoppelt sei, so Nee.
Für viele Wohnungslose sei momentan nicht das Virus dir Hauptsorge, weiß der Geschäftsführer. Existenzielle Probleme und die Frage, wo sie schlafen können, überlagere häufig die Angst vor Corona.
Spenden helfen Einrichtungen bei der Essensausgabe
Die Ausbreitung des Coronavirus stellte auch andere Herner Einrichtungen für Bedürftige vor eine Herausforderung. Aufgrund der geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen sei etwa die Essenausgabe an bedürftige Personen in Form von gemeinsamen Essen nicht mehr möglich, teilt die Caritas mit.
Mit einer Spende des Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker habe der Caritasverband Herne eine Umstrukturierung an den Essensausgaben am Arbeitslosenzentrum in Herne und der Caritas-Konferenz-St. Marien in Wanne-Eickel unterstützen können. So sei im Arbeitslosenzentrum Herne die Idee entstanden, weiterhin das Essen für die Bedürftigen zu kochen, um den Kontakt auch in diesen Zeiten aufrechtzuerhalten. In kleinen Behältnissen könne von nun an das Essen mitgenommen werden.
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