Herne. Beim Technischen Hilfswerk in Herne ist die Freude groß: Aus beengten Verhältnissen zogen die Helfer in ihr neues Quartier. Das alles ist neu.
„Der alte Bahnhof an der Hunbergstraße wurde neun Monate lang für etwa vier Millionen Euro umgebaut“, erzählt Andreas Dauber, Leiter des Technischen Hilfswerks (THW) Herne. Nun konnte der Ortsverband Herne seine neue Wache beziehen.
Für Dauber, der im Januar sein 25-Jähriges beim THW feiert und erst im Juli 2020 zum Ortsbeauftragten gewählt wurde, ist der Umzug nach Horsthausen das erste große Projekt als Herner THW-Chef. Ein neues, modernes Gebäude, auf die Bedürfnisse des THW zugeschnitten, sei dringend nötig gewesen, sagt der 42-Jährige. „In der alten Unterkunft mussten wir von den Duschen zu den Umkleiden einmal quer durch die Wache laufen, die Umkleiden hatten keine Fenster, und unsere weiblichen Mitglieder hatten weder eigene Umkleiden noch Sanitäranlagen“, zählt er auf. Die alte Wache sei außerdem zu klein gewesen: „Abstände einzuhalten war dort kaum möglich.“
Herne: Nun gibt es 16 Fahrzeughallen für 24 Einsatzfahrzeuge
Alles Probleme von gestern: „Unsere neue Verwaltung hat 464 Quadratmeter, im Gegensatz zu nicht mal 300 am alten Standort an der Castroper Straße – bei der Geländegröße haben wir uns mit 5700 Quadratmetern sogar fast verdoppelt.“ Auf dem neuen Gelände stehen zudem statt zehn nun 16 Fahrzeughallen für die 24 Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, inklusive neuer Abgas-Absauganlagen und höherer Tore. „Das war uns besonders wichtig, denn vorher mussten wir mit den Fahrzeugen quasi Tetris spielen, um alle untergestellt zu bekommen.“
Die verbesserten Räumlichkeiten hätten direkte Auswirkungen auf die Arbeit des Ortsverbands Herne: „Weil wir den Bagger in der neuen Fahrzeughalle bereits einsatzbereit unterstellen können, sind wir nun 45 Minuten früher am Einsatzort.“ Stolz ist der THW-Chef auch auf den größeren Jugendraum und die endlich „standesgemäße“ Schirrmeisterei – zuständig für Instandhaltung und Materialbeschaffung „Anstatt eines dunklen Kabuffs von acht Quadratmetern hat unser Schirrmeister nun 36 Quadratmeter Platz – inklusive Fenster.“
Das THW Herne ist umgezogen
Eigentlich sei der Umzug bereits für Oktober 2019 geplant gewesen. „Es gab unter anderem Verzögerungen, da unser Entwässerungskonzept dreimal geändert werden musste, ursprünglich sollte ja nebenan die Feuerwehr einziehen.“ Den Umzug übernahmen nun 65 THW-Mitglieder: „Wir haben insgesamt gut 40 Tonnen Material bewegt – das sind 40 Touren mit einem vollgepackten 18-Tonner-Lkw.“ Das Mammut-Projekt schlägt sich auf die geleisteten Dienststunden nieder: „Bisher wurden für den Umzug 1100 ehrenamtliche Dienststunden geleistet, und das gesamte Material muss ja auch noch eingeräumt werden.“
Erst nur Baustrom – und kein Telefon
Aber auch ein paar Ärgernisse gab es: „Zum Dienstantritt am 1. November stand in der neuen Wache nur Baustrom zur Verfügung, erst drei Tage später wurde das Trafo vom Versorger angeschlossen.“ Bis Festnetz und Internet funktionierten, dauerte es sogar noch etwas länger. „Das sind die Nebenkriegs-Schauplätze eines Ortsverband-Leiters“, nimmt Dauber das Ganze mit Humor: „So lange wir trotzdem dienstfähig sind – und das sind wir, denn der Einsatz-Alarm kommt per SMS – ist alles in Ordnung.“
Neben der klassischen THW-Bergungsgruppe hat der Ortsverband Herne zwei weitere Spezialisierungen: eine Räumgruppe und einen Logistikzug. „Die Räumgruppe reißt beschädigte Bauteile ein und räumt sie beiseite.“ Außerdem baue sie Behelfswege und Zufahrten: „Wir haben beispielsweise mal eine Notabfahrt gebaut, damit Lkw, die lebende Tiere geladen hatten, nach zwölf Stunden im Schneechaos die Autobahn verlassen konnten.“ Der Logistikzug bringt beispielsweise Kraftstoffe, eine mobile Werkstatt oder mobile Küche zu Einsätzen. „Wir sind also sehr breit aufgestellt, egal ob man Abenteuerlust hat oder sich ehrenamtlich in Verwaltung, Werkstatt oder Küche engagieren möchte: Wir suchen Freiwillige, Vorkenntnisse sind nicht nötig.“ Das THW sei wie eine große blaue Familie, wirbt Dauber: „Bei uns kann man sich wohlfühlen – nicht nur wegen unserer schicken neuen Unterkunft!“
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