Herne. Stell dir vor, die SPD-Spitze kommt nach Herne - und keiner bekommt es mit. Hintergründe eines Besuchs von Saskia Esken & Norbert Walter-Borjans.
Früher war nicht alles besser, aber anders. Wenn beispielsweise ein SPD-Vorsitzender in die Stadt kam, wurde dieser von der örtlichen Sozialdemokratie mit breiter Brust der Öffentlichkeit präsentiert - natürlich erst recht, wenn eine Wahl vor der Tür stand. Und wenn der Terminplan eng getaktet war, dann musste auch schon mal ein Foto reichen. 2020 gilt dies unter Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken offenbar nicht mehr. Die SPD-Doppelspitze weilte in Herne, doch eine Einladung an die örtliche Presse war dies den Genossen nicht wert.
Keine Einladung, kein Termin
Auf einer mehrtägigen Tour durchs Ruhrgebiet mit zahlreichen überregionalen Journalisten machte das Duo am Mittwoch auch in Herne Station. Nach einem politischen Sightseeing mit OB Frank Dudda im Doppeldeckerbus kehrte der Tross schließlich am Abend ins Parkhotel ein. Sollte das in Herne niemand mitbekommen? Auf Nachfrage erklärte SPD-Chef Alexander Vogt, dass die Bundespartei für Informationen und Einladungen auch an die örtliche Presse zuständig gewesen sei. Und: Ein öffentlicher Termin mit der SPD-Spitze sei aus zeitlichen Gründen sowieso nicht drin gewesen.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass einige Mitglieder des Herner SPD-Vorstands schon lange vor diesem Termin bei Fragen nach Wahlkampfauftritten von Esken & NoWaBo abgewunken habe: Nein, das bringe der örtlichen SPD nichts, hieß es. Immerhin: Herne hat der Besuch etwas gebracht. In einem großen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kommen die Stadt und OB Frank Dudda sehr gut weg. Schönster Satz: „Wenn tief im Westen Herne erwacht, dann muss sich der Rest der Republik warm anziehen.“ loc