Herne. In der Herner Kreuzkirchengemeinde beginnt eine neue Ära. Am Sonntag hat sie erstmals das Ludwig-Steil-Forum der Öffentlichkeit präsentiert.

Die neue Ära hat ohne viel Aufsehen schon inoffiziell begonnen: Das Pfarrbüro der Kreuzkirchengemeinde in Herne-Mitte ist ebenso in das neue Ludwig-Steil-Forum eingezogen wie der CVJM. Telefon und Internetanschluss funktionieren einwandfrei. Am Sonntag wurde es offiziell. Zunächst feierte die Gemeinde einen Festgottesdienst, anschließend konnten sich die Gemeindeglieder in den neuen Räumen umschauen. Die WAZ war dabei.

Begrüßt werden Besucher im Foyer voller Farbenfreude. Direkt gegenüber des Eingangs hängt ein Bild von CVJM-Mitglied Peter Jeyearatnam. Darauf hat er verschiedene Aspekte des Ludwig-Steil-Forums zusammengeführt. Die Gehörlosengemeinde, die Logos von CVJM und Gemeinde, auch der Posaunenchor ist gut zu erkennen. Mit diesem Gemälde soll auch eine künstlerische Ära beginnen. Jedes Jahr solle ein Herner Künstler gefragt werden, ein Bild für das Ludwig-Steil-Forum zu malen, so Pfarrerin Katja Lueg.

Farbenfroher Empfang: Peter Jeyearatnam hat das Bild für das Foyer des Ludwig-Steil-Forums gemalt.
Farbenfroher Empfang: Peter Jeyearatnam hat das Bild für das Foyer des Ludwig-Steil-Forums gemalt. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Alt- und Neubau sind miteinander verschmolzen

Zentrales Element im Erdgeschoss ist der große Saal (der sich auch in zwei kleine unterteilen lässt). Zurzeit müssen Abstände eingehalten werden, wenn wieder normale Umstände eingekehrt sind, finden rund 100 Menschen in dem Saal Platz. Verwendet werden kann er für die unterschiedlichsten Anlässe. Vielleicht ja auch als Trausaal? Über die entsprechende Symbolik verfügt er. Die Schatten der beiden runden Leuchten formen an der Wand zwei ineinander verschlungene Ringe. Die Fenster an der Stirnseite schaffen mit ihrer Gestaltung eine Verbindung zwischen Gemeindehaus und Kreuzkirche, die durch diese Fenster zu sehen ist. In den Fenstern wird das Logo der Kreuzkirche mehrfach variiert.

Paten für Dachbegrünung gesucht

Trotz der Freude über den Einzug bleibt noch ein Wunsch offen: Das 400 Quadratmeter große Flachdach soll begrünt werden.

Dafür werden Paten und Patinnen gesucht. Sie können symbolisch einen Quadratmeter (oder mehr) für 50 Euro erwerben. Spendenkonto: Ev. Kreuzkirchengemeinde, Stichwort Dachbegrünung, IBAN DE72 4325 0030 0001 0143 31.

Im Ludwig-Steil-Forum verschmelzen Neu- und Altbau, wobei die Vergangenheit nach der Sanierung nur noch an Details sichtbar wird. Etwa an einer geziegelten Rosette, die nicht überputzt wurde, sondern quasi als Reminiszenz erhalten blieb. Bauen im Bestand bietet immer wieder Überraschungen und Herausforderungen. So musste eine ganze Treppe „umgedreht“ werden, um die Barrierefreiheit zu erreichen. Dieses Ziel ist nun umgesetzt - sowie eine Spezialanforderung. Denn neben einer „normalen“ Klingel gibt es eine Blitzlichtklingel, denn im Ludwig-Steil-Forum trifft sich auch die Gehörlosengemeinde.

Es war ein langer Weg von der Idee bis zur Realisierung

Im Obergeschoss liegen die Räume des Pfarrbüros sowie ein Sitzungssaal, der ebenfalls für verschiedene Anlässe genutzt werden soll. Vom Obergeschoss hat man einen Blick auf das Foyer, sodass das Gebäude eine große Transparenz ausstrahlt.

Nach einem langen Weg am Ziel: Die ersten Pläne für das Ludwig-Steil-Forum wurden Anfang 2014 vorgestellt.
Nach einem langen Weg am Ziel: Die ersten Pläne für das Ludwig-Steil-Forum wurden Anfang 2014 vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dass mit dem Einzug nicht nur ein Traum in Erfüllung gegangen ist, sondern auch Erleichterung nach Irrungen und Wirrungen verbunden ist, offenbart ein Blick in die Vergangenheit: Anfang 2014 präsentierte die Gemeinde den Plan, ein neues Gemeindehaus zu bauen. Im März 2016 wurde der Siegerentwurf des Büros „Scholz Architekten“ aus Senden der Öffentlichkeit präsentiert. Um den Neubau finanziell stemmen zu können, sollte das Ludwig-Steil-Haus für 2,5 Millionen Euro an die Stiftung Katholisches Krankenhaus Marienhospital verkauft werden. Doch die Stiftung wurde durch einen Finanzskandal erschüttert, die juristische Aufarbeitung ist immer noch nicht beendet. Erst als ein neuer Käufer gefunden war, konnte es weiter gehen.

Und als das Gemeindehaus den Namen Ludwig-Steil-Forum erhalten hatte, meldete sich die Obere Denkmalbehörde. Sie hatte die Vermutung, dass das alte Haus die Wirkungsstätte von Ludwig Steil war. Es „drohte“ die Unterschutzstellung. Die Gemeinde konnte diese Vermutung widerlegen, sodass die Arbeiten fortgesetzt werden konnten - und nun die neue Ära beginnt.

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