Herne. Bedürftige und Obdachlose leiden besonders unter Corona. Vor Weihnachten fallen auch Benefiz-Veranstaltungen aus. Es wird aber auch umgeplant.
Ein warmes und sicheres Zuhause , genügend zu essen und liebe Menschen um sich: Das ist ein Luxus, den nicht jeder hat. Deshalb organisieren Kirchen, Vereine und engagierte Herner Jahr für Jahr Aktionen für obdachlose oder bedürftige Menschen, um sie den Alltag eine Weile vergessen zu lassen. Und in diesem Jahr? Große Weihnachtsessen und Aktionen in geselliger Runde kann es wegen der Corona-Pandemie nicht geben. Aber: Für vieles haben sich Engagierte Alternativen einfallen lassen.
CVJM-Weihnachtsessen
Der CVJM organisiert normalerweise ein Weihnachtsessen für bedürftige Menschen in der Kreuzkirche. „Wir hätten es gerne wieder gemacht“, sagt Geschäftsführer Holger Spies. „Aber dieses Jahr dürfen wir leider nicht.“ Ganz leer ausgehen sollen die Menschen aber nicht. „Wir bekommen viele Spenden, die wollen wir zu Weihnachtsgeschenk-Paketen packen.“ Wer ein Paket erhalten möchte, melde sich am Dienstag und Mittwoch, 1. oder 2. Dezember, unter Telefon 02323/3888444. „Unsere Hauptamtlichen werden sie am Heiligen Morgen möglichst kontaktlos, aber trotzdem freundlich und weihnachtlich übergeben.“ In den Paketen sollen neben Hygieneartikeln auch Kleidung und Nahrungsmittel enthalten sein. „Wir überlegen gerade mit einem Catering-Unternehmen, was man reintun kann, damit auch Obdachlose, die keine Möglichkeit haben, Essen zu erhitzen, etwas davon haben.“
Meist fragten die Menschen schon im November, ob es wieder eine Feier gebe. Sie sei für viele elementarer Bestandteil der Weihnachtszeit: „Einige kommen seit 30 Jahren – auch Mitarbeiter genießen das Zusammensein“, weiß Spies. „Viele möchten an Weihnachten nicht alleine sein, und lassen sich gerne etwas verwöhnen.“ Mit den Paketen könne wenigstens eine kleine Freude bereitet werden.
Gospelprojekt-Ruhr
Das Gospelprojekt-Ruhr richtet seit 2013 jährlich ein „Dinner for Everyone“ aus. Gut 300 Bedürftige verleben in der Realschule Crange bei Musik und Tanz gemeinsame Stunden mit Drei-Gänge Menü und Programm. „Das können wir dieses Jahr natürlich nicht machen“, sagt Christa Merle, Chefin des Gospelprojekts. Stattdessen gibt es nun eine Aktion für Kinder. Denn auch für die besonders benachteiligten Kinder der Stadt soll es Weihnachten geben, sagt Merle. So sei eine „Nikolaus Box Aktion“ für die Kinder der Arche in Herne gestartet worden. Die Gospelprojekt-Chefin bedankt sich bei den Teilnehmern, die insgesamt 108 Geschenkboxen zusammengestellt hätten, um denjenigen Kindern eine Weihnachtsfreude zu bescheren, für die es nicht selbstverständlich sei, ein Geschenk unter einem Tannenbaum zu finden.
Suppenküche
Auch die Menschen, die normalerweise zur Weihnachtsfeier der Suppenküche kommen, müssen in diesem Jahr mit einem To-Go-Essen vorlieb nehmen. „Die Menschen aus der Wohnungsloseneinrichtung können sich dieses Jahr leider nicht lange aufhalten“, bedauert Küchenleiterin Simone Lorenz. Denn: „Der menschliche Kontakt und der Anschluss, den sie hier finden, ist schon enorm wichtig.“ Trotzdem soll es auch dieses Jahr ein besonderes Weihnachtsmenü geben – „vielleicht Kohlrouladen.“ Das Team der Suppenküche sei aber nicht nur an Weihnachten für die Bedürftigen im Einsatz: „Viele Mittagstische haben seit dem ersten Lockdown geschlossen“, erklärt Lorenz. „Wir haben gesagt, wir machen weiter. Die Leute brauchen eine Anlaufstelle.“ Frühstück und Mittagessen können sich Bedürftige von montags bis samstags in der Suppenküche abholen.
