Herne. Corona-Tests in Pflegeheimen müssen beschleunigt werden, um Leben zu retten, so ein Herner Heimleiter. Diese Erfahrungen hat er selbst gemacht.

Nach dem Tod von 15 Bewohnern eines Altenheims in Wolfsburg schlägt der Leiter einer Herner Einrichtung Alarm: Er fordert, dass die Corona-Tests bei Mitarbeitern und Bewohnern aller Senioren- und Pflegeheime in Zukunft Priorität erhalten und von den Laboren schneller ausgewertet werden sollen.

Sieben Tage auf Testergebnis gewartet

„Es muss sich dringend etwas tun“, sagt Roberto Gentilini, Leiter des Seniorenheims Protea Care an der Forellstraße in Baukau, und verweist auf seine persönlichen Erfahrungen. Zwei Bewohner und drei Mitarbeiter des 2017 eröffneten Heims seien vom Arzt als Verdachtsfälle auf das Coronavirus getestet worden; sie hätten zuvor Kontakte zu Infizierten außerhalb der Einrichtung gehabt.

„Das Testergebnis aus dem Labor lag aber erst nach knapp sieben Tagen vor“, berichtet Gentilini. Zum Glück habe sich der Verdacht in keinem der fünf Fälle bestätigt. Positive Ergebnisse, sprich: Infektionen hätten trotz aller Sicherheitsvorkehrungen in der Einrichtung schlimme Folgen haben können. „Umso wichtiger ist es, dass Pflegeeinrichtungen von den Laboren bevorzugt behandelt werden“, sagt er. Durch ein beschleunigtes Verfahren in solchen Fällen könnten womöglich „Tausende Menschenleben“ gerettet werden.

Stadt Herne unterstützt die Forderung

Auch der städtische Gesundheitsdezernent Johannes Chudziak hält eine Priorisierung bei Tests von Menschen aus sensiblen Bereichen - wie zum Beispiel Seniorenheime - für wünschenswert. Grundsätzlich gelte: Je eher das Testergebnis vorliege, desto schneller und wirksamer könnten die notwendigen Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.

Auch Herne und andere Städte müssten bisweilen länger auf die Laborergebnisse aus den Diagnosezentrum warten, so der Dezernent zur WAZ. „Anfangs waren es ein- bis eineinhalb Tage, jetzt sind es auch schon mal drei bis fünf Tage.“ Zurückzuführen sei dies auf die Dynamik der Pandemie und der daraus resultierenden Überlastung der Labore. „Sie arbeiten schon jetzt an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr.“ Zwischenzeitlich solle es auch einen Mangel an jenen Substanzen gegeben haben, mit denen die Tests durchgeführt werden.

SPD-Abgeordneter schreibt an Landesregierung

Er zweifele deshalb daran, ob eine Priorisierung bestimmter Abstriche in den beauftragten Laboren in der aktuellen Situation umsetzbar wäre bzw. zu einem beschleunigten Verfahren führen würde. Die Stadt habe auf den Ablauf des gesamten Verfahrens jedoch keinen Einfluss; das sei Sache der Landesregierungen und der Bundesregierung.

Genau die will Roberto Gentilini - er ist auch SPD-Ratsherr in Herne - in die Pflicht nehmen: Er hat den Herner SPD-Landtagsabgeordneten Alexander Vogt über das Problem informiert. Auch dieser kann den Vorstoß Gentilinis nachvollziehen. Noch am Montag werde er das Gesundheitsministerium in einer Mail über die Problematik informieren, so Vogt.

>>> Warum führt man nicht einfach Corona-Tests bei allen Bewohnern und Mitarbeitern von Pflegeheimen oder in anderen besonders gefährdeten Einrichtungen durch? Solche Fragen höre er immer wieder, sagt Gesundheitsdezernent Johannes Chudziak.

Die Antwort sei ganz einfach: Weil es für Menschen, die keine Symptome hätten, derzeit keinen verlässlichen Negativtests gebe. Heißt: Wer keine typischen Krankheitsmerkmale hat, kann bei einem Abstrich negativ getestet werden, auch wenn er infiziert ist.

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