Herne. In veranstaltungsfreier Zeit hat das Herner Literaturhaus neue digitale Formate entdeckt. Demnächst lesen zwei Autoren im Live-Stream.
Das letzte Konzert und die letzte Lesung sind schon eine Weile her. Seit März hat in der Alten Druckerei des Literaturhauses kein Publikum mehr gesessen. Der neuerliche Lockdown durchkreuzte abermals die vorsichtigen Veranstaltungspläne von Elisabeth Röttsches, der Geschäftsführerin des Literaturhauses. Doch die Buchhändlerin und ihr Team haben die Zwangspause genutzt und sich „digitaler aufgestellt“, wie sie sagen: Mit YouTube, Facebook und Instagram halten sie den Kontakt zu ihren Kundinnen und Kunden.
Schon während des ersten Shutdowns fing es mit Buchtipps auf der Homepage an. Der Einzelhandel hatte geschlossen, doch die Kundschaft hielt der Buchhandlung die Treue, bestellte ihre Lektüre und freute sich über Buchempfehlungen und Hinweise auf Kultur-Streaming-Formate im Internet.
Literaturtipps auf dem eigenen YouTube-Kanal
Inzwischen sind Elisabeth Röttsches und Literaturhaus-Mitarbeiterin Verena Geiger selbst im Netz zu sehen. In der neu eingerichteten Abteilung „Literaturhaus digital“ sprechen sie auf dem eigenen YouTube-Kanal über ein Buch ihrer Wahl. Mit Verena Geigers Empfehlung „Long Bright River“ von Liz Moore startete das Format vor vier Monaten. „Wir haben gemerkt, wie man da rein wächst“, sagt Elisabeth Röttsches, die sich mit Verena Geiger abwechselt. „Man wird auch vor der Kamera entspannter.“ Um die drei Minuten dauert so ein Video, bei Gästen auch schon mal etwas länger.
Denn hin und wieder tauchen bekannte Gesichter auf. Felix von Manteuffel empfahl Ulrich Bechers „Murmeljagd“, seine Frau Leslie Malton „Tag für Tag“ von Saskia Luka. Beide waren in früheren Zeiten mehrfach zu Gast im Literaturhaus. Zwei mal meldete sich der Literaturkritiker Günter Keil „aus der Münchner Dependance“, während die Herner Autorin Brigitte Werner in der Kinderbuchabteilung von Koethers & Röttsches aus „Bommelböhmer und Schnauze“ las. Der bisher längste Beitrag: ein 25-minütiges Gespräch, das Moderator Martin von Berswordt-Wallrabe mit dem Ex-Vizekanzler und Wahl-Herner Franz Müntefering über dessen neues Buch „Das Jahr 2020 plus“ führte.
Instagram entdeckt
Die Videos sind auch über den Facebook-Kanal des Literaturhauses zu sehen. Dort tut sich nämlich ebenfalls regelmäßig etwas. Zudem hat Verena Geiger Instagram entdeckt: Fotos aus der Buchhandlung und dem Café, von Gästen, Hunden und Büchern, geben Einblicke in das Alltagsgeschehen im Literaturhaus.
[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Herne. Den Herne-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]
Mit zwei digitalen Veranstaltungen betritt das Literaturhaus nun demnächst noch einmal Neuland. Hanns-Josef Ortheil liest am Mittwoch, 25. November, um 19 Uhr aus „Italienische Momente“. Der von Ortheils Verlag Random House angebotene Live-Stream ist über die Homepage www.literaturhaus-herne-ruhr.de zu sehen und für die Zuschauer kostenlos. Fünf Euro kostet unterdessen eine Teilnahme an einem Abend mit Frank Goosen. Dieser hat am Freitag, 4. Dezember, den „Krippenblues“ und liest Weihnachtsgeschichten auf „dringeblieben.tv“.
Gutscheine und „Coffee to go“
Wer das Literaturhaus während seiner Schließung unterstützen möchte, kann jetzt schon Gutscheine für kommende Veranstaltungen erwerben - auch zum Verschenken geeignet.
Die Alte Druckerei wird auch vermietet. Firmen könne sie mit bis zu 15 Personen nutzen. Technik und Belüftung sind vorhanden.
Das Literaturcafé verkauft im Moment Kaffee, Getränke und Kuchen nur „to go“.
Buchempfehlungen zur Adventszeit gerade abgedreht
Apropos Weihnachten: Nicht einmal auf die beliebten Buchempfehlungen in der Adventszeit müssen die Fans in diesem Jahr verzichten. Elisabeth Röttsches und Verena Geiger haben sich gerade am Mittwoch mit ihren 18 Buchtipps von dem renommierten Herner Kameramann Young-Soo Chang filmen lassen. Sie werden in Kürze auf dem YouTube-Kanal zu sehen sein.
Ihre nicht durchweg netzaffinen Kundinnen und Kunden müssen Röttsches und Geiger hin und wieder noch auf das Angebot hinweisen. Sie selbst sagen inzwischen: „Uns macht das Spaß, uns in die digitale Welt reinzufuchsen.“ Und so könnte es sein, dass einige Elemente Bestand haben. Auch wenn sich beide schon auf den analogen Neustart freuen. Für Januar sind erst einmal drei Veranstaltungen geplant.
Auch interessant