Herne. Damit Bewohner in Herner Heimen trotz Corona Besuch empfangen können, setzen die Heime auf Schnelltests. Noch sind nicht alle Fragen geklärt.

Im ersten Lockdown Anfang des Jahres waren Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen durch Besuchsverbote von der Außenwelt abgeschirmt. Das war nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die Angehörigen belastend. Laut Bundesgesundheitsministerium sollen nun sogenannte Antigen-Schnelltests für mehr Sicherheit sorgen und gleichzeitig eine erneute Isolation der Heimbewohner verhindern.

Auch interessant

Auch in Herne beschäftigen sich die Heime derzeit intensiv mit der Umsetzung dieser Schnelltests. Für die Heime des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) seien 3500 Tests bestellt worden, sagt Martin Krause, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Herne und Wanne-Eickel. „Das deckt zunächst nur einen Monatsbedarf.“

Auch Besucher sollen sich in Herne freiwillig testen lassen können

Martin Krause, Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Herne und Wanne-Eickel, bittet Besucher auf unnötige Besuche im Seniorenheim zu verzichten.
Martin Krause, Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Herne und Wanne-Eickel, bittet Besucher auf unnötige Besuche im Seniorenheim zu verzichten. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Dem Gesundheitsamt habe das DRK ein Konzept vorgelegt, das nun von dort „abgesegnet werden“ müsse, erklärt er. Dieses Konzept sehe vor, dass alle Mitarbeiter und Bewohner der Heime einmal in der Woche mit den Schnelltests getestet würden. In einem zweiten Schritt sollen dann auch Besucher die Möglichkeit bekommen, einen solchen Test bei sich durchführen zu lassen. „Natürlich alles freiwillig“, betont Krause. „Es wird keinen Testzwang für Besucher geben.“ Doch schon jetzt appelliert er an Angehörige und Besucher angesichts der immer noch hohen Sieben-Tage-Inzidenz: „Bitte verzichten Sie auf unnötige Besuche.“

Generell befürworte Krause die Schnelltests, betont aber, dass diese Tests zum einen zwar schnell seien – in gerade einmal 15 Minuten liege ein Testergebnis vor – , aber keine 100-prozentige Genauigkeit vorwiesen. Deshalb könne nicht auf alle anderen Sicherheitsvorkehrungen wie Masken und Abstand verzichtet werden. Zum anderen stellten die Tests immer nur eine Momentaufnahme dar. Jedes Ergebnis könne sich jederzeit ändern. Bisher sei in den DRK-Heimen noch kein positiver Fall aufgetreten, „aber der Druck ist definitiv da. Die Fälle kommen immer näher“, so Krause.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Herne. Den Herne-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Ein Test koste zwischen vier und sieben Euro, diese Kosten würden durch die Pflegeversicherung übernommen. Was jedoch noch nicht geklärt sei, sei der Personal- und Sachaufwand, der durch die Schnelltests entstehe. Es seien zwar einige Mitarbeiter für die Schnelltests geschult worden. „Eigentlich müsste ich aber extra nur dafür noch Personal einstellen“, sagt Krause. „Sonst schaffen das die Mitarbeiter zeitlich nicht.“

Testkonzepte werden mit den Behörden abgestimmt

Auch interessant

Auch in den Heimen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) würden zurzeit Konzepte entwickelt, wie genau die Schnelltests durchgeführt werden können, teilt Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe auf Nachfrage mit. Den ASB-Heimen stünden bereits einige Tests zur Verfügung, noch werde aber ein Testkonzept mit der Behörde abgestimmt, erst danach könne Genaueres gesagt werden. „Auf jeden Fall muss man abwarten, wie sich der Mehraufwand durch die Tests entwickelt.“ Grundsätzlich begrüße er die Schnelltests aber sehr.

20 Tests pro Monat pro Bewohner

Bisher hätten zwölf Einrichtungen ein Testkonzept eingereicht, teilt die Stadt mit. Weitere Konzepte würden in den nächsten Tagen erwartet. Einige Einrichtungen hätten bereits Schnelltests bestellt. „Die Bestellung übernehmen die Einrichtungen in eigener Verantwortung. Einrichtungen können pro Monat bis zu 20 Tests je Einwohner beschaffen“, so die Stadt.

Die Kontrolle der Testkonzepte erfolge durch das Gesundheitsamt. Es müssten einige Mindeststandards eingehalten werden, wie etwa die Gewährleistung der Testdurchführung durch qualifiziertes Personal.

Doch nicht nur durch die Tests sehe der Sprecher die Heime gut auf die kommenden Wochen vorbereitet: „Die Situation ist heute eine ganz andere als im Frühjahr“, sagt Berswordt-Wallrabe. „Gewisse Abläufe stehen nun ja schon fest.“ Die Situation in den ASB-Heimen sei derzeit zwar sehr angespannt, trotzdem arbeiteten alle mit einer großen Professionalität, sagt er.

Protea Care setzt schon seit einiger Zeit Schnelltests ein

Der Aufwand sei enorm, sagt Roberto Gentilini, Leiter des Pflegeheimes Protea Care.
Der Aufwand sei enorm, sagt Roberto Gentilini, Leiter des Pflegeheimes Protea Care. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Im Seniorenheim Protea Care in Baukau würden die Schnelltests schon seit einigen Monaten eingesetzt, erklärt Heimleiter Roberto Gentilini. „Alle 14 Tage werden bei uns die Bewohner und die Mitarbeiter mit einem Schnelltest getestet.“ Wenn Besucher in die Zimmer ihrer Angehörigen wollen, würden auch sie getestet. Bei mobilen Bewohnern werde jedoch darauf geachtet, dass sie sich mit ihrem Besuch draußen oder im großen Besucherzimmer – dort gibt es Plexiglasscheiben und der Abstand könne gewährleistet werden – treffen.

Der Aufwand für die Schnelltests sei jedoch enorm, sagt Gentilini. Zwar übernehme die Landesregierung sieben Euro pro Test, allerdings sei der finanzielle Aufwand deutlich höher. Und auch im personellen Bereich werde es knapp. „Auch wir haben vermehrt Krankenstände – wenn dann unsere Pflegefachkräfte die Tests durchführen, fehlen sie woanders in der Pflege.“

Weitere Nachrichten aus Herne und Wanne-Eickel lesen Sie hier.