Die Herner SPD hatte nach einer Wahl wieder Grund zur Freude angesichts des Ergebnisses. Jubel auch bei den Grünen, bei der CDU Enttäuschung.
Wahlpartys hat die Herner SPD in den vergangenen Jahren in schöner Regelmäßigkeit in den Flottmann-Hallen gefeiert. Wobei: Zu feiern gab es bei den vergangenen Wahlen wenig, meist gab es lange Gesichter. Doch der Sonntagabend geriet zur echten Party. Dass die Partei offenbar sehr geschlossen ist, offenbarte die große Zahl der Mitglieder, die gekommen waren.
Die erste Anspannung wich, als die ersten Bezirke ausgewählt waren. Über 60 Prozent für Oberbürgermeister Frank Dudda. Und die Auszählung der Ratswahlbezirke deutete früh an, dass die Herner SPD sich komplett vom Landestrend abkoppelt und das Ergebnis von 2014 ungefähr gehalten hat.
SPD-Fraktions-Chef Udo Sobieski: „Das ist ein tolles Ergebnis. Wir haben in Herne die Menschen erreicht und überzeugt. Wir haben deutlich gemacht, dass wir uns der Probleme angenommen haben und die Stadt einen riesigen Schritt vorangebracht haben.“
Auch Parteichef Alexander Vogt spricht von der „neuen Herzkammer“ der SPD. Das sei, gerade vor dem allgemeinen Trend, ein phänomenales Ergebnis. Der OB sei natürlich ein Zugpferd für die Partei gewesen, das Ergebnis sei aber auch das Ergebnis der jahrelangen guten Arbeit der SPD für die Stadt.
Michelle Müntefering führte das starke Ergebnis darauf zurück, dass das Zusammenspiel zwischen einem starken OB und einer aktiven und kreativen Partei sich ausgezahlt habe. „Die SPD ist weiter stark, das ist gut so, weil wir noch viel vorhaben.“
Enttäuschung im Eickeler Park
Bei Schließung der Wahllokale ist der Wintergarten im Eickeler Park schon gut gefüllt. Die CDU stimmt sich bei Wasser und Bier in der Abendsonne ein. Im Speisesaal nebenan richtet das Technikteam den Beamer ein. Timon Radicke, der Oberbürgermeister-Kandidat der CDU, lässt sich mal hier, mal da blicken, zeitweise mit Baby auf dem Arm. „Nervös?“, fragt ihn jemand. „Bisschen angespannt“, antwortet Radicke.
Zwei Stunden später ist die Anspannung der Enttäuschung gewichen. Es sieht nicht gut aus für den Herausforderer des OB. Um die 17 Prozent bewegt sich der Balken in der Grafik auf der Leinwand, vor der allerdings nur wenige die Auszählung der Stimmbezirke verfolgen. Der Blick aufs Handy ersetzt das einstige Rudelgucken.
In einem ersten Statement gratuliert Radicke OB Frank Dudda und der SPD für ihren „starken Wahlkampf“. Das wiederholt er später in seiner Ansprache im Wintergarten. „Der OB war ein starker Kandidat“, erkennt er an. Markus Schlüter, Radickes Vorgänger, redet nicht drumherum: „Wir wollten in die Stichwahl, das hat sich nicht erfüllt“, sagt er. Auch das Ergebnis der vergangenen Kommunalwahl sei nicht erreicht worden. CDU-Fraktionsvorsitzende Bettina Szelag zeigt sich enttäuscht, dass die CDU als Koalitionspartnerin der SPD im Rat „nicht davon profitiert hat, dass wir gemeinsame Politik gemacht haben“. Der Oberbürgermeister könne nur so viel leisten, wie der Rat mitzugehen bereit sei. „Durch die stabilen Verhältnisse ist in Herne sehr viel möglich geworden.“
Geburtstagskind gibt Currywurst aus
Ausgerechnet: Mit rotem Band ist der Bereich für rund 80 Grüne in Oskar Steinmeisters Strandbar in Unser Fritz abgeteilt. Eine einzelne Partei-Fahne steht einsam im Biergarten. Die Stimmung ist nach 18 Uhr zunächst etwas verhalten - auch wenn ein Geburtstagskind im Kreisverband eine Runde Currywurst gibt. Die Auszählung der Stimmen für Rat und Bezirke lässt die Stimmung aber schnell steigen. Bereits um 19.15 Uhr - nach der Auszählung eines Drittels aller Stimmen - ergreift OB-Kandidat und Parteichef Pascal Krüger das Mikro und spricht von einem „traumhaften Ergebnis“. „Die OB-Wahl lassen wir mal außen vor“, sagt er. So viel „ehrenamtliche Power“ wie noch nie sei für dieses Ergebnis verantwortlich, sagt Krüger. Und auch seine Co-Vorsitzende Claudia Krischer und Ratsfraktions-Chef Thomas Reinke machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube: „Was ich erhofft habe, ist eingetreten“, sagt Krischer. Reinke zeigt sich zudem „erschreckt“ über das CDU-Ergebnis. Der Weg der Union in der Ratskooperation mit der SPD sei von den Wählern nicht unterstützt worden. Wie Krüger sagt auch Reinke auf Nachfrage, dass er sich eine Neuauflage einer rot-grünen Ratskooperation vorstellen könne. Bereits am Montagabend soll dies Thema in der Grünen-Wahlanalyse im Volkshaus Röhlinghausen sein.
Auch interessant