Herner Tafel
Auch die Herner Tafel ist für die Menschen da. Neben der Lebensmittelausgabe gibt es in diesem Jahr wieder Weihnachtstüten. Dazu konnten Kunden des Rewe-Marktes Kenkmann Lebensmitteltüten kaufen: „Die 250 Tüten haben wir nun abgeholt und werden sie noch etwas weiter befüllen, beispielsweise mit Weihnachtsmännern“, sagt Heinz Huschenbeth, stellvertretender Vorsitzender der Herner Tafel. In den Gemeinden der katholischen Kirche werde bereits seit dem Spätsommer für die Herner Tafel gesammelt. „In allen zehn Kirchen stehen Körbe für Lebensmittelspenden sowie Spendendosen“, erklärt Claudia Bolien, Küsterin in St. Joseph, die die Aktion angeregt hat. „Ich helfe selber ehrenamtlich bei der Herner Tafel und weiß, wie sehr die Krise den Menschen zu schaffen macht.“
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Deshalb sollen die Körbe stehen bleiben, solange die Pandemie anhält. Ohne die Unterstützung von Pfarrer Georg Birwer und zahlreichen helfenden Händen wäre das Ganze gar nicht möglich. Heinz-Werner Nadolny und Barbara Rohde helfen beim Einsammeln der Spenden.
Herz für Familien
Barbara Rohde war auch der kreative Kopf der Weihnachtsaktion „Herz für Familien“. „Wir möchten zu Weihnachten vor allem Familien unterstützen“, erklärt Claudia Bolien. So sei die Idee mit den Herzen zustande gekommen: Rohde entwarf das Design der Papierherzen, die nach den Messen gegen eine Spende von fünf Euro herausgegeben wurden. „Küster Ludger Finke (St. Bonifatius) ist sehr engagiert“, freut sich Bolien. Er habe die Herz-Aktion alleine durchgeführt und unterstütze die Spendenaktion Woche für Woche. Als Sammelziel hätten sich die Engagierten zuletzt 1500 Euro gesetzt. „Wir haben jetzt 2800 Euro und können weit mehr als die geplanten 300 Tüten packen.“ Aktuell sammelten die Gemeinden noch gut erhaltenes Spielzeug. Die Tüten wollen sie am 8., 10. und 12. Dezember in der Tafel an Familien übergeben: „Alleinstehende und Paare bekommen zwar keine Tüte, aber sie dürfen sich etwas Süßes oder einen besonderen Tee aussuchen.“ Wer die Gemeinden unterstützen will, wendet sich ans Hauptpfarrbüro unter Telefon 02323/50214 oder an die jeweiligen Gemeindebüros.
Ruhrwerk
Der Verein Ruhrwerk plant in diesem Jahr eine Premiere: Die Mitstreiter sammeln Gelder, um Weihnachtstüten für Kinder packen zu können. „Wir sind in der Planung“, verrät Vorstandsvorsitzende Cordula Klinger-Bischof. „Mit dem Verkauf von Präsentkörben möchten wir Gelder generieren.“ Die Idee, da Weihnachtsfeiern und -essen in diesem Jahr ausfallen müssen: Man kann sich stattdessen Präsentkörbe schenken und gleichzeitig etwas für den guten Zweck tun. „Die Körbe sind gefüllt mit Produkten lokaler Erzeuger und sind im Weinhaus Wanne, bei Feinkost Lisa und der Alten Drogerie Meinken erhältlich.“ Fünf Euro pro verkauftem Korb gehen an die Aktion des Vereins. 150 bis 200 Tüten wollen die Engagierten für Kinder packen und diese voraussichtlich am 17. Dezember an die Herner Tafel verteilen. In den Tüten sollen Süßigkeiten, kleine Spiele und am liebsten ein schönes Weihnachtsbuch stecken. „Wir müssen sehen, wer uns dabei unterstützen kann.“ In dieser doch etwas trostlosen Adventszeit möchte das Ruhrwerk so Kindern eine Freude bereiten: „Wir können uns alle schöne Sache kaufen“, erinnert sie. Um anzufügen:„Aber das sind Menschen, die es am meisten brauchen und wir möchten helfen, dass sie es schöner haben.“
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