Herne. Rund 1000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in Herne haben am Dienstag gestreikt. Mancher wurde vom Streik überrascht.
Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in Herne sind am Dienstag erneut in den Warnstreik getreten, um ihren Forderungen in den laufenden Tarifverhandlungen Nachdruck zu verleihen.
Wer in aller Regel mit Bus und Bahn unterwegs ist, hatte sich auf die Situation eingestellt. In den vergangenen Wochen waren ja mehrfach die Busse der HCR, der Vestischen sowie die Busse und Bahnen der Bogestra im Depot geblieben. Nur wer gar keine Nachrichten verfolgt, dürfte am Dienstag vergeblich an einer Haltestelle gestanden haben.
Den Fahrern gehe es um Entwicklungen, die sich in den vergangenen 20 Jahren vollzogen hätten, sagte HCR-Betriebsratsvorsitzender Özcan Günay schon Ende September im Gespräch mit der WAZ. Die Arbeit sei deutlich verdichtet worden, die Fahrer hätten kaum noch Zeit, einmal durchzuatmen und zu entspannen. Viele Dinge hätten sich zum Schlechteren gewandelt. Dazu gehöre auch die Tatsache, dass die Fahrer in insgesamt drei verschiedene Lohngruppen einsortiert seien, obwohl sie die gleiche Arbeit machten.
Mancher stand mit seinem Sperrmüll vor dem verschlossenen Wertstoffhof
Beim Nahverkehr gibt es offenbar Bewegung. Verdi hat am Dienstag Nachmittag angekündigt, bis Ende Oktober auf weitere Warnstreiks zu verzichten. Verdi bietet der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeber an, sich über einen Prozess zur bundesweiten Vereinheitlichung elementarer Arbeitsbedingungen wie Urlaub, Überstunden und Zuschlagsregelungen zu verständigen.
An anderer Stelle wurden Herner offensichtlich vom Warnstreik überrascht. In regelmäßigen Abständen wollten Fahrzeuge mit vollgepacktem Kofferraum zum Wertstoffhof an der Meesmannstraße einbiegen - und mussten vor dem verschlossenen Tor mühsam wenden. Für Missmut dürfte der Streik auch bei jenen gesorgt haben, die ausgerechnet am Dienstag einen der begehrten Termine beim Straßenverkehrsamt ergattert hatten. Die Tür blieb verschlossen.
Auch Eltern, die ihr Kind in einer städtischen Kita haben, mussten sich wieder um eine alternative Betreuung kümmern, wer in „seine“ Sparkasse wollte, musste in vielen Fällen unverrichteter Dinge umkehren.
Verdi-Sekretärin Pamela Strutz sprach gegenüber der Herner WAZ von einem erfolgreichen Warnstreik. Rund 1000 Mitarbeiter hätten sich beteiligt, das sei unter den gegenwärtigen Bedingungen mit den hohen Infektionszahlen in Herne „super“.
Die Bevölkerung kann sich womöglich auf weitere Streiktage einstellen, denn Verdi und Arbeitgeber liegen mit ihren Vorstellungen noch deutlich auseinander. Die Gewerkschaften fordern 4,8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 150 Euro. Die öffentlichen Arbeitgeber bieten 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von 36 Monaten. Als „dreist, respektlos und geradezu provozierend“ weist Verdi das zurück.
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