Herne. In 23 Hausarztpraxen können sich Herner auf das Coronavirus testen lassen. Drei von ihnen erzählen, was sie dabei bis jetzt erlebt haben.
Die Corona-Pandemie hat Herne weiterhin fest im Griff. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist auf 133,6 gestiegen, von Dienstag auf Mittwoch meldete die Stadt 38 Neuinfektionen . Bei den vielen Abstrichen, die momentan gemacht werden müssen, sind zurzeit 23 Arztpraxen im Einsatz. Doch wie sieht der Alltag in einer solchen Praxis aus und was erleben die Ärzte und ihre Mitarbeiter tagtäglich? Die WAZ hat mit drei von ihnen gesprochen:
In der Praxis von Andrea Reimann werden jeden Tag drei bis sieben Abstriche genommen, erklärt die Ärztin. „Für mehr Tests haben wir auch gar keine Kapazitäten.“ Denn die Abstriche würden alle neben dem normalen Betrieb genommen. Sie stelle fest, dass in den vergangenen Tagen immer mehr Patienten mit Symptomen in die Praxis kämen.
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Bisher halte sich der Andrang jedoch noch in Grenzen. „Noch gab es zum Glück keine Schlange vor unserer Praxis“, so Reimann. Lediglich der Freitag vor den Herbstferien sei überlaufen gewesen, „da wollten alle noch schnell einen Test haben, um in den Urlaub fahren zu können.“ Da nur Reiserückkehrer und Erzieher den Test bezahlt bekommen, hätten sich einige von den Reisefreudigen darüber gewundert, wie teuer ein Test sei. „In unserem Labor kostet ein Test 150 Euro“, sagt Reimann.
Als sie Anfang August anfing, Corona-Tests durchzuführen, habe sie zunächst vor allem Lehrer und Erzieher vorsorglich getestet. „In den Herbstferien kamen natürlich nicht so viele von ihnen. Das wird nach den Ferien wahrscheinlich dann wieder mehr“.
Hunderte wollten sich in Herner Praxis vor den Ferien testen lassen
„Die letzte Woche war die Hölle“ sagt Katrin Sobczak, Medizinische Fachangestellte in der Praxis von Renate Meier-Geisler in der Nähe des Gysenbergparks. Da die Praxis seit Kurzem auch Schnelltests anbiete, seien vor den Ferien sehr viele Patienten gekommen, um in den Urlaub fahren zu können. „Diese Tests dürfen dann ja nicht älter als 48 Stunden sein“, sagt sie. Am Donnerstag und Freitag seien „Hunderte“ vorbeigekommen, um sich testen zu lassen. Diese Nachfrage habe nun wieder etwas nachgelassen.
Die Mitarbeiter der Praxis stellten fest, dass viele Herner verunsichert sind. „Momentan sind viele Leute erkältet, das sorgt für noch mehr Unsicherheit“, so Sobczak. „Am liebsten würden sich momentan alle testen lassen“. Einige Patienten überinterpretierten in dieser Situation häufig Symptome: „Nur weil ich mal keinen Appetit habe, habe ich nicht direkt Corona.“
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Mit einem solchen Ansturm auf die Praxis habe das Team gerechnet, „schließlich kostet ein Schnelltest bei uns nur 50 Euro, bei manch anderen können die auch bis zu 200 Euro kosten.“
Auch in dieser Praxis laufe der Corona-Betrieb nebenher. Durch einen extra Fahrstuhl sei gewährleistet, dass es zu keiner Zeit ein Risiko für die „normalen“ Patienten gebe. „Das ist bei uns wie ein Kreislauf.“ Gerade deswegen gebe es auch keine Probleme mit zu langen Schlangen, „die Patienten können mit Abstand in der Praxis warten“. Bisher habe es trotz der vielen Tests nur sehr wenige positive Fälle gegeben.
Herner Arzt wundert sich über geringen Andrang
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Noch keinen positiven Corona-Fall verzeichnet Issa Alkhouri, Urologe aus Wanne. Generell sei der Andrang in seiner Praxis auf Corona-Tests bisher sehr gering. „Das wundert mich, schließlich hört man in den Nachrichten nichts anderes mehr. Ich hätte wirklich gedacht, dass es mehr wird“, sagt der Arzt. Nur drei bis vier Patienten kämen täglich, viele nur mit dem Verdacht, Corona zu haben. Bei ihnen würde zunächst die Temperatur gemessen.
Ein Test in seiner Praxis koste 70 Euro. „Leute, die einfach nur reisen möchten, bekommen dann die Laborrechnung.“ Er hoffe, dass auch er selbst sich nicht anstecke, „schließlich habe ich hier jeden Tag Kontakt zu sehr vielen Patienten.“
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