Herne. Durch Corona-Schnelltests könnten Familien sicherer Weihnachten feiern. Auch in Herne werden sie angeboten. Apotheker warnt: „Kein Allheilmittel“
Wenige Wochen vor Weihnachten machen sich viele Familien Gedanken darüber, wie sie das Fest in diesem Jahr feiern können, ohne dabei ihre engsten Familienmitglieder zu gefährden. Erlaubt sind an den Weihnachtstagen Zusammenkünfte von zehn Personen aus unterschiedlichen Haushalten. Aber wie kann man sich sicher sein, nicht doch seine Liebsten anzustecken? Eine Möglichkeit sind die sogenannten Antigen-Schnelltests .
Das Ergebnis dieser Tests liegt innerhalb von etwa 15 Minuten vor, während bei den PCR-Tests, die schon seit einigen Wochen in 18 Praxen in Herne angeboten werden, erst nach 24 bis 48 Stunden ein Ergebnis angezeigt wird. Doch bei den Schnelltests gibt es einiges zu beachten.
Denn zum einen bieten nicht alle Arztpraxen in Herne einen solchen Test an, zum anderen stellten diese nur eine Momentaufnahme dar, erklärt Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. „Die niedergelassenen Ärzte beziehen die Schnelltests direkt über die Apotheken.“ Ob und in welchem Umfang sie in den Herner Praxen vorhanden seien, könne die Sprecherin deswegen nicht sagen.
Herner Apotheken dürfen Tests nicht an Privatpersonen herausgeben
„In erster Linie sollen die Schnelltests unter anderem in Altenpflegeheimen und bei medizinischem Personal im Rahmen einer präventiven Testung zu Anwendung kommen“, erklärt sie. Eine reine Wunschtestung ohne medizinische Indikation und ohne Anspruch gemäß Corona-Testverordnung sei von Patienten im Allgemeinen privat zu begleichen.
Infektsprechstunde an diesem Samstag
An diesem Samstag , 28. November, wird bei einem niedergelassenen Arzt durch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe wieder eine Infektsprechstunde angeboten, teilt die Stadt mit. Von 9 bis 13 Uhr können sich Menschen mit Infektionen der oberen Atemwege – also etwa Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen – dort vorstellen.
Betroffene sollen zunächst telefonisch Kontakt zu der Praxis aufzunehmen, heißt es weiter. Für Herne ist das die Gemeinschaftspraxis Dres. Med. Barmeier und Tschirch, Stöckstraße 36, 44649 Herne, Telefon 02325/70801.
Die Kosten für einen solchen Tests würden von den jeweiligen Ärzten unterschiedlich abgerechnet, sagt Robert Sibbel, Sprecher der Herner Apotheken. Die Kosten lägen etwa zwischen 30 und 50 Euro pro Test. Er habe bereits einige Schnelltests an Arztpraxen verteilt.
„Es gibt viele Anbieter, aber nur wenige seriöse.“ Zwei bis drei lieferten eine sehr gute Qualität. Schon jetzt sei auch in seinen Apotheken die Nachfrage von Privatpersonen nach den Schnelltests hoch. „Andauernd“ kämen Kunden und fragten danach, so Sibbel. Die Tests dürften jedoch nur durch medizinisches Fachpersonal durchgeführt werden, „wir dürfen sie deswegen nicht an Privatpersonen herausgeben“.
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Vor den Weihnachtstagen werde die Nachfrage sicher noch einmal steigen, vermutet der Apotheker. Zu einem Engpass sollte es dabei aber nicht kommen. „Wir haben uns einen großen Vorrat angelegt.“ Allerdings sei er zwiegespalten: Denn die Schnelltests seien zwar besser als nichts und lieferten innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis, allerdings seien sie nicht so sicher wie beispielsweise PCR-Tests . Denn auch wenn der Antigen-Test ein negatives Ergebnis anzeige, könne man sich nicht zu 100 Prozent darauf verlassen. Deswegen sollten auch keinesfalls die gängigen Hygieneregeln außer Acht gelassen werden, betont Sibbel. „Es ist kein Allheilmittel, als Ergänzung ist es aber sicher sinnvoll.“
Nicht alle Hausärzte bieten die Schnelltests an
Zudem sei es nur eine Momentaufnahme, ergänzt Anton Preißig, Allgemeinmediziner aus Herne. Sie böten seiner Ansicht nach zwar ein zuverlässiges Ergebnis, „aber wenn ich nach dem Test einmal über die Straße laufe, ist das Ergebnis wieder gleich Null“, so Preißig. Er habe in seiner Praxis schon einige Schnelltests durchgeführt. Häufig seien es auch Arbeitgeber, die einen solchen Tests von ihren Mitarbeitern forderten.
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Oft sei er auch schon von Leuten kontaktiert worden, deren eigener Hausarzt die Tests nicht durchführe. Dass der Ansturm vor Weihnachten so groß werde, dass er nicht mehr zu bewältigen sei, befürchtet Preißig nicht. „Die Apotheken sind gut ausgestattet.“ Terminvereinbarungen zum Testen für die Tage vor Weihnachten seien deshalb laut Preißig nicht nötig.
Zudem müsse bedacht werden, dass es ziemlich teuer werden könne, wenn sich die ganze Familie vor Weihnachten testen lassen will, gibt auch Markus Bruckhaus-Walter zu bedenken. In seiner Praxis kostet ein Schnelltest zwischen 50 und 60 Euro. „Da müssen dann die Weihnachtsgeschenke kleiner ausfallen.“ Auch bei ihm sei die Nachfrage nach den Tests da, „und sie wird sicherlich vor den Feiertagen noch einmal ansteigen“.
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