Herne. Hochzeitsfeier abgesagt: Nur noch 25 Gäste sollten erlaubt sein, erfuhr das Paar am Morgen. „Viel zu kurzfristig“, so die Kritik an der Stadt.
Am Freitagnachmittag um drei Uhr beginnen Bräutigam und Schwiegermutter die Dekoration im festlich weiß und pink geschmückten Saal abzubauen. 86 Gäste sollten ursprünglich in ein paar Stunden mit dem Paar (das unerkannt bleiben möchte) im Bootshaus am Wanner Westhafen feiern. Gerade in diesem Moment sollten die seit September standesamtlich Vermählten, beide 31, in der Kirche getraut werden. Jetzt sind Trauung und Feier abgesagt, samt Büfett, Hochzeitstorte und DJ. Aus der Traum von der Traumhochzeit.
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Schon seit Tagen die Zahlen beobachtet
Tagelang hätten sie die Sieben-Tage-Inzidenz für Herne beobachtet, berichtet der Bräutigam. Mit der Stadt Herne sei man in stetigem Kontakt gewesen, ergänzt seine Schwiegermutter. „Gestern hieß es noch, wir könnten feiern.“ Nachdem das Ordnungsamt am Donnerstag die erlaubte Gästezahl auf 50 reduziert und das Paar die überzähligen Gäste ausgeladen hatte, folgte am Freitagmorgen der Schock: Nur noch 25 Gäste seien zugelassen, erfuhren die Gastgeber. Doch eine weitere Beschränkung des Kreises kam für sie nicht in Frage, schon allein weil Verwandtschaft aus Bayern und Österreich angereist war. Für die Brautleute eine Katastrophe. „So kurzfristig kann man das doch nicht machen“, kritisiert der immer noch fassungslose Bräutigam die Stadt.
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„Von jetzt auf gleich“: Das ist auch für den Bootshaus-Wirt Antonio Kupreskic nicht nachzuvollziehen. Um acht Uhr morgens hatte am Freitag bei ihm das Telefon geklingelt. „Die Braut und ihre Mutter“, erzählt der Wirt, „total aufgelöst. Sie hatten schon vor mir die neuen Zahlen erfahren.“ Dass 200 Quadratmeter Saal plus 100 Quadratmeter Terrasse und ein separater Bereich für das Büfett für 50 Menschen nicht reichen sollten, leuchtet dem Wirt, der seit acht Jahren das Bootshaus betreibt, nicht ein. „Es gab sogar ein Hygienekonzept mit allem Drum und Dran“, so Kupreskic. Er nennt die Entscheidung der Stadt „eiskalt“. Was er gar nicht versteht: „Im gleichen Saal könnte ich 100 Personen à la carte bedienen. Wo ist da die Logik?“
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Braten und Dessert für die Mülltonne
„Die Braut und ihre Mutter haben mich angefleht, etwas zu tun“, sagt er. Doch mehr als auf seine Einnahmen zu verzichten, kann er nicht. „Ich kann denen das doch nicht in Rechnung stellen“, hat Antonio Kupreskic beschlossen, der nun auf seinem Einkauf für das Büfett sitzen bleibt und dem Personal absagen musste.
Rinderbraten und Dessert seien am Donnerstag schon vorbereitet worden. „Das kann ich alles in die Mülltonne werfen.“ Zwei Feiern in der Woche richtet er im Durchschnitt aus. Die nächste ist schon abgesagt. Sie sollte am Samstag stattfinden.
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