Herne. Nach langer Vorlaufzeit steht die Einführung der Parkraumbewirtschaftung in Herne-Süd kurz bevor. Warum die Stadt trotzdem in der Kritik steht.

Im Herbst 2019 hat der Rat ein Konzept für eine Parkraumbewirtschaftung in Herne-Süd beschlossen - nach fünfjähriger Vorlaufzeit und dem ehrlichen Eingeständnis der Stadt, Komplexität und Kosten dieses Projekts falsch einschätzt zu haben. In diesen Tagen war es nun so weit: Die ersten Parkautomaten wurden in Herne Süd aufgestellt, was aber Unmut und Unsicherheit bei betroffenen Anwohnern auslöste.

Keine Informationen an die Bürger

Für Bürger, Politik und Stadt Herne ist vor allem das Marien Hospital für den hohen Parkdruck in Herne-Süd verantwortlich.
Für Bürger, Politik und Stadt Herne ist vor allem das Marien Hospital für den hohen Parkdruck in Herne-Süd verantwortlich. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Der Ratsbeschluss sieht einen Mix aus Anwohnerparken, Parkscheinautomaten und Parkscheibenregelungen vor, mit dem man allen Verkehrsteilnehmern in diesem Viertel (siehe Kasten) gerecht werden will. Konsens herrscht bei Stadt, Politik und Anwohnern darüber, wer für den Parkdruck hauptsächlich verantwortlich ist: Besucher und Mitarbeiter des Marien Hospitals am Hölkeskampring. Den Bau eines Parkhauses hatte die Klinik-Betreiberin St. Elisabeth-Gruppe zunächst abgelehnt - mit dem Argument, dass die Stadt zunächst mal ihre Hausaufgaben machen und ein Parkraumkonzept aufstellen müsse. Nach einem Gespräch mit der CDU gab es allerdings positive Signale von der Gruppe.

Und was löste nun aktuell den Ärger in Herne-Süd aus? „Ich bin davon ausgegangen, dass jeder Anwohner einen Info-Brief bekommt, bevor die Automaten aufgestellt werden - in meinen Augen ist das ein Muss“, ärgert sich Katja Göring. Sie möchte sich nun schnellstmöglich einen Anwohner-Parkausweis besorgen, bekomme aber keinen Termin beim Amt – telefonisch komme sie nicht durch. Weitere Anwohner äußern Sorgen, dass die Automaten nun zeitnah in Betrieb genommen werden und sie in Kürze beispielsweise alle zwei Stunden einen Parkschein ziehen müssten: „Das ist ja nicht durchführbar, wenn man hier wohnt“, so ein besorgter Bürger.

Anwohnerin wünscht sich weitere Parkplätze

Anwohnerin und Kiosk-Betreiberin Angelika Voss glaubt, dass die Bewirtschaftung des Parkraum sowieso keine Entspannung in die angespannte Parksituation in diesem Bereich bringen werde: „Es gibt hier einfach zu wenig Parkplätze und die werden ja nun auch nicht mehr.“ Die Leute von außerhalb , die zum Krankenhaus, zum Sportplatz oder Südpool möchten, würden weiterhin hier parken – „entweder mit Parkschein oder eben ohne.“ Sie hätte eine Schaffung von weiteren Parkplätzen für sinnvoller empfunden.

Benjamin Schulz weist darauf hin, dass die Stadt bei den bisherigen Bürgerversammlungen angekündigt habe, dass alle Anwohner früh genug informiert würden. „Aber nun hat keiner einen Brief bekommen“, sagt er. Außerdem seien offenbar Parkautomaten der billigsten Variante aufgestellt worden. „Wenn der Automaten-Betreiber nicht mal ,Verkaufszeit’ richtig schreiben kann, mache ich mir schon Sorgen“, spricht er den Tippfehler auf den Automaten an. Er sei eigentlich für die Bewirtschaftung, – „vorausgesetzt, dass alles was zugesagt wurde, auch eingehalten wird.“

Stadt will Briefe ab Herbst rausschicken

Genau das sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken zu: „Der Ablauf findet genauso statt wie geplant und abgesprochen.“ Die Automaten seien nur aufgestellt worden, aber sie seien ja noch nicht in Funktion und würden auch nicht quasi über Nacht in Betrieb genommen. „Wir werden alle Anwohner früh genug – geplant ist ab Herbst – anschreiben und genau informieren, wie, wo, ab wann und zu welchen Kosten sie einen Anwohner-Parkausweis bekommen können.“ Ganz wichtig: Jetzt müsse sich noch niemand kümmern. „Ab dem Brief ist noch genügend Zeit, den Ausweis zu beantragen, bis die Automaten in Betrieb genommen werden.“

Das Konzept der Stadt

Auf folgenden Straßen in Herne-Süd werden laut Ratsbeschluss Parkscheinautomaten aufgestellt werden: Altenhöfener Straße, Seitenstraßen der Altenhöfener Straße bis Jauerstraße, Flottmannstraße (Hölkeskampring bis Lutherstraße), Am Westbach, Ingeborgstraße, Jean-Vogel-Straße, Lutherstraße (außer Sackgasse) und Bergstraße.

Die Parkscheinregelung soll jeweils von 8 bis 21 Uhr gelten. Die Gebühr bei 60 Cent pro Stunde liegen (gilt nicht für Besitzer von Bewohnerparkausweisen; sie können weiterhin kostenlos parken).

Hier will die Stadt eine Parkscheibenregelung einführen: Flottmannstraße (ab Lutherstraße bis Jahnstraße), Jahnstraße, Hölkeskampring (von Flottmannstraße bis Franz-Düwell-Straße) und Lutherstraße (Sackgasse).

Die Stadt hat bereits eine nächste Zone für eine Parkraumbewirtschaftung ins Auge gefasst: Ende 2020/Anfang 2021 soll eine Bestandsanalyse für den Bereich rund ums Evangelische Krankenhaus an der Wiescherstraße erstellt werden, so die Ansage.

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