Herne. Nun sollte der Cranger Weihnachtszauber starten. Wegen Corona kam das Aus. Veranstalter Sebastian Küchenmeister sagt: Er leidet und trauert.
Am kommenden Donnerstag sollte auf dem Kirmesplatz der Cranger Weihnachtszauber starten. Veranstalter Sebastian Küchenmeister zog wegen der hohen Coronazahlen die Reißleine und sagte die „Winterkirmes“ ab. Was das für ihn und seine Schaustellerkollegen bedeutet, sagt er im Interview.
Nächste Woche sollte der Cranger Weihnachtszauber starten. Was machen Sie jetzt stattdessen?
Sebastian Küchenmeister: Trauern. Trauern und überlegen, wie es weitergeht. Nicht nur in Sachen Weihnachtszauber, sondern auch als Schausteller. Meine Gedanken kreisen unentwegt. Die Corona-Zahlen sind hoch, und ich glaube nicht, dass es im nächsten Frühjahr weiter geht mit dem Geschäft.
Auf einer Skala von 1 bis 10, eins ist das Niedrigste: Wie groß ist Ihre Enttäuschung, dass die dritte Auflage des Weihnachtszaubers wegen Corona geplatzt ist?
10. Das Aus ist das Schlimmste überhaupt. Aller guten Dinge sind drei, sagt man, und daraus wird jetzt nichts. Das ist bitter. Da kommen bei mir viele Emotionen hoch. Der Weihnachtszauber ist ja so etwas wie mein Baby, und auch meine ganze Familie war da eingespannt. Dabei geht es nicht nur um Geld verdienen: Schausteller ist mein Leben, wir wollen Leute auf der Kirmes glücklich machen. Da leiden wir alle drunter.
Gab es keine Alternative zu dem Aus des Weihnachtszaubers?
Wenn es eine Alternative gegeben hätte , hätten wir sie genutzt. Aus wirtschaftlicher Sicht musste ich aber im Oktober gemeinsam mit der Stadt die Reißleine ziehen und das Aus verkünden. 100.000 Euro an Kosten waren da bereits bei mir aufgelaufen: Ich habe vier Monate lang hart gearbeitet , Konzepte ausgearbeitet, ein Online-Ticketsystem fertig gestellt, Drehkreuze bestellt, Security aufgerüstet. Eine Woche später hätte ich pro Woche weitere 100.000 Euro investieren müssen. Wenn wir dann später während des Weihnachtszaubers das Aus hätten verkünden müssen, wäre das finanziell eine Katastrophe geworden. Und natürlich dürfen wir die Gesundheit nicht vergessen: Corona ist ja nicht weg, und man muss die Menschen vor dem Virus schützen.
Finanziell sind Sie also durch die Absage im Oktober mit einem blauen Auge davon gekommen?
Genau. Und nicht nur ich. Als Veranstalter muss ich auch meine Schaustellerkollegen und Markthändler schützen. Die sind finanziell ja mit im Boot: Laut Vertrag beteiligen sie sich bei einem Aus der Veranstaltung an den Kosten. Das Risiko kann ich alleine ja gar nicht tragen. Die Kollegen vertrauen mir, und ich habe so spät wie gerade noch möglich die Reißleine gezogen. So kommen alle mit einem blauen Auge davon. Mich hat es aber natürlich am meisten gekostet.
Sie sind ja nicht nur Veranstalter des Weihnachtszaubers, sondern vor allem auch Schausteller, reisen etwa mit der Riesenschaukel Konga quer durch die Republik – normalerweise. Wie ist Ihre Situation?
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Katastrophal. Im Dezember letzten Jahres haben wir zum letzten Mal Geld verdient. Das ganze Jahr über hatten wir die Hoffnung, dass es irgendwann weitergeht: Dann wurde auch noch Crange gekippt und zum Schluss auch der Weihnachtszauber. Auch jetzt sehe ich noch kein Ende in Sicht. Das Ganze ist erdrückend, nicht nur für mich, auch für meine Mitarbeiter.
Wie lange können Sie ohne Einnahmen noch überleben?
Wir Schausteller, ja die ganze Eventbranche, wir wurden einfach vergessen. Bei uns ist es so, dass wir uns als Familie zusammengeschlossen haben. Da steht der Onkel in Lünen in der Innenstadt mit einem Stand, der Cousin will einen Stand vor Ikea aufbauen. So unterstützen wir uns gegenseitig. Und ich versuche, mich mit Stundungen und KfW-Mitteln, die ich aufgenommen habe, über Wasser zu halten. Und vor allem hoffe ich auf den versprochenen Teilausgleich für November, der vom Staat fließen soll. Mit all dem komme ich mit einem blauen Auge aus der Krise heraus – wenn sie nicht im nächsten Jahr so weiter geht.
Sie haben nach dem Aus im Oktober für nächstes Jahr den „schönsten Weihnachtszauber aller Zeiten“ versprochen. Was haben Sie vor?
Schausteller in fünfter Generation
Sebastian Küchenmeister ist Schausteller in fünfter Generation. Der Veranstalter des „Cranger Weihnachtszaubers“ ist 33 Jahre alt , geboren in Solingen und lebt mit Partnerin und Sohn (6) in Dortmund .
Küchenmeister betreibt die Riesenschaukel „Konga“ , mit der er auch regelmäßig zu Gast auf der Cranger Kirmes ist. Auch auf dem Cranger Weihnachtszauber stand das Fahrgeschäft schon. Bislang gab es den „Weihnachtszauber“ zweimal, die dritte Auflage fiel wegen Corona aus. Stattfinden sollte sie in diesem Jahr vom 19. November bis 10. Januar .
Ich will noch nicht zu viel verraten. Nur so viel: Wir sind mit einer führenden Firma, die weltweit Illuminationen macht, im Gespräch. Die machen richtig coole Sachen. Vom Licht her soll der Weihnachtszauber etwas ganz Besonderes werden, da haben wir verschiedene Sachen vor. Apropos Licht: Auch alle Laufwege sollen mit Lichterketten überspannt werden. Außerdem planen wir Weihnachtsfassaden an allen Geschäften, um die Weihnachtsstimmung auch dort zu erhöhen. Und: Auf der Eisfläche planen wir eine Eisrevue, und die Weihnachtsparaden sollen größer und voluminöser werden. Auch mit unserem fliegenden Weihnachtsmann in luftiger Höhe haben wir etwas Neues vor.
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